Virtuelle Positionierung von Unternehmen III
Über den Autor:
Joel Kaczmarek ist Chefredakteur von Gründerszene.de, einem Online-Magazin, dass sich rund um das Thema Gründen im Internet dreht und sowohl Fachbeiträge und News aus dem Internetbereich bereithält, als auch Einblicke hinter die Kulissen der Szene. Zuvor gehörte Joel zu den ersten Absolventen der HPI School of Design Thinking, einer kreativen Universitätseinrichtung, die sich rund um Innovation und Ideengenerierung dreht. Joel hat einen Masterabschluss in Europäische Medienwissenschaft und interessiert sich für das Internet, Sport und Computerspiele.
Die VZ-Gruppe (StudiVZ, MeinVZ, SchülerVZ):
Die VZ-Gruppe bietet den Vorteil einer sehr spezifischen Nutzerschaft. Primär wird das Portal von Studenten abwärts, d.h. von vorwiegend jungen Menschen genutzt. Und dies äußerst präzise untergliedert: Studenten sowie ein nicht unbeachtlicher Teil von Auszubildenden sind bei StudiVZ zu finden, Schüler nutzen SchülerVZ und Alumni wechseln von StudiVZ zu MeinVZ. Hier wird es spannend sein, die Effekte in der Nutzerschaft zu beobachten, wenn die Nutzer mit dem Portal wachsen und MeinVZ zum primären Sammelbecken wird. Spannend ist die VZ-Gruppe daher wohl vor allem für Unternehmen, die etwas Kleingeld in der Tasche haben und sich dort Bannerwerbung leisten können. Mit Sicherheit wären Firmen wie Brands4Friends, das vor kurzem erst seinen zweimillionsten Nutzer begrüßt hat, nicht so erfolgreich gewesen, wenn sie nicht auf StudiVZ ihre Kernzielgruppe direkt aus ihrem Umfeld in ihr Portal hätten locken können.
Premium-Accounts halte ich hingegen für mäßig sinnvoll. Warum? Es ist eine Menge Geld für einen Dienst, den es beispielsweise bei Facebook über Seiten (noch) umsonst gibt. Hohe Fixkosten gilt es besonders bei kleinen Unternehmen zu vermeiden und der Effekt von Premiumprofilen ist noch recht überschaubar und schwer zu messen. Hinzu kommt – nach meiner subjektiven Wahrnehmung –, dass das Image von StudiVZ sich gerade erst in der Rekonvaleszenz befindet. Gruppen hingegen bieten den Vorteil, dass Nutzer einfach hinzutreten können und die eigene Firma in ihrem Profil zur Schau tragen. Allerdings sind diese Effekte schlecht messbar und eine Firma muss schon ein super Produkt oder eine lustige Gruppe haben, damit man sich bereit erklärt, sie im eigenen Profil zu tragen.
Twitter:
Twitter ist sehr universell. Die einen verteufeln es, die anderen lieben es. Wieder andere verstehen es noch nicht, hören aber von jenem trendigen neuen Medium. Egal ob Fan oder Feind: Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass ein Großteil des Web-Traffics mittlerweile von Twitter herrührt und dass es immer beliebter wird. Für alle die Twitter noch nicht kennen sollten, nur soviel: Twitter erlaubt es auf 140 Zeichen Kurzbotschaften auszusenden, wobei jeder Nutzer sich ein eigenes Gefolge aufbaut und selbst auch anderen folgt. Das heißt man wird quasi zum Abonnenten fremden Micro-Bloggings. Und Twitter hat zwei unglaubliche Stärken: Es befördert durch seine Kürze die inhaltliche Präzision und ist stets tagesaktuell, sendet quasi in Echtzeit. Wie auch Facebooks Statusmeldungen ist Twitter ebenso geeignet, externe Inhalte via Links zu verbreiten und ermöglicht so eine virale Verbreitung.
Als Unternehmen zu twittern ist eigentlich ganz leicht: Sich einen Account anlegen, das eigene Profil mit etwas Liebe und Kreativität ausgestalten und dann anfangen, interessante Inhalte zu teilen. Damit die Followerschaft wächst (also die Anzahl der Menschen, die den eigenen Nachrichten, genannt Tweets lauschen), sollte der eigene Name (z.B. @gruenderszene oder @humancaps) bei vielen Gelegenheiten publik gemacht werden. E-Mail-Signaturen eignen sich hierzu hervorragend.
Kritik ist insofern berechtigt, als das mancher Twitterer einen wirklich zuspammt. Wichtig bei der (privaten wie auch gewerblichen) Nutzung von Twitter scheint mir also der Umstand, Informationen beizusteuern, die anderen Nutzern einen Mehrwert bieten und auch auf deren Inhalte einzugehen. Das kann heißen, dass man Links mit interessantem Content versendet oder etwa auf Fragen anderer User antwortet. Interaktion lautet hier das Zauberwort, insbesondere auch bei Firmenprofilen. Die Zeiten von firmischer Einbahnstraßen-Kommunikation sind sowas von vorbei, dass sich jeder Unternehmer sein eigenes Grab schauffelt, wenn er Twitter als reinen Marketing-Absatzkanal nutzt.
Fazit:
Ich würde stets eine orchestrierte Strategie aus einigen dieser Sozialnetzwerke empfehlen. Wer international agiert, für den macht LinkedIn Sinn, falls nicht, würde ich es gänzlich weglassen. Überhaupt ist LinkedIn eher für das Personal als für das Company Branding. MySpace würde ich ebenso auslassen, es sei denn, man bietet kreativ-gestalterische Inhalte an oder hat eine entsprechende Zielgruppe. Xing ist hingegen eine lohnenswerte Plattform, bei der es sich lohnt, Zeit zu investieren. Hier sollten eine Gruppe angelegt und die eigenen Mitarbeiter darauf getrimmt werden, den Firmennamen einheitlich zu schreiben, damit eine kongruente Unternehmensprofilseite entwickelt wird. Konkrete Anfragen und Suchumstände können hier stets über Statusmeldungen erfolgen, weshalb es lohnt, Aufwand in die Entwicklung eines potenten Netzwerks zu stecken (mehr Kontakte gleich mehr Wirkungschancen).
Auf StudiVZ-Accounts würde ich verzichten, es sei denn, man hat eine junge Zielgruppe. Stattdessen würde ich eine Facebook-Seite anlegen, die ich in E-Mail-Signaturen und allgemein proaktiv kommuniziere. In die Facebook-Seite kann auch der eigene Tweet integriert werden. Je nach Zielgruppe und Fokus LinkedIn, StudiVZ und MySpace weglassen und sich stattdessen auf Twitter und Facebook konzentrieren und die eigenen Mitarbeiter zur Pflege ihrer XIng-Profile anhalten. Auf Xing auch attraktive Gruppen erstellen, die Diskussionen anregen und die eigenen Events dort posten. Dies scheint mir die effizienteste und reichweitenstärkste Kombination bei überschaubarem Aufwand und geringen Kosten. Oder was denkt ihr?