Reschpeckt – Neu-Blogger Buckmann gewinnt
In den letzten Tagen war es hier auf dem Blog etwas ruhiger geworden. Projektarbeiten bei Kunden oder die Implementierung der Tippspiele zur EM (Hydro und Continental sind schon online) sowie die in dieser Woche anstehende Social Media Personalmarketing Conference Exklusiv haben uns mächtig in Beschlag genommen. Doch heute haben wir ein Highlight für alle, die offene Interviews mit persönlichen Statements lieben. Jörg Buckmann, Leiter des Personalmanagements bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ), hat auf jeden Fall meinen “Reschpeckt” verdient. Doch lesen Sie selbst.
Herr Buckmann, erzählen Sie unseren Personalmarketing Blog Lesern erst einmal ein bisschen etwas über sich.
Ich bin ein Ostschweizer mit – väterlicherseits – norddeutschen Wurzeln und arbeite seit fünf Jahren in Zürich. Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) beschäftigen 2.400 Mitarbeiter. Zusammen mit knapp 15 Mitarbeiterinnen (und nur 2 Männern) engagiere ich mich in den unterschiedlichsten Facetten der Personalarbeit. Viele dieser unterschiedlichen Aufgaben mache ich gerne, andere liegen mir etwas weniger, und für einige andere habe ich geradezu eine Leidenschaft entwickelt. Dazu gehört das Personalmarketing. Vor meiner VBZ-Zeit arbeitete ich für die Schweizerischen Bundesbahnen, habe mich berufsbegleitend weitergebildet und für meine 43 Lenze beruflich wie privat doch schon so einiges erlebt. Ich habe zwei erwachsene Töchter und bin zum zweiten Mal verheiratet.
Reschpeckt, wie es so schön bei Ihnen heißt. haben Sie sich wirklich in den letzten 18 Monaten auch bei uns in Deutschland verdient „erarbeitet“. Ich habe Sie das erste Mal auf dem Recruiting Convent 2011 erleben dürfen und war direkt sehr begeistert gewesen. Wollen Sie sich nun auch noch mit Ihrem Blog buckmanngewinnt noch mehr Respekt in der gesamten deutschsprachigen Personalmarketingszene verdienen oder welche Ziele verfolgen Sie damit?
Danke für die Blumen. In der Tat war der Recruiting Convent von Prof. Beck für mich eine wichtige Veranstaltung. Sie wird stark beachtet und in der Folge konnte ich das VBZ-Personalmarketing in verschiedenen Veranstaltungen vorstellen, meine „Tour de Germany“ gipfelte Ende 2011 in der Verleihung des QUEB-Awards für die beste Recruiting Kampagne. In Zürich sind wir darauf mächtig stolz. Mit meinem Blog will ich nicht einfach nur zusätzlichen Respekt, sondern will vielmehr begehrt, sexy und reich werden… Im Ernst: …
Wie werden Sie den Blog gezielt einsetzen? Vorrangig persönlich oder in Ihrer Rolle als Leiter Personmanagement der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ)?
… ich bin ganz einfach angefressen vom Thema Personalmarketing und -gewinnung. Mit dem Web 2.0 verändert sich unsere HR-Marketingwelt wie nie – und ich bin mitten drin. Ist doch grossartig! Unsere Zielgruppen informieren sich anders, kommunizieren anders, denken (vielleicht) auch anders als früher. Ich entdecke und erlebe ich so viel Neues, darüber will ich berichten und mich austauschen. Darum bin ich jetzt halt auch noch unter die Blogger gegangen. Ich denke, in der Schweizer „Blogger-Szene“ hat es durchaus noch Platz für einen wie mich…
Ich schreibe nur über Themen, die mich interessieren. Also über Personalgewinnung ganz allgemein und oft auch mit Fokus auf die Welt des öffentlichen Verkehrs und somit der VBZ. So dient „mein“ Blog auch als Informationsdrehscheibe für zum Beispiel die Facebook-Karriereseite der VBZ. Gleichzeitig ist er aber auch Plattform für mein privates Tun. In meiner Freizeit unterrichte und doziere ich zum Thema Personalgewinnung und biete neu mein Wissen, meine Erfahrungen und mein Feuer für dieses Themengebiet als Sparringpartner an – wenn es zeitlich irgendwie drinliegt. Und im Hintergrund werkle ich an Trainingsmodulen zum Thema der wie ich es nenne „frischen Personalgewinnung„. Zwar gibt es da auch in der Schweiz schon einiges, aber nichts in der Form, wie ich es mir vorstelle, darum konzipiere ich sie halt gleich selber. Meine privaten „Spinnereien“ habe ich nun unter der Marke buckmanngewinnt zusammengefasst.
Ich setze somit den Blog privat wie auch in meiner Funktion als Leiter des VBZ Personalmanagements ein. Auch in der Realität kann ich oft keine scharfe Trennlinie zwischen dem privaten Buckmann und dem VBZ-Buckmann machen. So ist das nun mal, mir gefällt das so.
Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht als Personaler selber mit einem Blog oder vergleichbaren Tools aktiv zu werden? Macht dies insbesondere den Personalern nicht auch ein wenig „Angst“ selber offensiver in die HR-Kommunikation einzusteigen?
Da haben Sie, leider, Recht. Ich finde, gerade in der Schweiz sind noch zu viele Personaler zurückhaltend, ja passiv, was die neuen Medien betrifft. Aber, ums Himmels Willen, schwimmen lernt man ja schliesslich auch nicht am Beckenrand, oder? Gerade wir HR-Leute sagen es doch allen, die es hören wollen oder auch nicht, wie wichtig Kompetenzen wie Flexibilität, Offenheit für Neues oder Innovation sind. Darum gehört ein grosser, schöner Spiegel auf jeden HR-Schreibtisch- mindestens jener Personen, die sich mit Rekrutierungsfragen beschäftigen. Es ist auch Chefsache, die Personaler auch für die neuen Medien zu interessieren – wenigstens da bin ich sicher ein guter Vorgesetzter.
Ihnen macht es sichtlich Spaß in den Sozialen Netzwerken zu kommunizieren. Wie wird dies in Ihrem Hause VBZ aufgenommen und diskutiert?
Die Werbung der VBZ geniesst hier in Zürich einen exzellenten Ruf. Die Unternehmenskommunikation wird ganz zufällig von meinem Chef geleitet – insofern bin ich in der glücklichen Lage, dass ich einen Vorgesetzten habe, der mich in meinem Tun unterstützt und fördert, und gleichzeitig gehen Unternehmens- und Personalkommunikation Hand in Hand. So haben wir unter anderem auch unglaublich rasche und unkonventionelle Entscheidwege. Das vereinfacht trotz der altertümlichen Haltung der Stadt Zürich, welche die sozialen Medien noch immer gesperrt hat, vieles. Im engeren Kreis, in meinem HR-Team ist meine Leidenschaft natürlich schon ab und zu ein Thema. Aber ich muss ja nicht immer alles hören…
Was fehlt z.B. den einen oder anderen Personaler zu einem erfolgreichen Arbeitgeberbotschafter des eigenen Unternehmens?
Gute Frage, ich kenne irgendwie auch keine schlaue Antwort. Oder vielleicht doch? An der „Hardware“ kann es eigentlich nicht liegen, viele Personaler sind gut ausgebildet. Dann muss es wohl die Einstellung sein. Ich finde, dass Personaler, die aus Überzeugung beim Unternehmen ihrer Wahl arbeiten, eigentlich fast zwangsläufig gute Botschafter sein müssten. Natürlich müssen auch die Kultur und die Führung stimmen, aber vieles, finde ich, passiert zwischen den eigenen Ohren. Ich stelle einfach fest, dass Personaler noch zu oft jammern. Ich kann es nicht mehr hören, die alte Leier von wegen Akzeptanz in der Geschäftsleitung, mangelndem Budget, fehlenden Ressourcen. Das ist doch Quatsch: Akzeptanz, Geld oder Ressourcen gibt es nicht geschenkt, das muss man sich erarbeiten, manchmal auch erkämpfen. Dazu braucht es aber auch Tugenden, die man nicht hinter der Schulbank lernt: Mut, Durchhaltewille und ab und zu etwas Cleverness. Und natürlich eine gute Prise Humor und die Gabe, sich nicht immer allzu ernst zu nehmen.
Ein Unternehmen, wie die Verkehrsbetriebe Zürich, sind nach Meinung vieler (insbesondere Personaler) nun nicht gerade dazu prädestiniert Vorreiter im Social Media Personalmarketing zu werden. Widerlegen Sie dieses Vorurteil einmal und zeigen Sie auf, was Unternehmen wie VBZ besser als manche Großkonzerne machen können.
Was die VBZ besser machen als andere? Nun, das Wichtigste vorab: Die VBZ haben mich angestellt… Die wirklichen Gründe sehe ich natürlich anderswo, angefangen beim hohen (Rekrutierungs-) Druck: Wir suchen jährlich 200 neue Mitarbeitende, und das im Wirtschaftsmagnet Zürich mit einer rekordtiefen Arbeitslosigkeit. Da muss man sich immer wieder etwas einfallen lassen, um die Rekrutierungsziele zu erreichen. Wir haben aber auch ein paar Asse im Ärmel, die wir ausspielen können. Wir sind gross genug, um etwas wirklich Tolles anzupacken, aber klein genug, um rasch und unkompliziert zu agieren. Unser Standort ist zentral in Zürich, also keine Conference Calls, sondern in höchstens 3 Fussminuten zu jedem möglichen Entscheidträger im Unternehmen. Wir haben sicher auch eine sehr gute Werbeagentur. Und der vielleicht grösste Vorteil: Bei uns gibt es klare Kompetenzen und wir entscheiden rasch und für viele vielleicht überraschend unbürokratisch. Auf dieser Basis haben wir in den letzten Jahren drei schöne und erfolgreiche Kampagnen umgesetzt.
2009 haben wir mit Informationsveranstaltungen in Leipzig und Dresden Busfahrer/innen angesprochen. Die Resonanz zuerst in den Medien, dann in unserer Bewerbungspipeline, war unglaublich. Die mediale Aufmerksamkeit – von der Bild über deutsche und schweizerische Radio- und Fernsehstationen bis hin zu den unterschiedlichsten online- und Printmedien – hat dafür gesorgt, dass wir mit minimalstem Einsatz von bezahlten Anzeigen hunderte von Bewerbungen erhielten. Nicht nur aus Deutschland, sondern vor allem auch aus der Schweiz.
Seit 2010 setzen wir in unserer Personalwerbung ganz auf das Internet und auf Jobvideos. Und zwar konsequent für alle Stellen. Damit besetzen wir nicht nur unsere freien Stellen, sondern holen auch darüber hinaus viele Sympathiepunkte. Damit feilen wir an unserem langfristigen Ziel, die VBZ als vielfältige und interessante Arbeitgeberin im Bewusstsein potenzieller Arbeitnehmer/innen zu positionieren. Speziell Freude bereitet mir die neue online-Stellenanzeige, die vermutlich erste ihrer Art in der Schweiz. Ich bin stolz darauf, dass wir diese Form von online-Inseraten flächendeckend einsetzen. Also für alle Stellen und in allen online-Plattformen in der Schweiz (und zum Teil auch in Deutschland).
Im letzten Jahr haben wir eine ganz tolle, frische Kampagne aufgesetzt, um endlich mehr Frauen in die Tramcockpits zu bringen. Aktuell wird gerade einmal jedes fünfte Tram von einer Frau pilotiert. Mit der pfiffigen Kampagne konnten wir den Anteil an Frauen bei den Bewerbungsdossiers und schliesslich auch bei den effektiven Anstellungen im ersten Halbjahr 2012 um 100% (!) steigern. Und das ohne Quoten und andere Stützräder der so genannten Frauenförderung. Gerade diese Kampagne steht exemplarisch für die Personalgewinnung der VBZ. Ja, wir haben eine Karriereseite auf Facebook, bespielen Kununu und machen viel in Video. Das machen wir sicher gut, andere aber noch viel besser und sind uns sicher voraus. Was uns auszeichnet, ist der frische Mix unterschiedlicher Gewinnungskanäle. So machen wir zum Beispiel nach wie vor gute Erfahrungen mit Informationsveranstaltungen („Social Media live“, sozusagen) und unsere gross-klein Plakate haben stadtweit für Furore (und viel Traffic auf der VBZ-Homepage) gesorgt. Uns zeichnet sicher aus, dass wir die Klaviatur der unterschiedlichsten Kanäle lustvoll bespielen und wir diese zu einem Netz verknüpfen, welches uns grösstmögliche Aufmerksamkeit bei verhältnismässig tiefen Kosten schafft. .
In Ihrem aktuellen Artikel stellen Sie die sechs Bausteine guter Arbeit (-geber) dar. Erzählen Sie uns kurz, was aus Ihrer Sicht die Bausteine für erfolgreiche Arbeitgeber der Zukunft sind.
Sie wollen ganz ehrlich eine kurze Antwort? Ok, einverstanden: www.blog.buckmanngewinnt.ch
Herr Buckmann, vielen Dank für das sehr interessante und persönliche Interview. Mir hat es Spaß gemacht! Und wer nun auf den Geschmack gekommen ist und in einer der schönsten Städte Europas seinen Weg finden möchte, der sollte sich die Jobs bei VBZ einmal anschauen. Und damit keiner sagt, ich wusste nicht was auf mich zukommt, ist hier noch ein kleiner kreativer Leckerbissen aus Zürich.
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Check out what others are saying...[…] wir im ersten Moment. Sucht das New Yorker Police Department nun schon ähnlich wie der Schweizer Jörg Buckmann für die VBZ seine neuen Mitarbeiter im Ausland? Noch einmal richtig hingeschaut, haben wir die New […]
[…] begegnet bin. „Stelle ich vor” ist nicht ganz richtig, denn der Herr wurde auf dem Personalmarketingblog vorgestellt. Jörg Buckmann Leiter Personalmanagement bei den Verkehrsbetrieben Zürich ist einer […]