Telekom mit neuem Praktikumsmodell: Das Flexikum

Das Semester ist vollgepackt mit Kursen, die Regelstudienzeit sitzt einem im Nacken, die sogenannten Semester“ferien“ strotzen nur so vor Klausuren und ganz nebenbei soll man auch noch versuchen, möglichst viele Praktika einzuschieben, um sich für den Arbeitsmarkt interessant zu machen und Praxisluft zu schnuppern. Seit der Bologna-Reform ist das die Situation, der sich viele Studenten ausgesetzt sehen. Klar, Praktika sind sinnvoll und – solange auch die Unternehmen ihren Teil dazu beitragen – eine echte Bereicherung für den sonst doch eher theoretischen Studienalltag. Die Studenten bekommen die Möglichkeit, ihre Berufswahl zu überprüfen und zu konkretisieren sowie wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Auf der anderen Seite können die Unternehmen schon frühzeitig in Kontakt mit vielversprechenden Talenten treten. In Zeiten der Bachelor- und Master-Studiengänge stehen Studenten aber vor einem Problem: Wie sollen sie ein, möglichst mehrmonatiges, Praktikum in ihr Studium quetschen, wenn zwischen Kursen und Klausuren kaum Luft bleibt? Legen sie für das Praktikum extra ein Urlaubssemester ein, verlieren sie oft ein ganzes Jahr, weil einige Kurse nur im Sommer- bzw. Wintersemester angeboten werden.

Aber muss man wirklich die Regelstudienzeit sprengen, um ein mehrmonatiges Praktikum absolvieren zu können? Die Telekom sagt „nein“ und bietet nun mit dem sogenannten „Flexikum“ eine Alternative. Wie das Ganze aussehen soll, hat uns Marc-Stefan Brodbeck, Leiter Recruiting & Talent Service bei der Telekom, in einem kurzen Interview erzählt:

Herr Brodbeck, was ist der Vorteil Ihres Flexikums im Vergleich zu herkömmlichen Praktika? Können Sie uns das Modell einmal in aller Kürze vorstellen?

Kurzgefasst: Wir geben dem Studierenden einen größeren Gestaltungsspielraum. Weil wir wissen, dass die heutigen Studenten ein enges zeitliches Korsett tragen. Regelstudienzeiten, ein vollgepackter Stundenplan, Prüfungen und Hausarbeiten in der vorlesungsfreien Zeit – sie haben kaum Luft für ein mehrmonatiges freiwilliges Praktikum. Gleichzeitig wissen sie natürlich, wie wichtig ein früher Ausflug in die Praxis ist. Für sie und für uns. Also haben wir uns ein neues Modell überlegt. Übrigens als erstes DAX 30 Unternehmen überhaupt. Die Fachbereiche vereinbaren mit dem Studierenden ein Stundenkontingent für die gesamte Praktikumsdauer. Wann der Flexikant seine Stunden leistet, sprechen beide Seiten nach ihren individuellen Bedürfnissen ab. Das könnte dann zum Beispiel so aussehen: In seinen Semesterferien vertieft sich der Hochschüler mehrere Wochen in sein Projekt. Beginnt das Semester wieder, arbeitet er daran in Teilzeit weiter.

Ist mit der flexiblen Stundeneinteilung nicht auch ein enormer Abstimmungsaufwand verbunden? Warum betreibt die Telekom einen solchen Aufwand für die Gewinnung von Praktikanten?

Wir sagen ganz klar „ja“ zur Bologna-Reform.  Dennoch sehen wir, dass nicht immer alles überall rund läuft. Wie zum Beispiel beim Thema Praktikum. Sollen wir da mit den Schultern zucken oder uns wegducken? Nein, das dürfen wir natürlich nicht. Wir sind als Unternehmen in der Pflicht und müssen Lösungen anbieten. Ein Praktikum funktioniert ja wie eine Art „Eheanbahnungsinstitut“ und zahlt sich für uns und für die Studierenden aus. Die Studenten werden dank der praktischen Erfahrung einfach viel fitter für den Berufseinstieg. Davon profitieren dann alle: die Studierenden und die Unternehmen.

Haben Sie das Gefühl, dass sich seit der Bologna-Reform weniger Studenten die Zeit nehmen (können), um in einem mehrmonatigen Praktikum Praxisluft zu schnuppern?

Absolut. Früher hatten die Studierenden nicht nur ihr Diplom, sondern konnten zwei mehrmonatige Praktika vorweisen. Heute müssen Studierende mitunter ihre Regelstudienzeit sprengen, wenn sie die für sie so notwendigen praktischen Erfahrungen sammeln möchten. Im schlimmsten Fall verlieren sie bis zu einem Jahr, weil bestimmte Kurse nur im Sommer- oder Wintersemester stattfinden. Ich kann es den Studierenden also nicht verdenken, wenn sie sich dann lieber ein freiwilliges Praktikum verkneifen.

Das Flexikum stellt eine gute Möglichkeit dar, mehrmonatiges Praktikum und Regelstudienzeit unter einen Hut zu bringen. Haben Flexikum-Praktikanten aus Ihrer Sicht Vorteile gegenüber solchen, die ein Urlaubssemester für ein ausgiebiges Praktikum eingelegt haben?

Diese Frage stellt sich mir nicht – weil die Studierenden häufig gar nicht die Wahl haben. Oft können sie nicht einfach ein Urlaubssemester einlegen. Natürlich haben beide Formate ihre eigenen Vorzüge.

Für welche Bereiche ist das Flexikum vorgesehen?

Wir machen keine Einschränkungen. Generell ist das Flexikum in allen Bereichen vorstellbar. Man muss genau hinschauen, wo es sinnvoll ist und das hängt stark von den jeweiligen Aufgaben im Projekt ab. Das Flexikum ist immer eine ganz individuelle Angelegenheit. Weil es eben auf die Bedürfnisse des Studierenden und des Bereichs zugeschnitten werden muss.

Das Modell des Flexikums ist ja noch ganz frisch. Gibt es trotzdem schon erste Reaktionen (z.B. Anfragen, Bewerbungen)?

In kürzester Zeit haben Fachbereiche der Telekom Angebote für ein Flexikum ausgeschrieben. Wir suchen zum Beispiel IT-Studierende für Software-Entwicklungsprojekte bei T-Systems genauso wie Praktikanten für die Bereiche Kundennetzmanagement, Controlling oder die Vertriebssteuerung unserer Shops. Bei Interesse können sich die Hochschüler darauf umgehend auf unserer Karriereseite in Facebook oder unter www.telekom.com/your-chance bewerben.

Herr Brodbeck, vielen Dank für das Interview!

 

Comments
One Response to “Telekom mit neuem Praktikumsmodell: Das Flexikum”
  1. Otti Fant sagt:

    Nimmt die Telekom auch einen Ottifant?
    Denn der kann mit seinem Rüssel noch mehr heiße Luft erzeugen als ein Flexikant.
    Herr Brodbeck, gibt es bei T-Systems einen Need für gutes Deutsch?
    Dann würde ich mich bewerben.
    Viele Grüße
    Ihr Otti

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