Jeder braucht ein Trüffelschwein – TRM bei Audi

image Viele neue Trends kommen speziell durch Social Media in das Business des Personalmarketings und Recruitments. Eine dieser Entwicklungen wollen wir hier auf dem Personalmarketing Blog nicht vorenthalten, weil wie ich finde, es eine der spannenden Geschichten der HR-Neuzeit ist. Janina Weigel, aus der Kommunikation im Personalmarketing der Audi AG, berichtete in Ihrem HR-szene Gastartikel im November ausführlich und sehr inspirierend von Tobias Becker, dem “TRM-Trüffelschwein” bei Audi. Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung! Und ich freue mich auf Nachahmer-Geschichten.

image Tobias Becker hat viele Namen: „Der Überraschungsgast im Wohnzimmer“ titelte das Personalmagazin, als „Mädchen für alles“ wurde er in der WirtschaftsWoche bezeichnet. Im Team Personalmarketing wird er auch manchmal „unser Trüffelschwein“ genannt.

Tobias Becker selbst sieht sich am liebsten als „Anwalt der Talente“, denn er ist – und das ist bisher deutschlandweit einzigartig – Talent Relationship Manager bei Audi.

Doch was genau ist unter „Talent Relationship Management“ (TRM) zu verstehen? Audi hat TRM definiert als „den Aufbau und das aktive Management von Beziehungen zu potentiellen Kandidaten und Mitarbeitern aus den Engpasszielgruppen mit dem Ziel, über den Aufbau von Pools eine höhere Qualität der Stellenbesetzung zu erreichen.“ – soweit die Theorie.

In der Praxis heißt das: Tobias Becker ist permanent auf der Suche. Auf Fachmessen, Kongressen und im Internet. Er sucht nach Ingenieuren mit Berufserfahrung in drei von Audi definierten Engpassbereichen. Die Frage des TRM ist: Wie findet man die sogenannten „latent“ Suchenden, also die Talente, die nicht aktiv auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sind, aber durchaus gesprächsbereit sind, wenn sie angesprochen werden. Im Gegensatz zum Recruiting steht beim TRM nicht die kurzfristige Besetzung einer Stelle im Focus, man beschäftigt sich nur am Rande mit einer ganz konkreten Position. Und Becker ist wichtig: „Ich bin kein Headhunter!“ Was ihn in seiner Arbeit von der eines Headhunters unterscheidet, ist der langfristige Ansatz. Während das klassische Headhunting die Besetzung einer aktuell vakanten Stelle anstrebt, steht im TRM-Ansatz die Pflege von Beziehung im Vordergrund. „Natürlich ist das ideale Ziel des TRM eine langfristige Zusammenarbeit“, erzählt Becker. „Zunächst ist mir allerdings ein erstes persönliches Kennenlernen und der fachliche Austausch wichtig.“

Durch sein Studium des Wirtschaftsingenieurswesen mit Fachrichtung Maschinenbau und langjährige Erfahrung im technischen Einkauf hat er auch das nötige Know-how, um sich mit Ingenieuren aus dem Bereich der Produktion sowie dem Forschungs- und Entwicklungsumfeld auf Augenhöhe austauschen zu können. Doch die fachliche Basis reicht lange nicht aus: Wichtig sind für TR-Manager vor
allem auch Kommunikationstalent und soziale Kompetenzen. Man muss eine Vertrauensbasis schaffen, das Eis brechen und Brücken bauen. Denn TRM lebt von der Beziehung. Wird diese nicht als persönlich wahrgenommen, erreicht man auch keine Bindung. Und gerade diese persönliche Beziehung ist Becker besonders wichtig. Aktuell hält er mit einer Vielzahl von Talenten regelmäßig Kontakt. Er ist permanent erreichbar – auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten. „Ich erinnere mich gerne an ein Talenttelefonat am Samstagmittag auf meinem Balkon“, erzählt
Becker schmunzelnd. Ein anderer TRM-Kandidat rief ihn gegen 22.00 Uhr an – er hat ihm glücklich von zwei Stellen berichtet, die Audi ihm aufgrund der Empfehlung durch Herrn Becker angeboten hatte. „Natürlich bin ich ans Telefon gegangen. Ich fiebere ja mit allen meinen Talenten individuell mit.“

Eine Frage, die Becker oft gestellt wird, ist die nach dem Erfolg des TRM-Ansatzes. „Wir haben bisher schon einige Kandidaten aus dem TRM-Tool eingestellt“, berichtet Becker mit leuchtenden Augen. Eine seiner „Erfolgsgeschichten“ ist Florian Schleinitz, den Becker 2008 auf dem VDI Recruiting Tag in Hamburg kennenlernte. „Ich war beeindruckt, von seinem Wunsch, im Bereich der Produktionsplanung und -steuerung tätig zu sein – und das am liebsten bei Audi!“. Nach dem Gespräch folgten einige E-Mails, zahlreiche Telefonate und weitere persönliche Treffen, beispielsweise auf der Hannover Messe – mit erfolgreichem Ausgang: Im Mai 2010 konnte Becker „sein Talent“ Schleinitz als festen Audi
Mitarbeiter begrüßen. „Das war für mich schon ein Höhepunkt“, erzählt Becker rückblickend. „Insgesamt war es auch für mich ein Glücksgriff, dass man mich auf die Stelle des Talent Relationship Managers angesprochen hat, denn es ist jetzt
meine offizielle Aufgabe, zu recherchieren, Kontakte zu knüpfen und mit interessanten Menschen in Kontakt zu bleiben – alles Dinge, die ich vorher auch schon in meiner Freizeit mit großer Freude gemacht habe.“

Vielen Dank an Janina Weigel für den tollen Gastartikel.

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  1. […] – sie sind Experten und wollen von Experten Ihres Fachs angesprochen werden. Becker ist Wirtschaftsingenieur mit Fachrichtung Maschinenbau und langjähriger Erfahrung im technischen Einkau…. Jeder von uns kennt diesen Effekt des Beziehungsaufbaus (Du kommst aus dem Allgäu? Ich auch! […]



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