Online-Stellenbörse goes Social Media?

In der aktuellen Ausgabe des Personalmagazin schrieb Ina Ferber, Director Direct Selection CE bei Monster Worldwide, einen Artikel zum Titel-Thema Social Media: „Sieben Schritte zum Erfolg bei Facebook, Twitter und Co“. Darin gibt Frau Ferber Tipps, wie man ein Unternehmen erfolgreich auf den Weg in die Social Media bringt und diese für das Personalmarketing einsetzen kann. Worüber ich dabei gestolpert bin: Frau Ferber ist wie gesagt Leiterin des Bereiches Direct Selection bei der Monster Deutschland GmbH Der Bereich hat sich laut ihrer Auskunft „auf Arbeitgeber-Imagekampagnen im Sinne von Employer Branding und auf Social Media-Beratung“ spezialisiert. Für mich warf das zunächst die Frage auf, was Monster denn mit Social Media zu tun hat, und ob sie sich nicht selbst ein Bein stellen, wenn sie die Vorteile von Xing und Co. betonen und Tipps zur erfolgreichen Implementierung und Nutzung im Unternehmen geben. Frau Ferber war so freundlich, mir ein kurzes Interview zu ihrer Motivation für den Artikel und zum Verhältnis von Monster zu Social Media zu geben.

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In Ihrem Artikel geben Sie u.a. Tipps, wie man das Management davon überzeugt, dass Social Media in die Unternehmenskultur eingebunden werden müssen. Worin liegt Ihrer Meinung nach der Grund, dass man sich hier häufig schwer tut?

„Unternehmenskultur – das ist nicht nur Kleiderordnung, Duzen oder Siezen und Familienfotos auf dem Schreibtisch. Zur Unternehmenskultur gehören auch Werte und grundlegende Überzeugungen, die oft nur wenig bewusst und schwer zu fassen sind. Unternehmenskultur bietet eine Grundlage für Ziele und Entscheidungen. Unternehmenskultur vereinfacht die Kommunikation. Unternehmenskultur ist das Selbstverständnis einer Organisation und die Grundlage eines jeden Erfolgs. Denn keine Prozessbeschreibung, kein Organigramm, kein Zielvereinbarungssystem, kein zwischenmenschliches Beziehungsgeflecht in einem Unternehmen ist so lückenlos, dass die Unternehmenskultur keine Rolle spielt.

Und da kommen sie nun, die Sozialen Netzwerke, und bringen eine absolut ungewohnte Transparenz. Sie verändern, worüber gesprochen wird. Sie verändern, mit wem gesprochen wird. Führungsstil, Produktqualität, Unternehmenserfolg sind immer öffentlich, denn Kunden und Mitarbeiter werden zu Botschaftern des Unternehmens. Sie sind Botschafter, wenn sie über ein Unternehmen sprechen – positiv wie negativ. Sie sind auch Botschafter, wenn sie durch Abwesenheit glänzen. Eine positive Online-Reputation gibt es auf Dauer nur für eine wirklich gute Qualität der Produkte und Dienstleistungen. Eine stabile Online-Reputation als Arbeitgeber gibt es nur für Unternehmen, die Mitarbeiter mit Wertschätzung behandeln, ehrlich sind, Zusagen einhalten, also wichtige Werte tatsächlich leben. Social Media verändern also einerseits die explizite, sichtbare Unternehmenskultur, z.B. wer mit wem worüber redet. Andererseits verändern Social Media die implizite Unternehmenskultur, denn Werte und Grundeinstellungen werden sich aufgrund der Transparenz entwickeln müssen. Dass sich Führungskräfte wie Mitarbeiter mit einer solch gravierenden Veränderung schwer tun, ist ganz klar. Aber je früher sich ein Unternehmen auf den Weg in Social Media begibt, um so langsamer und geplanter läuft der Veränderungsprozess, und um so weniger schmerzhafte Umbrüche wird das Unternehmen erleben.“

Sie arbeiten als Director Direct-Selection CE bei Monster Worldwide. Wie kamen Sie darauf, einen Artikel zum Thema Social Media zu schreiben? Widersprechen sich Social Media Recruiting und das Recruiting über Monster als klassische Online-Stellenbörse nicht im Grunde?

„Monster Direct-Selection ist ein Team von erfahrenen Online-Personalmarketingspezialisten. Wir sind Profis, die für jede Zielgruppe die richtige Ansprache und die richtigen Kanäle finden und auch schwierige Positionen für unsere Kunden besetzen. Social Media ist ein neuer, wichtiger Kanal, den wir selbstverständlich auch für unsere Kunden nutzen. Da gibt es keinen Widerspruch zwischen Monster und Social Media. Die kurzfristige Besetzung offener Stellen, also das Matching von aktiv suchenden Kandidaten und aktiv suchenden Unternehmen, wird immer am besten über eine Stellenbörse funktionieren. In Sozialen Netzwerken suchen Menschen nicht nach Stellenausschreibungen, sie suchen interessante Inhalte und offenen Dialog. Das ist eine hervorragende Grundlage für ein mittelfristiges Employer Branding, für Arbeitgeber-Imagekampagnen. Kunden mit einem mittelfristigen Personalbedarf und Kunden, die Employer Branding-Ziele konsequent verfolgen, empfehlen wir daher zusätzlich eine Präsenz in Social Media.

Die Idee zu diesem Artikel ist aus der Erfahrung mit verschiedenen Kunden entstanden. Denn viele tun sich mit der Entscheidung, Social Media zu nutzen, und mit den Veränderungsprozessen schwer.“

Inwieweit ist Monster selbst in den Social Media aktiv?

„Zunächst sind wir für unserer Unternehmenskunden aktiv. Wir unterstützen Unternehmen aller Branchen dabei, sinnvolle, zielgruppengerechte HR-Strategien für Social Media zu entwickeln. Monster Direct-Selection übernimmt die technische und gestalterische Umsetzung für die Kunden. Noch wichtiger ist die Unterstützung des Veränderungsprozesses. Das kann sehr unterschiedlich aussehen. Beispielsweise können wir Kunden dabei helfen, intern ein Social Media-Team zusammenzustellen und dieses dann auszubilden. Gerade Kunden, die nicht nur positiv in der Presse erwähnt werden, bieten wir eine „Notfall-Hotline“, denn es ist wichtig, von Anfang an auf negative Kommentare richtig zu reagieren, damit kein „Shitstorm“ entsteht. Ebenso installieren wir einen Social Media-Redakteur vor Ort beim Kunden, z.B. für zwei Tage pro Woche. Dieser erstellt zusammen mit den definierten Ansprechpartnern beim Kunden einen Redaktionsplan und sorgt durch konsequentes Projektmanagement dafür, dass dieser Plan eingehalten wird. Das hat für den Kunden zwei Vorteile: Er arbeitet langfristig mit einem erfahrenen Social Media-Berater zusammen, der alle technischen und Businessinnovationen kennt. Der Social Media-Auftritt bleibt permanent wirkungsvoll und in jeder Hinsicht auf dem neuesten Stand. Dieser Berater ist zusätzlich dauerhaft beim Kunden vor Ort, kennt die Unternehmenskultur und stellt – anders als ein klassischer externer Berater – eine wirklich authentische, transparente Social Media-Kommunikation sicher.

Monster ist natürlich auch selbst auf Facebook, Twitter und Xing präsent. Je nach Kanal erreichen wir damit Jobsuchende oder Unternehmen. Für die Leser dieses Blogs ist unsere Xing-Gruppe Monster Social Recruiting besonders interessant: https://www.xing.com/net/pri488dcbx/monstersocialrecruiting/. Hier finden sich umfassende Informationen über Recruiting, Employer Branding und Social Media.“

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Ob in sozialen Netzwerken tatsächlich nicht auch nach Stellenangeboten gesucht wird, darf wohl bezweifelt werden. Schließlich gibt es durchaus schon einige Facebook-Karriereseiten, auf denen aktuelle Jobs angeboten werden, wie z.B. bei der Otto-Group.  Sicherlich sind und bleiben Social Media nach wie vor „nur“ eine Ergänzung zu den klassischen Kanälen wie den Online-Stellenbörsen. Das Engagement von Monster für Facebook, Xing und Co. erzeugt bei mir allerdings nach wie vor ein Stirnrunzeln.

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