Wie kommen wir aus der mobilen Recruiting Sackgasse?

Den heutigen Brückentag würde ich gerne zum Mobile Recruiting Day machen. Mit etwas Verspätung und etwas mehr Ruhe habe ich mir die Ergebnisse der aktuellen Studie zum “Mobile Recruiting 2013” der Hochschule RheinMain angeschaut. Was nehme ich mit? Leider nicht viel Neues! Es bleiben vor allem Absichtserklärungen der Unternehmen, in der Umsetzung gibt es leider nicht viel Innovatives zu sehen. Mobile Recruiting ist zwar noch stärker im Bewusstsein gestiegen und die einen oder anderen mobil zugänglichen Inhalte aus dem Personalmarketing sind bereits vorhanden. Grundfunktionen wie ein mobiler Stellenmarkt können die Unternehmen schon, doch an “richtigem” Mobile Recruiting trauen sich die Unternehmen noch nicht so richtig an. Warum eigentlich? Dies frage ich mich auch 11 Jahre nach meinem Weggang von MobilCom Systems immer noch. Reden JA, handeln NEIN. Können wir Personaler den gesamten Recruitingprozess nicht optimieren und dabei mobiler machen oder wollen wir einfach nicht? Hier sehe ich noch viel Handlungsbedarf und ich würde mich über Erfolgsstories in den kommenden Wochen freuen. Also schreiben Sie mir.

Vielen Dank an Prof. Wolfgang Jäger von der Hochschule RheinMain für die Bereitstellung der Ergebnisse. Die Blogs von Personalmarketing2null und Recrutainment haben schon ausführlich über die Studienergebnisse berichtet. Daher beschränke ich mich auf die Darstellung der Kernaussagen, um Sie zum Nachdenken zu animieren. Viel Spaß wünsche ich allen beim “Rangieren” aus der mobilen Sackgasse.

Kernergebnisse zum Status Quo des unternehmensseitigen Umgangs mit Mobile Recruiting

”− Fast alle Unternehmen zeigen beim Mobile Recruiting eine generelle Aufgeschlossenheit sowie ein hohes Interesse und Bewusstsein. Ein Großteil der
Teilnehmer (~ 75 %) verfügt über ein Grundverständnis und kennt die technischen (Einsatz-) Möglichkeiten im Rahmen von Personalmarketing- und
Recruiting-Aktivitäten. Verglichen mit der Vorstudie zeigen sich erkennbare Verbesserungen. Dagegen fallen die konkreten Einsatzabsichten niedriger
aus, sodass ein gestiegenes Bedeutungsbewusstsein aktuell nicht in geänderten Einsatzabsichten von Mobile Recruiting resultiert.

 

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− Den meisten Teilnehmern ist die Funktionsweise mobiler Technologien im Mobile Recruiting bekannt, wobei die Bekanntheit dieser Tools seit 2011
erkennbar gestiegen ist. Weiterhin besteht eine ausgeprägte Bereitschaft zum Angebot umfassender Mobile Recruiting-Inhalte. Meist über 80 % der
Teilnehmer können sich vorstellen, den Kandidaten bei der mobilen Bewerberansprache Informationen aus verschiedenen Bereichen mobil optimiert
zur Verfügung zu stellen (z.B. allgemeine HR-Informationen, mobile Stellenangebote etc.). Die Vorstellung zur funktionalen Ausgestaltung von Mobile
Recruiting-Angeboten
fällt dagegen noch geringer aus und bleibt auf Grundfunktionalitäten wie z.B. einen mobilen Stellenmarkt (~ 90 %) beschränkt.

− Isoliert betrachtet hat der aktive Mobile Recruiting-Einsatz weiter zugenommen, fast die Hälfte der Unternehmen setzt mobile Technologien zur
Interaktion mit Kandidaten ein und betreibt Mobile Recruiting (Verdopplung zu 2011). Auch wenn die Verwendung mobiler Technologien deutlich
variiert, hat deren Einsatz durchweg zugenommen. Aktuell bietet ca. ein Viertel der Teilnehmer eine mobile Karriere-Website an und 20 % offerieren
Interessenten einen mobilen Stellenmarkt. Eine mobile Bewerbung bieten dagegen erst ca. 9 % aller Teilnehmer an.

 

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− Ein umfassender "Mobile Fit" dieser Angebote ist aktuell jedoch noch nicht gegeben. Das Mobile Recruiting-Informationsspektrum ist homogen, aber
ausbaufähig. Hier passt noch fast jedes zweite Unternehmen, das Mobile Recruiting betreibt, die präsentierten Informationen nicht für die mobile
Nutzung an. Die funktionale Ausgestaltung der Mobile Recruiting-Angebote scheint dagegen noch nicht etabliert zu sein. Allerdings wurde die
Notwendigkeit der Implementierung verschiedener funktionaler Ausgestaltungsoptionen häufig von den Unternehmen erkannt.

− Hauptgrund der noch fehlenden Etablierung ist nach Selbstauskunft der Teilnehmer eine nicht ausreichende Beschäftigung mit diesem Thema.

 

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Mobile Recruiting Monitoring sowie systematische Wirkungs-/Erfolgskontrolle stehen noch am Anfang, nur vereinzelt erheben Unternehmen bereits
Kennzahlen zu ihren Mobile Recruiting-Aktivitäten. Gerade 12 % aller Teilnehmer erfassen Mobile Recruiting KPIs (entspricht ~ 25 % der Unternehmen,
die Mobile Recruiting betreiben). Wiederum nur ca. die Hälfte der Unternehmen, die schon ein Monitoring umsetzen, nutzen hierzu auch technische
Hilfsmittel. Insgesamt bedingt die steigende Akzeptanz von Mobile Recruiting daher noch keine systematische Erfolgskontrolle dieses Kanals.

Hauptpotenziale des Mobile Recruitings sehen die Unternehmen in der Unterstützung von Personalmarketing und Employer Branding, für die
Personalbeschaffung werden sie als geringer empfunden. Dabei liegt der Nutzen besonders in der Ansprache jüngerer Zielgruppen und weniger von
Fach-/Führungskräften. Die wichtigsten Instrumente im Mobile Recruiting sind nach Teilnehmermeinung die mobile Karriere-Website und der mobile
Stellenmarkt. Zwischen empfundener Bedeutung und unternehmensseitigem Einsatz dieser Instrumente sind aber klare Diskrepanzen erkennbar.

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− Die größten Herausforderungen im Mobile Recruiting sehen auch die Unternehmen selbst in der Vermeidung von Brüchen in der mobilen "Candidate
Experience", um letztlich einer "mobilen Sackgasse" entgegenzuwirken (siehe unten). Aber auch die Schaffung von Relevanz für das Thema Mobile
Recruiting im Unternehmen wirkt herausfordernd, die Realisierung zusätzlicher Funktionen (z.B. mobile Bewerbungsmöglichkeit) dagegen weniger.

 

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Insgesamt ist das Mobile Recruiting aktuell von einer Etablierung im Sinne einer "Mobile First-Strategie" noch ein Stück weit entfernt. Zunächst gilt es beim Mobile Recruiting, die "mobile Sackgasse" zu vermeiden. Zwar sind im Vergleich zur Vorstudie generell Steigerungen beim Mobile Recruiting-Einsatz der Unternehmen erkennbar, jedoch zeigen sich bei einer nicht isolierten, sondern an einem durchgängigen Mobile Recruiting-Prozess orientierten Betrachtung deutliche Handlungsfelder. Stellt man den Mobile Recruiting-Einsatz anhand idealtypischer Instrumente gegenüber, führt das Vorgehen oft noch zu Brüchen in der mobilen "Candidate Experience" und bildet damit die Gefahr einer "mobilen Sackgasse". Ein jeweiliges Angebot nimmt hier von Stufe zu Stufe ab und zwischen jeder dieser Stufen entsteht eine "mobile Sackgasse" (vgl. Abbildung). Hierdurch wird letztlich noch kein konsistentes, mobiles Nutzungserlebnis ermöglicht. Darüber hinaus fördern die Unternehmen die Brüche sogar noch häufig selbst durch einen unpassenden Technologieeinsatz bei der Umsetzung ihrer Mobile Recruiting-Aktivitäten. Abschließend findet aktuell noch keine vollständige Abbildung wesentlicher Prozessschritte des Recruitings auf den mobilen Kanal statt.”

 

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Comments
2 Responses to “Wie kommen wir aus der mobilen Recruiting Sackgasse?”
  1. Lutz Altmann sagt:

    Hallo Herr Ortmaier,

    schön zu hören, dass noch mehr kommen wird.

  2. Hallo Herr Altmann,
    schöner Beitrag. Auch wir von azubister.net stimmen Ihnen darin zu, dass vor allem bei der Ansprache der jüngeren Zielgruppe, in Zukunft kein Weg um das „mobile recruiting“ herumführen wird. Jugendliche wachsen mit dem Internet auf und nutzen zunehmend auch Smartphones für die Stellensuche. Diesen Trend können wir im Bereich Ausbildung schon deutlich beobachten.
    Einen schönen „Mobile Recruiting Day“ wünsche ich Ihnen,
    Philipp Ortmaier

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