Thank God it’s Monday! – Mitarbeitervideos bei Henkel

Authentizität. Das ist das Zauberwort, nicht nur bei Mitarbeitervideos. Oder sollte es zumindest sein. In der Vergangenheit gab es bereits viele Diskussionen dazu, wie authentisch oder wie professionell solche Vorstellungen der vielleicht zukünftigen Kollegen sein sollten oder dürfen. Unser Standpunkt dazu: lieber ein bisschen verwackelt und nicht perfekt aber dafür glaubhaft, als ein Schein-Mitarbeiter á la Hollywood-Traumfabrik. Dass es aber immer noch Unternehmen gibt, die ihre „Mitarbeiter“ gerne als perfekt frisierte Zahnpasta-Strahlemänner und –frauen mit Idealmaßen darstellen, zeigen die aktuellen Henkel-Mitarbeitervideos. Mein erster Gedanke dazu war: „Wollen die mir nun Unterwäsche verkaufen oder doch eher Zahnpasta?“

Die rauchige Stimme im Hintergrund tut dann ihr übriges, um die Grenze zwischen Mitarbeitervideo und Unterwäsche-Werbung zu verwischen. Auch der Inhalt der Videos ist nicht wirklich das, was ein Bewerber über ein solches Medium von einem Unternehmen erfahren möchte. Vom tatsächlichen Arbeitsalltag bei Henkel bekommt man nicht viel bis gar nichts mit, stattdessen werden Standardsprüche geklopft á la: „Jeder Arbeitstag ist anders“, „Ich liebe die Herausforderungen“, „Social Responsibility spielt eine große Rolle im Unternehmen“ und das obligatorische „Excellence is our passion“ folgt am Ende des Spots.

Auf der Henkel Karrierewebsite werden die Videos mit folgendem Text angeteasert:

„Naturgemäß ist der persönliche Kontakt am wertvollsten und vermittelt Ihnen direkte Einblicke in die Kultur: Was treibt die Menschen bei Henkel an? Was ist Ihnen wichtig? Und warum arbeiten Sie gerne bei Henkel? All dies erfahren Sie in unseren Mitarbeitervideos in der Rubrik „’Ihre Kollegen von morgen.’“

Unter „persönlicher Kontakt“ verstehe ich allerdings etwas anderes. Wenn ich nach diesen Videos gehe, würde ich mich als „Normalo“ gar nicht erst bei Henkel bewerben, weil ich mich unter diesen perfekten Vorzeigekollegen ziemlich unwohl fühlen würde. Oder wachen Sie jeden Morgen um sechs Uhr früh auf und denken sich „Juhu! Es ist 6:00 Uhr!“ oder „Gott sei Dank, es ist Montag.“?

Comments
4 Responses to “Thank God it’s Monday! – Mitarbeitervideos bei Henkel”
  1. Lutz Altmann sagt:

    Diese Videos von Henkel sind wirklich ein sehr spezielles Beispiel. Wir denken wirklich, dass es so nicht passt. Und da ist es nicht entscheidend, ob man von authentisch und nicht authentisch spricht.

    Jo, bzgl. der Umsetzung bei den Videos kann ich Dir zustimmen. Wer selber schon einmal solche Videos gedreht hat, sollte wissen wovon Du sprichst. Bei mir war es immer der erste oder der zweite Versuch, die mir persönlich noch von der Glaubwürdigkeit her zusagten. Danach wurde es immer mehr verkrampft und verabschiedete sich fast zwangsläufig von einem authentischen Auftritt.

    Doch das ein oder andere Mal hing dies wirklich von der Atmosphäre, der Tagesform und anderen Faktoren ab. Ich kann nur sagen, es ist wirklich nicht leicht. Und man kann es sich selber, sowohl als „Schauspieler“ als auch als Unternehmen, nur leichter machen, wenn man die Atmosphäre des Drehs möglichst „locker“ hält.

  2. Nun, ich teile Eure Sicht, dass es hier ein wenig zu glatt daherkommt. Aber bei der ganzen Authentizitätsdebatte muss eines definitiv zu bedenken gegeben werden: es ist schlichtweg nicht jedem in die Wiege gelegt, vor einer Kamera auch locker-flockig das richtige zu sagen und dabei lässig, glaubwürdig und „authentisch“ rüberzukommen.

    Wir waren ja unter anderen für die Tchibo-Videos zuständig und ich kann dabei absolut versichern, dass die Texte der dort auftretenden Personen von diesen selber erarbeitet wurden und – so zumindest mein Eindruck bei der Arbeit mit diesen Personen – auch so gelebt und emfunden wurden. Nur: Ob dies vor der Kamera dann auch als ehrlich, aus tiefster Überzeugung kommend wirkt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Manche können eben vor der Kamera, manche nicht.

    Was authentisch ist, entscheidet der Empfänger der Botschaft, nicht der Absender. Reale Mitarbeiter, die ehrlich das sagen, was sie auch denken sind folglich nicht per Definition „authentisch“. Sie müssen dieses auch glaubwürdig „rüberbringen“… Ist halt alles nicht so leicht…. 😉 Siehe auch die Debatte auf dem recrutainment-Blog: http://blog.recrutainment.de/2010/10/03/was-ist-authentisch-ihre-meinung/

  3. Ich muss leider zustimmen: Das Zahnpasta-Lächeln wirkt übertrieben, die Sprüche wirken wie auswendig gelernt, die Locations sind pseudo-authentisch und der Slogan ist einfach nur aufgesetzt. Für mich ist das dem Image eher abträglich. Die Videos spielen in einer Liga mit Tchibo (http://tchibo.cyquest.de/ Rundgang auf deutsch auswählen, eines der VIdeos ganz links – bloß abgelesene Texte). Arbeitgeber-Videos können gerne qualititativ hochwertig sein, anstatt verwackelt und nett. Aber es soll trotzdem glaubhaft wirken. Ein sehr positives Beispiel ist für mich immer noch Guying Hu von Bayer Business Consulting in einem Video auf Facebook: http://www.facebook.com/#!/video/video.php?v=1341133619661. Er redet authentisch und relativ spontan aus seinem Arbeitsalltag heraus, nutzt die eigenen Worte, hat auch mal „ähs“ dabei.

  4. Livejobs sagt:

    Guter Bericht, der unsere Meinung von Employer Branding Videos wiederspiegelt.

    Wir setzten im Gegensatz zu Henkel auf authentische Videos, mit „echten“ Mitarbeitern bei denen auch mal ein „äh“ erlaubt ist.
    Wir sind überzeugt, dass reale Mitarbeiter und Chefs in den Videos gesehen werden wollen, mit denen man bei einer möglichen Einstellung auch tatsächlich zussamnarbeitet.

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