Wie bloggt man richtig? – Jochen Mai im Interview

Wie versprochen kommt hier das nächste Bonbon aus unserer Abschiedsausgabe von HR-szene: Ein Interview mit Jochen Mai, Leiter des Ressorts „Management + Erfolg“ bei der WirtschaftsWoche, Autor des Bestsellers „Die Karrierebibel“ und der „Büro-Alltags-Bibel“ sowie Autor des Blogs karrierebibel.de. Michaela Schröter hat dem Profi-Blogger Tipps und Tricks entlockt, wie erfolgreiches Bloggen funktioniert:

Herr Mai, kurz und knapp: Wie bloggt man richtig?

Ich glaube es gibt bei dieser Frage kein generelles Richtig oder Falsch. Es kommt beim Bloggen vor allen Dingen auf die Inhalte an und, dass man diese authentisch rüberbringt. Das Stichwort „Content ist King“ gilt gerade beim Bloggen. Die drei wichtigsten Punkte beim Bloggen sind meines Erachtens folgende:

1.    Schreiben kann jeder. Nur lesen mags keiner. Es ist schon entscheidend, dass man Inhalte hat, die die Leute auch wirklich interessieren. Man muss an den Leser denken, und dessen Fragen beantworten, nicht Botschaften ins Netz stellen, die man selbst verkünden möchte. Nur weil ich etwas erzählen will, heißt das ja noch lange nicht, dass es die Leute auch interessiert.

2.    Dann sollte man sich die Frage nach dem Nutzwert stellen: Womit kann ich dem Leser weiterhelfen? Wie kann ich so schreiben, dass es der Leser auf Anhieb versteht und ich ihm Informationen biete, die ihm wirklich und ganz praktisch weiterhelfen – im Job, auf dem Weg in den Job und so weiter.

3.    Ganz entscheidend ist es, die Infos so aufzubereiten, dass es Spaß macht den Text zu lesen. Dabei ist die Übersichtlichkeit natürlich ein entscheidender Faktor. Kein Mensch liest Textwüsten. Also kurze Absätze schreiben, Listen machen, Zwischenüberschriften einfügen – kurz: Alles, was hilft den Text aufzulockern, sollte man einsetzen.

Weniger ist oft mehr. Was empfehlen Sie Bandwurm-Satz-Anhängern?

In Deutschland existiert der Irrglaube, verschachtelte und mit Fremdwörtern gespickte Sätze wirken intelligenter. Das Gegenteil ist der Fall. Ich selbst fühle mich als Leser bei so etwas dumm und das Lesen macht auch keinen Spaß. Während man sich beim Büffeln für eine Klausur mit derart komplizierten Texten vielleicht noch zwangsweise herumschlägt, ist das im Netz völlig anders. Da muss niemand lesen, was er nicht versteht, was anstrengend ist und keinen Spaß macht. Da klicken die Leute einfach weiter. Für mich gilt deshalb das Bonmot: „Wenn Du Großes sagen willst, verwende einfache Worte!“ Nichts überzeugt Leser mehr, als wenn man Kompliziertes und Komplexes in einfache Worte kleiden kann. Und oft ist es ja auch so, dass jemand, der kompliziert schreibt und mit Fremdwörtern um sich schmeißt, verschleiern will, dass er die Sache selbst nicht verstanden hat.

Mit welcher Frequenz bespielt man einen Arbeitgeberblog?

Man sollte nur dann bloggen, wenn man etwas zu sagen hat. Bloggen um des Bloggens Willen bringt nichts. Die Leser merken das. Es geht darum, wirklichen Nutzwert zu bieten. Dabei ist es wichtig, den eigenen Rhythmus, die eigene Frequenz zu finden. Meist läuft ein Blog in den Unternehmen „nebenher“, niemand kann sich dem Bloggen in Vollzeit widmen. Daher muss man sich fragen: Was haben wir für Themen? Finden wir genügend gute Themen, wann ist überhaupt Zeit dafür und wie oft kann ich bloggen? Am Anfang, bei einem neuen Blog, bietet der Rhythmus eine Art Orientierungshilfe. Man kann beispielsweise an den D-Tagen, also immer dienstags und donnerstags, oder an den M-Tagen bloggen. Ganz egal. Wichtig ist nur, diesen Rhythmus dann zumindest am Anfang beizubehalten. Denn die Leser werden dadurch aufmerksam und kommen wieder. Blöd, wenn sie dann enttäuscht nichts finden. Und um ein Blog zu etablieren, empfehle ich anfangs ein-, besser zweimal pro Woche zu bloggen. Einmal ist das absolute Minimum.

Wie schafft man es, über Text das Blog auffindbar zu machen?

Beim Blogmarketing geht es los mit dem Finden einer guten Überschrift. Ist die Überschrift ein „Küchenzuruf“ – also wie wenn man dem Kollegen auf dem Flur zuruft „Hast Du schon gehört…“ – macht sie neugierig. Darüber hinaus sollte die Überschrift die wichtigsten Suchbegriffe enthalten. Dabei schaut man sich einfach das eigene Suchverhalten bei Google an und verwendet in der Überschrift dann mindestens einen, besser zwei Begriffe, nach denen man selbst bei diesem Thema suchen würde. Wenn man beispielsweise über Bewerbungstipps schreibt, sollten die Wörter „Bewerbung“ und „Tipps“ folglich auch in der Überschrift vorkommen.
Zudem empfiehlt es sich, Links zu anderen wertvollen Seiten einzubauen. Denn so zu tun, als gäbe es nur das eigene Blog, ist absolut Web 1.0. Die Leser honorieren es, wenn man Ihnen die Suche im Netz abnimmt und Ihnen weitere interessante Artikel vorschlägt. Und solche Verlinkungen werten auch das eigene Blog auf und machen es für Google relevanter.
Ebenso lohnt es sich, auf anderen Seiten vorbeizuschauen und dort zu kommentieren. Hinterlassen Sie aber stets nur Gehaltvolles! Kein Trash, kein Spam – solche Kommentare verärgern nur und können der Reputation schaden. Nur mit einem guten und relevanten Kommentar macht man auf sich aufmerksam.

Comments
3 Responses to “Wie bloggt man richtig? – Jochen Mai im Interview”
  1. Mathias sagt:

    „… nur bloggen, wenn man etwas zu sagen hat.“ Das finde ich sehr gut. Ich denke auch, dass man seine Leser begeistert, wenn man nur zu Themen schreibt, die einen selbst faszinieren. Ein Blog ist demnach etwas sehr persönliches. Das dies in vielen Firmen nebenher gemacht wird, passt also m.E. schon nicht zusammen.

  2. Olga sagt:

    Ein toller Artikel mit tollen Tipps! Denn Bloggen will gelernt sein und Übung macht auch hier den Meister! 🙂

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