Virtuelle Positionierung von Unternehmen


Redaktionsportrait Joel klein

Über den Autor:

Joel Kaczmarek ist Chefredakteur von Gründerszene.de, einem Online-Magazin, dass sich rund um das Thema Gründen im Internet dreht und sowohl Fachbeiträge und News aus dem Internetbereich bereithält, als auch Einblicke hinter die Kulissen der Szene. Zuvor gehörte Joel zu den ersten Absolventen der HPI School of Design Thinking, einer kreativen Universitätseinrichtung, die sich rund um Innovation und Ideengenerierung dreht. Joel hat einen Masterabschluss in Europäische Medienwissenschaft und interessiert sich für das Internet, Sport und Computerspiele.


Als Chefredakteur eines Online-Magazins, das sich vorwiegend an Internetfirmen wendet, werde ich oft gefragt, was ich von Twitter-Accounts, Seiten bei Facebook oder Xing-Gruppen halte. Wie man sein Unternehmen am besten virtuell positioniere und welche Strategien wohl die sinnvollsten seien. Letztenendes läuft es bei all diesen Fragen mehr oder minder auf dieselbe Antwort hinaus: Welche Online-Plattform zur Präsentation der eigenen Inhalte am tauglichsten ist, entscheidet der Markt. Oder noch genauer: Die eigene Zielgruppe.

Es liegt auf der Hand, dass sich eine Marketing- oder Kundenkommunikations-Aktion im Social Media-Bereich an eine bestimmte Klientel wenden soll, nämlich jene, die den Fokus meiner Firma ausmacht. Und so wie die eigene Firma eine Zielgruppe aufweist, besitzt auch jede Plattform im Internet einen eigenen Zielgruppenfokus, handelt es sich dabei doch schließlich selbst um Firmen mit einem bestimmten Produkt. Ein Beispiel: Wenn ein mittelständisches Unternehmen aus einem eher klassischen Sektor wie etwa Versicherungen oder Bankwesen bin, macht es eher Sinn, dass sich meine Mitarbeiter bei XING präsentieren oder über ihr Unternehmen twittern, als dass sie sich bei StudiVZ oder MySpace anmelden. Auf der anderen Seite, kann es genau sinnvoll sein, sich bei StudiVZ anzumelden, wenn man etwa für sich beschlossen hat, zukünftig eine jüngere Zielgruppe anzugehen. Die Zielgruppe und der eigene Fokus entscheiden also über die sinnvolle Positionierung im Web.

Es gilt sich also zu entscheiden, in welches soziale Gefüge man das eigene Unternehmen integrieren möchte. Einfach in jedem verfügbaren Sozialnetzwerk einen Account anzulegen, nur um des Accounts selbst willens, macht den wenigsten Sinn. Dies erlaubt keine Fokussierung und führt automatisch dazu, dass eine der Online-Präsenzen leidet, weil sie nicht ausreichend gepflegt wird. Also ist es sinnvoller, sich für ein oder zwei Plattformen zu entscheiden, weil man sich eine bestimmte Strategie zu Recht gelegt hat. Wird man dann vom eigenen Vorgesetzten oder auf einer Cocktailparty gefragt, warum man denn nicht auf dieses oder jenes Netzwerk setze, hat man nicht nur einen guten Grund parat, sondern wirkt auch wesentlich professioneller, weil man den eigenen Fokus mit einer dezidierten Strategie belegen kann. Die Frage, welche die richtige Präsentationsplattform für das eigene Unternehmen ist, kann man also nur anhand der eigenen Fokussierung und Strategie entscheiden. Hier ein paar Gedanken zu den gängigsten Social Networks.

XING:

Zu den eher klassischen Portalen zählt das ehemals als OpenBC bekannte Business-Netzwerk XING. Auf den Seiten des Hamburger Unternehmens wird primär in Businesssprache kommuniziert, was sich sowohl auf das Design der Seiten, die Nutzeransprache als auch die optischen Komponenten bezieht. XING ist interessant für Unternehmen, die eher in analytischen Bereichen tätig sind und sich so gezielt einer eher konservativen Klientel präsentieren möchten. Freilich kann dies nicht pauschal für alle Nutzer der Seite behauptet werden, zumal auch immer mehr Kreative in das Portal strömen (insbesondere Freelancer, die sich an Unternehmenskunden richten), aber ein Malerbetrieb oder eine Baufirma ist hier wohl eher die Ausnahme.

Man überlege sich: Was bietet XING? Eine Möglichkeit zur Selbstdarstellung, die sehr eng am Aufbau und der Gestaltung von Lebensläufen im amerikanischen Stil gehalten ist. Neben den persönlichen Daten findet sich hier vor allem eine Liste aller Unternehmen, für die man tätig war und welchen Bildungsabschluss man vorweisen kann. Daneben bieten ein Interessenregister, eine Suche/Biete-Auflistung und Statusmeldungen auch die Möglichkeit, tagesaktuelle und situationsrelevante Informationen zu positionieren.

Daneben runden noch viele kleinere Dienste wie etwa eine Jobdatenbank oder Veranstaltungshinweise die Plattform ab. Vieles davon wird auch in offenen Betatests dem Urteil der User überlassen wie etwa die gerade neu eingeführten Services wie Slideshare (Einbinden von Präsentationen) oder MindMeister (Erstellen von Mindmaps). In diesem Sinne lässt sich XING aber hervorragend zum Pflegen und Vorstellen von Kontakten, zur Jobsuche sowie zum Recruiting (z.B. über die Suchefunktion oder über die Statusmeldung) einsetzen. Gruppen können auch gezielt für das Anregen von Diskussionen verwendet werden. Somit eignet sich Xing also primär für Privatpersonen, die ihren beruflichen Werdegang skizzieren und eine Art Online-Adressbuch pflegen wollen. Für Firmen wurden zwar auch Unternehmensprofile eingerichtet, die sich automatisch aus den Nutzerdaten rekrutieren, doch primär bleibt XING zu großen Teilen eine Individualplattform.

LinkedIn:

LinkedIn funktioniert absolut ähnlich wie XING – böse Zungen möchten behaupten, es wurde von einander abgekupfert – ist von der Klientel aber eher auf ein internationales (Geschäfts-)Publikum ausgerichtet. Hier findet man auch Dozenten aus Stanford, Entwickler aus China oder Firmenchefs aus Brasilien, während XING eher eurozentristisch bleibt. Vor allem ist LinkedIn wesentlich intensiver auf den Business-Kontext ausgerichtet: Kontakte können erst hinzugefügt werden, wenn der gemeinsame Kennenlern-Umstand (z.B. eine gemeinsam besuchte Universität oder Firma) angegeben wurde und auch die Premium-Mitgliedschaft ist wesentlich teurer als etwa bei XING.

Fortsetzung folgt!

Im nächsten Teil des Beitrags, schreibt Joel zu weiteren Sozialen Netzwerken.

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