Praktikantenspiegel 2014 – Unternehmenskultur wichtiger als Vergütung

Heute wurde in Berlin die neue, umfangreiche Praktikanten-Studie von Absolventa und der Clevis Group vorgestellt. Fazit der Studie: Die „Neue Generation Praktikum“ ist zufrieden und mobil, hält aber überwiegend nur privaten Kontakt zum Unternehmen. Welche Ergebnisse genau hat die Studie nun hervorgebracht? Wie tickt die Generation Praktikum derzeit? Hierzu gibt es vorab einige Ergebnisse bei uns auf dem Personalmarketing Blog. Vielen Dank für die Bereitstellung der Ergebnisse an Sascha Theisen von der PR-Agentur Stammplatz Kommunikation.

Mehr auch noch auf spiegel.de, wiwo.de oder News Deutschland.
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Die Studie:

Wie sieht der Durchschnittspraktikant denn laut der Studie aus? Etwas mehr weibliche Züge und ca. 23-24 Jahre alt. Oder hier etwas konkreter:

 

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Arbeitszufriedenheit

Die „Neue Generation Praktikum“ in Deutschland scheint mit ihren Arbeitgebern derzeit zufrieden zu sein. Jedenfalls ist dies das Ergebnis der Studie an der bundesweit mehr als 7.500 Praktikanten teilnahmen. Denn 82 Prozent der Befragten waren mit ihrem Praktikum zufrieden.

 

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Doch waren die Praktikanten in allen Branchen gleich zufrieden? Mitnichten! Im Branchensegment Pharma, Chemie und Medizintechnik arbeiteten die zufriedensten Praktikanten. Und worauf achten die Praktikanten insbesondere? Am wichtigsten für die Praktikanten sind Faktoren wie Networking, Teambuilding, Mentoring und Anschlusspraktika. Weniger entscheidend für die Arbeitszufriedenheit sind autonome Aufgabenbewältigung oder Welcome-Pakete. Klingt überraschend! Es scheinen doch mehr betreute als autonome Praktikantenverhältnisse gefragt zu sein. Bei den meisten Werdegängen in der heutigen Zeit ist dies nachvollziehbar. Mit 17 oder 18 Jahren Abitur und ohne Praxiserfahrung ins Studium und ab in die ersten Praktika. Da sind bei den Unternehmen andere Maßnahmen zur Integration der Praktikanten als in der Vergangenheit gefragt.

 

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Arbeitgeberqualität

Auf einer Skala von 1 (nicht zufrieden) bis 5 (sehr zufrieden) konnten die Unternehmen zur Arbeitgeberqualität bewertet werden. Nach Branchen geordnet landete auch hier das Branchensegment Pharma, Chemie, Medizintechnik mit einer Bewertung von 4,35 ganz vorne. Auf den Podiumsplätzen der Beliebtheitsskala folgen IT- und Telekommunikationsunternehmen (4,27) sowie die Arbeitgeber aus dem Konsumgüter- und Handelssegment (4,20). Weiter hinten liegen überraschenderweise Medien- und Marketing-Arbeitgeber, die mit 3,76 eher durchschnittlich bewertet werden.

 

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Jetzt können sich einzelne Unternehmnen hinter den Durchschnittswerten der eigenen Branche gut verstecken. Schauen wir doch daher einmal, welche Unternehmen die Top10 und Worst 10 bei der Arbeitgeberqualität waren. Alle Unternehmen liegen auf der Skala von 1 bis 5 über 3,5. Dies ist schon einmal nicht schlecht. Doch einige wurden halt besser bewertet als andere.

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Dell auf Platz 1 gefolgt von den “Hidden Champions” Südzucker und Wacker Chemie ist schon überraschend. Und wo ist Google oder Audi? Diese Ergebnisse weichen von den Ergbenissen vieler anderer Studien deutlich ab. Auch einmal schön zu sehen. Schauen wir auch einmal nach hinten. Deutsche Bank? Ist dies noch überraschend oder schon nicht mehr? Ebenso überraschend auch die Platzierungen von BMW oder Bosch. Ich bin schon auf die Reaktionen gespannt.

Markenimage

Doch wie haben die Praktikanten dagegen das Markenimage der einzelnen Unternehmen bewertet? Hier ist bei den Top10 eher wieder das bewährte Bild zu sehen.

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Beim Markenimage schneiden die Big Player aus dem Banken- und Telekommunikationssegment gar nicht mehr so positiv ab. Woran mag dies liegen? Viele Gründe wird es dafür geben. Doch hier sind jetzt ein verbessertes, vor allem auch internes, Employer Branding und eine optimierte HR-Kommunikation gefragt.

 

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In den einzelnen Branchensegmenten gibt es definitiv auch beim Thema Markenimage noch einiges in den Branding- und Kommunikationsabteilungen zu feilen. Arbeitgeberqualität und Markenimage zeigen doch teilweise spürbare Differenzen auf. Insbesondere das Branchensegment IT, Software und Telekommunikation kann sich hier noch deutlich steigern. Überraschend bleibt für mich der erste Platz des Branchenmix Bau, Stahl, Elektro und Kunststoff.

 

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Praktikantengehälter

94 Prozent der Praktikanten-Arbeitsverhältnisse werden heutzutage vergütet. Im Schnitt liegt dabei der Verdienst in Deutschland bei 736 Euro. Dies ist im internationalen Vergleich deutlicher geringer. In anderen europäischen Ländern werden im Mittelwert 944 Euro bezahlt. Es gibt jedoch Unterschiede zwischen Bachelor- und Masterstudenten (100 EUR). Ok, dies kann ich ja noch irgendwie nachvollziehen. Doch warum verdienen Frauen durchschnittlich 30 EUR weniger als Männer? Wahrscheinlich liegt es an der verschiedenen Auswahl der gehaltsattraktiven Branchen von Männern und Frauen. Oder was denken Sie?

 

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Und wie sieht die regionale und branchenabhängige Verteilung der Praktikantengehälter aus?

 

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Am meisten verdienen Praktikanten überraschenderweise im Norden. Hamburg (832 Euro) und Bremen (790 Euro) liegen in der Gehaltsliste weit vorne. Erst dann kommen die Favoriten aus dem Süden Bayern und Baden Württemberg. Am Ende stehen Sachsen (543 Euro) und Thüringen (504 Euro). Nur Brandenburg kann sich aus dem Osten etwas abheben. Zufrieden sind die Nachwuchskräfte der Zukunft damit allerdings nicht: Nur 43 Prozent der Studienteilnehmer halten ihr Gehalt für angemessen.

Große Unterschiede bestätigen sich auch bei den einzelnen Branchensegmenten. Die Beratungs- und Finanzbranche gleichen die zum Tell fehlende Arbeitergeberqualität und Arbeitszufriedenheit mit höheren Praktikantengehältern aus. Oder wenn wir es einmal andersherum betrachten, trotz höheren Gehältern wächst die Arbeitszufriedenheit bei Praktikanten nicht unbedingt mit an.

 

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Verbindungsglieder zum Arbeitgeber

In die spätere Festanstellung werden lediglich nur neun Prozent der Praktikanten nin einer Festanstellung und einige wenige im Dualen Studium übernommen. Gehen die anderen Kontakte zu Praktikanten vollkommen verloren? NEIN! Denn im Anschluss an das Praktikum halten die meisten trotzdem den Kontakt zum Arbeitgeber. Doch hierbei werden in erster Linie private Netzwerke aufrecht gehalten. High Potentials profitieren deutlich eher von Förderprogarmmen, dagegen sind “Nicht High Potentials” als Werkstudenten begehrt. Doch insgesamt deutet dies auf ein starkes Verbesserungspotential der Unternehmen beim “Inkontaktbleiben” mit Praktikanten hin. Denn mehr als 70 Prozent der „High Potential-Praktikanten“ bleiben nur über private Kontakte in Verbindung zum Unternehmen. 23 Prozent halten nach dem Praktikum gar keinen Kontakt mehr zum Arbeitgeber. Manchmal ist dies ja auch von den Unternehmen oder den Praktikanten zurecht so gewünscht. 😉

 

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Ablauf des Praktikums

Die meisten Praktikanten sind hierbei an einem strukturierten Arbeitsverhältnis interessiert. Dies wird Praktikanten vor allem im Branchensegment Pharma, Chemie, Medizintechnik geboten. Doch insgesamt sind die Unterschiede bei den einzelnen Branchensegmenten nicht so stark wie bei den anderen befragten Faktoren.

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Spannende Ergebnisse für die Unternehmen bringt der aktuelle Praktikantenspiegel 2014 damit hervor. Mal schauen, was die Unternehmen davon annehmen und ihre (Kommunikations-)Prozesse optimieren werden.

Comments
4 Responses to “Praktikantenspiegel 2014 – Unternehmenskultur wichtiger als Vergütung”
  1. Toller Artikel über die Wichtigkeit der Unternehmenskultur und sehr anschauliche Graphiken. Natürlich ist der Gehalt ebenfalls wichtig, doch eine passende Unternehmenskultur und das verbundene Arbeitsklima ist viel wichtiger, wenn es um die Zufriendenheit im Job geht. Daher empfiehlt es sich als Firma Unternehmenskultur Analyse Methoden in Betracht zu ziehen und zu nutzen! Denn nur so kann eine erfolgreiche Unternehmenskultur gebildet werden.

  2. Pape sagt:

    Nachwievor werden sehr viele Praktikastellen gering oder gar nicht entlohnt – da wundert es, dass die Praktikanten trotzdem fast alle zufrieden mit ihrem Arbeitgeber sind. Bei mir poersönlich werfen nicht-entlohnte Praktikas ein negatives Licht auf einen Arbeitgeber.

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