Job Apps bei Facebook Ja oder Nein? – Facebook Recruiting Studie 2012
Am Freitagnachmittag bekam ich von Jan Kirchner, vom sehr geschätzten Wollmilchsau Blog, eine Mail zur neuen Facebook Recruiting Studie 2012. Mein erster (kurzer) Gedanke war, nicht schon wieder eine Studie. Doch da ich weiß, dass das Wollmichsau-/atenta-Team immer einen guten Job macht und am Puls der Social Media Zeit ist, habe ich mir natürlich die Ergebnisse mit großem Interesse näher angeschaut. Da wir wie bekannt regelmässig jeden Monat sowohl für unsere Kunden als auch für unseren Blog im Rahmen des Benchmarkings die Entwicklungen derzeit 60 ausgewählter Facebook Karrierefanpages beobachten, sind die Ergebnisse natürlich auch für uns von großem Interesse. Und wir sehen viele sehr ähnliche Ergebnisse, die uns gar nicht überraschen, doch für unsere Leser einige interessante Ansätze liefern sollten. Eiones vorweg: Und über Richtigkeit des Begriffs “Studie” möchten wir gar nicht diskutieren, dies sollen bitte andere tun, wenn sie Spaß daran haben. Über die Ergebnisse sollte in der HR-Öffentlichkeit stärker diskutiert werden.
Bild zur Summary der Facebook Recruiting Studie 2012
Warum diese Facebook Recruiting Studie?
Wollmichsau sagt dazu:
Zweck der Facebook Recruiting-Studie 2012 ist daher eine repräsentative Bestandsaufnahme, mit dem Ziel, interessierten HR-Verantwortlichen Entscheidungshilfen und Handlungsempfehlungen für die Einführung und den erfolgreichen Betrieb von Facebook-Karrierepages an die Hand zu geben. Denn angesichts von mehr als 30 Mio. Facebooknutzern im DACH-Raum scheint es uns mehr als drängend, dass sich die Personalmarketingpraxis der Unternehmen an die Kommunikationsgewohnheiten der Bevölkerung anpasst.
Da können wir uns gewiss nur anschließen. Wir sehen sowohl in einer immer noch fehlenden Marketing- und Social Media Affinität der HR-Abteilungen als auch in den damit verbundenen geringer ausfallenden Budgets die größten zu bezwingenden Hürden auf dem erfolgreichen Weg der Arbeitgebermarken ins Social Web.
Zur Methodik
Definition "Karrierepage":
Eine Karrierepage im Sinne dieser Studie ist jede Facebookpage, die aufgrund ihrer Ausrichtung bzw. ihres strukturellen Aufbaus (Job-Integration, Karriereapps…) zu Employer Branding, Personalmarketing und Recruitingzwecken genutzt wird.
Erfassungszeitraum: Mai 2012
Datenbasis: April 2012 (Gesamtmonat)
Untersuchungsmenge: N = 281 Karrierepages davon: 224 Allgemeine Karrierepages 57 Azubi-Karrierepages
Dieser Ansatz ist gut gewählt, da eine Abgrenzung zwischen Fanpage und Karrierefanpage immer wieder unter den HR’lern diskutiert wird. Nehmen wir bspw. die Fanpage der Krones AG. Ist dies nun eine (reine) Karrierefanpage oder nicht? Ich bin gespannt auf die Einschätzung?
Executive Summary
Hier einmal kurz von atenta zusammengefasst, die wichtigsten Ergebnisse der Facebook Recruiting Studie 2012:
- Knapp 45 Prozent der untersuchten Unternehmen binden ihre Stellenanzeigen mithilfe einer Jobbörsen-App in ihre Karrierepage ein.
- Rund 43 Prozent der Karrierepages stellen ihrer Community mittels einer Image-App im Rahmen der Page das eigene Unternehmen und seine Karriereperspektiven vor.
- Lediglich jedes siebte Unternehmen stellt auf der Karriere- page das Facebook-Team bzw. seine Ansprechpartner für Karrierefragen vor.
- Nahezu die Hälfte aller Karrierepages nutzen Videos zur Darstellung des Unternehmens oder der Vermittlung von Karriereperspektiven.Durchschnittlich ist jeder zwanzigste Post ein Video.
- 78 Prozent der Karrierepages Duzen die Mitglieder ihrer Community, 13 Prozent Siezen ihre Fans und rund 10 Prozent kommunizieren ohne direkte Anrede (!).
- Durchnittlich posted eine Karrierepage 12 Beiträge im Monat, insgesamt reicht die Spanne von 0 bis 86 Beiträgen.
- 43 Prozent der Postings enthalten Bilder, bei denen es sich vielfach aber lediglich um automatisch importierte Vorschaubilder handelt.
- Knapp die Hälfte der untersuchten Karrierepages reagieren nicht auf Aktivitäten ihrer Community(!).
- Vier Prozent der Karrierepages haben im Untersuchungs- zeitraum ein Gewinnspiel veranstaltet
Kommen wir nun zu einigen Teilergebnissen der Studie:
Jobbörsen Apps – Ja oder Nein?
Integration der Jobbörsen Apps auf allgemeinen Karrierefanpages
Nur die Hälfte der allgemeinen Karrierefanpages setzen eine Job App ein. Bei den Ausbildungsfanpages sind es nur knapp ein Viertel. Über die Einbindung von Job Apps diskutieren wir auch mit unseren Kunden und anderen Unternehmen sehr kontrovers. Bei einzelnen Unternehmen mit einer entsprechenden App-Anbíndung an die eigene oder eine weitere extern genutzte Jobbörse, wie z.B. bei Continental und Jobstairs, ist die Einbindung einer Job App eine Pflicht. Alles ist da und kann problemlos angebunden werden. Daher ist hier immer unser erster Rat an die Unternehmen: Ihr interner Jobbörsen-Dienstleister sollte ihnen schnellstmöglich eine solche Schnittstelle (kostenlos bis kostengünstig) zur Verfügung stellen (können). Doch die Unternehmen, die eine solche Lösung (noch) nicht haben, kommen derzeit immer mehr ins Grübeln, ob man eine Job App überhaupt benötigt. Wenn man sich die Zugriffszahlen auf die einzelnen Tabs/Apps einer Karrierefanpage anschaut, ist Skepsis zurecht angesagt. Nur selten werden die Job Apps auch wirklich bewußt von den Fans aufgerufen. Dies kann verschiedene Gründe haben. Mangelnde Bewerbung der Job App gehören beispielsweise auch dazu. Alternativ können die Unternehmnen einzelne Joboptionen im Rahmen einer kleinen Insight Story über Posts in der Timeline vorstellen und adäquat über Facebook Ads und Promoted Posts vermarkten. Daher lautet unsere Empfehlung an die Unternehmen:
Binden Sie trotzdem, wenn möglich, eine Job App in Ihre Karrierefanpage ein. Doch diese App-Anbindung sollte Ihnen Ihr Jobbörsen-Anbieter im Rahmen einer Aktualisierung kostenlos bis kostengünstig zur Verfügung stellen. Vermeiden Sie dagegen “leblose”, reintechnische Job Applikationen mit automatischen Job Postings und hohen jährlichen Administrationskosten. Kommunikation vor Technik ist hier das Stichwort!
Image oder Karriere Apps
Integration von Image Apps gesamt
Wer auf eine Image App zur Präsentation des eigenen Unternehmens verzichtet, vergibt definitiv eine große Chance sich bei den Fans (und häufig auch potenziellen Bewerbern) zu präsentieren. Zumeist finden sich aus unserer Erfahrung solche Image Apps unter dem Tabtitel Karriere. Die niedrige Zahl von knapp 43 Prozent ist zweifelsohne erschreckend. Das Bewußtsein diese Informationen den eigenen Fans anzubieten ist noch nicht stark verbreitet. Doch welche Inhalte gehören auf in eine Image/Karriere App und was kommuniziere ich über Posts? Dies sollte beides miteinander abgewogen werden. Arbeitsatmosphäre, Kulturen im Unternehmen und Menschen des Unternehmens kann man häufig besser und direkter in den Posts rüberbringen. Zurecht kommt dann immer der Einwand, dass diese Posts ja selten nachhaltig wirken, da sie nur maximal 3-5 Tage im Bewußtsein der Leser bleiben. Stimmt! Hier bietet sich daher für Unternehmen immer als Ergänzung ein Coprporate oder Karriere Blog als (nachhaltige) Ergänzung an. Aus unserer Erfahrung heraus, sollte ein Image oder Karriere Tab immer auch als Appetitmacher für den Besuch der Karrierewebseite eingesetzt werden. Auf dieser könne wesentlich userfreundlicher die Informationen zum Unternehmen angeboten werden. Doch denken Sie daran: Alle Auftritte, wie Karrierewebseite, Blog und Facebook Karrierefanpage sollten die gleichen Standards bieten und als Gesamtpaket zur Bewerbung bei den (potenziellen) Interessanten gesehen werden. Nur so klappt es, auch mit dem Bewerber.
Hinsetzen, Kommunikation mangelhaft
Was ist das denn? Haben all die Unternehmen in den vergangenen Jahren die Entwicklung im Social Web verschlafen?
Nur jedes siebte Unternehmen stellt auf der Karrierefanpage das dort agierende Team vor. Dies können wir absolut nicht nachvollziehen. Hier kann es nur heißen, schleunigst die Teambilder zusmamenstellen und einen Teamtab hinzufügen.
Zum Duzen haben sich schon drei Viertel aller Karrierefanpages entschieden. Immerhin! Ob Sie das Du aber auch schon in der Kommunikation im Social Web verinnerlicht haben, bezweifeln wir wahrscheinlich alle noch. 😉 Denn lediglich gut die Hälfte der Fanpages reagiert auf Anfragen der Fans. Hallo, ist da jemand zuhause? Bevor ich mich hier so richtig “in Rage rede” ;-), wäre es natürlich sehr wichtig zu wissen, wie das Ganze in der Praxis gemessen wurde. Wir machen bei unseren Kunden damit bis jetzt gute bis sehr gute Erfahrungen.Doch festzuhalten bleibt, dass insbesondere bei der Kommunikation noch sehr viel Nachholbedarf bei den Karrierefanpages besteht. Der Ansatz der social-media-affinen HR-Kommunikation steckt immer noch, auch 2012, in den Kinderschuhen.
Reaktion auf Fanaktivität gesamt
Weitere Ergebnisse der Facebook Recruiting Studie können Sie sich hier downloaden.
Weitere Artikel zur Studie:
Wollmilchsau
Personalmarketing2null>
Robindro Ullah
Jörg Buckmann
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2 Responses to “Job Apps bei Facebook Ja oder Nein? – Facebook Recruiting Studie 2012”Trackbacks
Check out what others are saying...[…] unserem Artikel zu den Job Apps bei Facebook fragten wir auch noch einmal kritisch nach, ob wir Job Apps überhaupt auf Karrierefanpages auf […]
[…] :-)). Insofern liegt es also auf der Hand, dass auch ich nach Jörg Buckmann, Jörn Hendrik Ast, Lutz Altmann, Robindro Ullah …. etc. pp. meine eigene kritische Betrachtung dieser Analyse […]