Transparent = sympathisch ?

Kürzlich ist die erste Transparenz-Studie 2011 von Klenk & Hoursch veröffentlicht worden.  Darin geht es um die Transparenzerwartungen und -einschätzungen von 140.000 Verbrauchern gegenüber Unternehmen, insbesondere gegenüber den DAX-30 Unternehmen. Nun wird ja gerade auch im Zusammenhang mit Personalmarketing und Employer Branding immer wieder gerne mehr Transparenz gefordert. Aber wie wirkt sich der „Blick hinter die Kulissen“ tatsächlich auf die Wahrnehmung aus? Wie viel Transparenz erwarten Verbraucher, respektive potenzielle Bewerber, und wirkt ein besonders offener Umgang mit Informationen gleichzeitig besonders sympathisch? Die vorliegende Studie gibt einige interessante Hinweise dazu, die ich hier gerne einmal aufgreifen möchte.

Zunächst wird ein Ranking erstellt, in dem die DAX-30 Unternehmen danach sortiert werden, wie transparent sie auf die Befragten wirken. Natürlich ist das eine sehr subjektive Einschätzung und es bleibt offen, nach welchen Kriterien die Befragten den doch eher schwammigen Begriff der „Transparenz“  beurteilen. Dennoch hat das Ergebnis eine gewisse Aussagekraft, da Personalmarketing ja vor allem auch eine emotionale und keine rationale Angelegenheit ist. Sehen wir uns die Ergebnisse also einmal an:

Volkswagen auf Platz 1 wird von 44,51 % der Befragten als „transparent“ oder „sehr transparent“ bewertet, E.on landet mit immerhin noch 16,13 % auf dem letzten Platz. Was hier auffällt, selbst das relativ gesehen „transparenteste“ Unternehmen wird von nicht einmal der Hälfte der Befragten als solches bewertet. Hier ist also noch Luft nach oben.

In der nächsten Frage ging es darum, wie sympathisch die Unternehmen wirken. Das Bild gestaltet sich hier ähnlich:

Wie zu erwarten sind starke Marken wie Volkswagen, BMW, und adidas im oberen Bereich des Rankings angesiedelt. Die Energiedienstleister RWE und E.on belegen die letzten Plätze, aber auch ThyssenKrupp und die Deutsche Telekom liegen nur im hinteren Mittelfeld.

Interessant wird nun die Gegenüberstellung der Rankings zu Transparenz und Sympathie:

Bis auf wenige Unterschiede stimmen die Platzierungen weitestgehend überein. Bedeutet das also, ein transparentes Unternehmen wirkt gleichzeitig sympathisch? Betrachtet man die Ergebnisse der vorliegenden Studie, ist zumindest von einem starken Zusammenhang auszugehen. Allerdings mache ich hier auch noch einmal darauf aufmerksam, dass der Begriff der Transparenz nicht klar umrissen ist. Es ist zu vermuten, dass einige Befragte den Unternehmen, die sie als sympathisch empfinden, auch automatisch eine höhere Transparenz zusprechen.

Laut den Ergebnissen der Studie ist auch ein klarer Zusammenhang zwischen der Transparenz eines Unternehmens und der Mitarbeiterzufriedenheit zu erkennen. Bei den Unternehmen, die intern wie extern als (sehr) transparent von ihren Mitarbeitern wahrgenommen werden, ist die Mitarbeiterzufriedenheit deutlich höher als bei weniger offenen Unternehmen:

Dabei kommuniziert längst nicht jedes Unternehmen so offen, wie es sich die Mitarbeiter wünschen würden. 81% der Befragten sind der Meinung, ein Unternehmen müsse transparent sein, um als vorbildlicher Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, sogar 89% finden Transparenz wichtig, um Vertrauen zu gewinnen oder zu erhalten. Insgesamt werden aber nur etwa 57% der Arbeitgeber als transparent oder sehr transparent empfunden. Die kleineren Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern stechen dabei durch ihre relativ gesehen deutlich stärkere Transparenz hervor:

Mangelnde Transparenz ist ein Problem, das besonders in Zeiten von Internet und Social Media vielen Unternehmen vorgeworfen wird. Sei es nun die mangelnde Diskussionsbereitschaft, das Verstecken der Verantwortlichen hinter Fake-Profilen, die steife und durch etliche Instanzen weichgespülte Kommunikation auf Facebook oder die beschönigenden und wenig realistischen „Mitarbeiter“-Videos auf der Karrierewebsite. Wer sich erfolgreich im Social Web bewegen will, muss zunächst einmal hinter die eigenen Fassaden blicken. Wer dann feststellt, dass das Unternehmen (noch) nicht bereit ist, offen zu kommunizieren und sich tatsächlich der Öffentlichkeit zu zeigen, sollte erst einmal im eigenen Hause aufräumen. Niemand erwartet, dass sie Firmengeheimnisse preisgeben oder sich im Sinne eines „Nacktscanners“ komplett durchleuchten lassen. Ein gewisses Maß an Transparenz und Offenheit ist aber unbedingt nötig. Und zwar nicht nur für die Kommunikation im Social Web. Schließlich leben wir in einer Informationsgesellschaft. Wir alle sind kritischer geworden und geben uns mit einer hübsch aufpolierten Fassade nicht mehr zufrieden. Sorgen Sie also dafür, dass man auch bei einem Blick in Ihre Hinterzimmerchen nicht gleich vor Schreck umkippt, oder noch besser: Räumen Sie ein wenig auf und veranstalten gleich selbst einen Tag der offenen Tür 😉

 

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