Wie wir alle schon wissen, kommt eine neue Studie zum Social Media Personalmarketing auf den Markt. Groß angekündigt wird sie schon einmal. Doch was erwartet uns. Am heutigen Mittwoch erfahren wir mehr dazu auf der Zukunft Personal.

Anbei die kurze Pressemeldung:

Twitter, Xing, Facebook & Co. – Social Media auf allen Kanälen ist eines der Trend-Kommunikationsthemen 2010. »Im Personalmarketing & Recruiting stecken die Social-Media-Aktivitäten aber noch in den Kinderschuhen.« So lautet ein Fazit der beiden Personalmarketing-Experten Prof. Dr. Christoph Beck und Gero Hesse, die zwischen Juli und September 2010 die Social-Media-Aktivitäten von 110 DAX-, MDAX- und TecDAX-Unternehmen im Personalmarketing-Kontext untersucht und ihre Ergebnisse jetzt in einer aktuellen Studie veröffentlicht haben.

Wir haben das Glück schon einmal vor der Veröffentlichung der Ergebnisse in das Ranking der TecDAX-Unternehmen reinschauen zu können.

Glückwunsch an die SMA Solar Technology AG, liegt sie doch immerhin bei den TecDAX-Unternehmen vorne. Vielleicht wurde der eine oder andere Tipp von der Social Media Personalmarketing Confrence im April 2010 doch noch schnell umgesetzt. 😉 Auffällig ist, dass unter den TOP 7 der TecDAX-Unternehmen alle drei Solar Companies auftauchen. Auch die IT-Unternehmen Software AG und Bechtle AG stehen neben dem Biotechunternehmen QIAGEN in diesem Ranking ganz weit oben. Doch insgesamt sieht es bei den TecDAX-Unternehmen noch nicht sehr rosig aus, hier steckt wirklich noch vieles in den Kinderschuhen. Doch lesen Sie mehr!

Ich habe die beiden Verfasser der Studie gleich einmal zu einem Interview gebeten.

Prof. Christoph Beck Gero Hesse

Jetzt gab es in den letzten Wochen so viele unterschiedliche Studien zu Social Media HR. Warum gibt es jetzt noch eine weitere Studie?

Christoph Beck: Die vielen Studien sind in erster Linie Befragungen gewesen. Eine wirkliche Marktanalyse, wie Social Media für Personalmarketing und Recruiting tatsächlich eingesetzt wird, gab es bislang noch nicht. Unsere Studie liefert diesen Überblick plus einen umfänglichen Ranking-Teil, aus dem man ersehen kann, welche Social Media Kanäle eingesetzt werden und welche Unternehmen nach detaillierten Kriterien eine Best-Practice-Rolle einnehmen.

Was ist das Besondere an dieser Studie?

Gero Hesse: Unsere Studie ist sowohl was die betrachteten Unternehmen als auch was die analysierten Social Media Kanäle angeht, die bislang umfassendste Studie rund um das Thema Social Media für Personalmarketing. Wir haben 110 Unternehmen in Deutschland nach klar abgegrenzten Kriterien ausgewählt: es handelt sich um die DAX, TecDAX und MDAX Unternehmen. Eine so umfassende Studie gab es bislang nicht und wir denken, dass die ausgewählten Unternehmen durchaus einen repräsentativen Querschnitt über die Unternehmens-Landschaft in Deutschland darstellen. Somit können wir hier auch eine klare Aussage zum Einsatz von Social Media in den Unternehmen Deutschlands treffen. Und zum anderen haben wir mit den ausgewählten und analysierten Kanälen – nämlich der Integration von Social Media auf der eigenen Karriere-Website, twitter, facebook, Youtube sowie Karriere-Netzwerken wie XING und Linked-In und Arbeitgeberplattformen wie kununu und darüber hinaus mobile apps auch alle derzeit relevanten Kanäle abgedeckt. Auch dies gab es so umfassend bislang nicht. Zentraler USP neben dieser Ganzheitlichkeit ist die Tatsache, dass unsere Studie nicht auf einer Befragung, sondern auf einer empirischen Analyse basierend auf einem detaillierten und eigens für die Studie entwickelten Kriterienkatalog beruht und den Social Media Aktivitätsindex misst.

Wie kam die Auswahl der untersuchten Unternehmen zustande (DAX, TecDAX, MDAX)?

Gero Hesse: Es war unsere Zielsetzung, eine möglichst klare Clusterung anzubieten und somit war es sinnvoll, sich nach bereits bestehenden Clustern umzuschauen. Die Einteilung DAX, TecDAX und MDAX  ist gelernt und niemand muss sich fragen, weshalb gegebenenfalls bestimmte Unternehmen mit dabei sind oder fehlen.

Was sind im Rahmen der im TecDAX gelisteten Unternehmen besondere Ergebnisse der Studie?

Christoph Beck: Zunächst stellt man erschrocken fest, dass gerade die TecDAX Unternehmen keine besonderen Vorreiter im Social Media Kontext sind. Sie weisen insgesamt einen Social Media Aktivitätsindex von gerade einmal 10,52 % auf. Da hätten wir schon etwas mehr erwartet. Im Gesamtranking finden sich in den Top 50 gerade einmal 7 TecDAX Unternehmen. Über alle betrachteten Social Media Kanäle hinweg kann man sagen, dass die TecDAX Unternehmen sehr zurückhaltend agieren und zwar deutlich zurückhaltender auch als die MDAX Unternehmen. Lediglich 4 der TecDAX Unternehmen weisen eine Integration von Social Media auf ihrer eigenen Karriere-Website auf. Bei den Best Practices findet sich letztlich kein TecDAX Unternehmen – egal, ob wir nach Unternehmen oder nach Social Media Kanälen ranken. Hier liegen stets Unternehmen aus dem DAX oder MDAX Umfeld vorne.

Gerade die TecDAX-Unternehmen sollten ja offen gegenüber neuen technischen Möglichkeiten sein. Zeigt sich dies auch in der Studie?

Gero Hesse: Leider nein. Während die DAX Unternehmen im Social Media Aktivitätsindex mit einem Wert von 25,78 % abschneiden, erreichen die MDAX Unternehmen 13,94 % und die TecDAX Unternehmen nur 10.52 %. Somit liegen die TecDAX Unternehmen weit abgeschlagen und zeigen sich lange nicht so affin wie zuvor von uns angenommen. Dies liegt vermutlich auch daran, dass Social Media in erster Linie eine kommunikative Herausforderung darstellt, der sich viele Unternehmen noch nicht gewachsen fühlen. Erfolgreichstes TecDAX Unternehmen ist mit einem Rankinplatz 18 im Gesamtranking die SMA Solar Technology AG, die aber immerhin noch knapp vor DAX-Riesen wie SAP oder RWE liegt. Im Bereich der facebook Karriere-Fansite ist die Phoenix Solar AG lobend zu erwähnen mit immerhin knapp 50% der erreichbaren Punkte. Insgesamt ist aber gerade bei den TecDAX Unternehmen noch ganz erheblicher Nachholbedarf gegeben und mit Embrace (www.embrace-info.de) stehen wir als Dienstleister und Berater hier gern zur Verfügung.

Ist Social Media ein geeignetes Werkzeug speziell für den Mittelstand?

Christoph Beck: Ich glaube dies absolut, auch wenn sich das unter den mittelständischen Unternehmen so stark noch nicht herumgesprochen hat. Viele dieser Unternehmen arbeiten gerade erst an grundlegenden Themen im Kontext Employer Branding wie zum Beispiel einer Arbeitgeberpositionierung oder aber der Entwicklung einer eigenen Karriere-Website. Social Media wird hier auch Bedeutung erlangen, wenn grundsätzliche Themen wie die zuvor Genannten implementiert sind. Gerade für mittelständische Unternehmen, die keinen Marken-Namen mit einer großen Bekanntheit haben, ergeben sich durch die clevere Nutzung von Blogs oder Microblogging-Diensten oder Social Networks ganz andere Möglichkeiten, mit den für sie relevanten Zielgruppen in Kontakt zu treten.

Wie wird sich Social Media HR in den kommenden 12 bis 24 Monate in den Unternehmen weiterentwickeln?

Gero Hesse: Weniger Hype, mehr nachhaltiges Wachstum! In den letzten Monaten konnte man das Gefühl haben, dass Employer Branding = Social Media ist. Dem ist natürlich nicht so. Und jetzt zeigen Studien wie die unsrige, dass der Hype größer als die tatsächliche Nutzung von Social Media ist. Man sollte aber nicht vergessen, dass vor 3 Jahren noch niemand in Deutschland ernsthaft twitter, facebook oder youtube als Plattform für Personalmarketing und Recruiting eingesetzt hat. Somit ist die Entwicklung der letzten 3 Jahre doch grandios, erscheint nur vor dem ganzen Hype um das Thema nun auf einmal viel kleiner. Wenn sich die Aufregung gelegt hat, wird man feststellen, dass Social Media – sinnvoll und zielgruppenkonform eingesetzt – ein hervorragender Employer Branding Kanal ist. Insofern gehe ich von einer stetigen Professionalisierung aus.

Danke nochmals für die spannenden Einblicke vor der eigentlichen Veröffentlichung.

Die Studie »Social Media im Personalmarketing & Recruiting. Eine empirische Untersuchung der DAX-, MDAX- und TecDAX-Unternehmen« (Erhebungszeitraum Juli-August 2010) kann zum Preis von 395,00 Euro über die Webseiten www.embrace-info.de und www.medienfabrik.de bestellt werden.