Interview mit Henner Knabenreich zu Employer Branding auf Facebook
Der Diplom-Kaufmann und Buchautor des Buchs “Kandidatensuche im Netz – über die Karrierwebsites der 50 größten Arbeitgeber in Deutschland” hat Stationen als Personal- und Unternehmensberater absolviert, zuletzt als Berater bei tmp Communications & Services. Dort war Henner Knabenreich mit der Konzeption von Karriere-Websites und anderen Online-Personalmarketing-Lösungen betraut. Derzeit befindet er sich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung im Personalmarketing-/Social-Media-Umfeld.
Herr Knabenreich, seit wann beschäftigen Sie sich mit Facebook und wie kamen Sie auf die Idee zur Untersuchung von Employer Brands auf Facebook?
Ich nutze Facebook privat seit ca. 2 Jahren. Dazu kam dann auch die berufliche Nutzung. Da ich mich schon seit gut 6 Jahren mit dem Thema Online-Personalmarketing und hier insbesondere mit der Qualität von Karriere-Websites auseinandersetze und selbst Karriere-Websites konzipiert habe, war es nur eine Frage der Zeit, sich einmal mit der Qualität von Karriere-Fanpages auseinanderzusetzen. Endgültiger Auslöser für die Untersuchung war dann die Veröffentlichung der Fanzahlen von Karrierefanpages auf dem Multimediablog von Bernd Schmitz. Mich hat es einfach genervt, dass bei all den Hurra-Rufen um möglichst viele Fans, die Qualität der Fanpages außen vorgelassen wurde. Zumal die Anzahl der Fans sehr, sehr relativ ist und z. B. von der Unternehmensgröße oder auch davon abhängt, wie lange das Unternehmen mit einer Fanpage auf Facebook vertreten ist. Ich habe mich also intensiv mit den Besonderheiten von Facebook auseinandergesetzt und überlegt, wie ich das von mir schon erfolgreich bei Karriere-Websites angewandte Untersuchungsschema auf Karriere-Fanpages übertragen kann. Klar war, dass ich den an einigen Stellen sehr umfangreichen Fragenkatalog um einige Kriterien streichen musste, ihn andererseits aber um Aspekte von Social Media ergänzen musste. Heraus gekommen ist dann der Fragenkatalog, den ich bei der Fanpage-Untersuchung eingesetzt habe.
Haben Sie Feedback von den gerankten Unternehmen erhalten?
Ich habe gleich in der Nacht der Veröffentlichung ein erstes Feedback erhalten, wo die Objektivität der Untersuchung in Frage gestellt wurde und die Bewertungskriterien kritisiert wurden. Trotz dieser Kritik wurden aber erste Veränderungen an der betroffenen Fanpage vorgenommen…J
Überwiegend gab es aber positive Reaktionen und „Danksagungen“ – sehr zeitnah kamen die Reaktionen von Unternehmen, die sehr gut bewertet wurden. Die waren natürlich alle hoch erfreut 🙂 Bei einigen Unternehmen wiederum – auch unter den Top 5 – hat es wohl etwas länger gedauert, bis die Ergebnisse ankamen, aber auch dort war man dann natürlich begeistert vom Abschneiden. Und ein anderer Teil wiederum hat bis heute nicht reagiert und scheinbar bis heute noch nicht registriert, dass es überhaupt eine Untersuchung gab.
Was ist Ihrer Meinung nach essenziell für eine gelungene Arbeitgeberpräsentation und -kommunikation auf Facebook?
Wie ich schon in meiner Untersuchung festgestellt habe, ist es wichtig, überhaupt erstmal auf Facebook gefunden zu werden. Was nützt mir die schönste Fanpage, wenn diese nicht gefunden wird? Es hat mich echt überrascht, dass so viele Unternehmen ihre Fanpage nicht auf ihrer Karriere-Website kommunizieren. Auch ist die Namensgebung der Fanpage oftmals unglücklich gewählt – insbesondere vor dem Aspekt, als User ganz unbedarft eine Fanpage zu suchen, die über Karriere-Chancen informiert. Wichtig sind – Stichwort Suche – auch die Platzierung relevanter Keywords in der Infobox unterhalb des Fanpage-Logos und innerhalb der jeweiligen Tabs. Ja, und wenn dann die Fanpage gefunden wurde, ist es natürlich ganz wichtig, als Arbeitgeber authentisch rüberzukommen und Einblicke ins Unternehmen zu vermitteln. Toll sind Fanpages, wo auch viele Mitarbeiter selber Fans sind und untereinander kommunizieren. Überhaupt die Interaktion: Facebook lebt von Interaktion, also dem Austausch unter den Fans. Was nützt mir die stylischste Seite, wenn ich nur lieblos via RSS, Twitter oder Ähnliches gepostete Beiträge finde und keine echte Kommunikation bzw. Interaktion – denn man kann ja nicht nicht kommunizieren 🙂 – stattfindet. Und die Beiträge sollten idealerweise auch so viel Interesse wecken, dass die Fans zum Dialog animiert werden. Was zugegebenermaßen nicht immer so einfach ist. Auch sollten wirklich regelmäßig Beiträge gepostet werden und nicht nur alle Jubeljahre. Alles andere wirkt langweilig und animiert die Fans kaum dazu, wiederzukommen.
Ferner sollte auf der Fanpage ganz klar kommuniziert werden, an wen sich die Seite denn überhaupt richtet. Oft genug habe ich während der Untersuchung festgestellt, dass eine klare Zielgruppenadressierung nicht stattfindet. Meiner Meinung nach ist eine klare Zielgruppenadressierung aber ebenfalls essentiell für eine erfolgreiche Karrierefanpage. Toll sind auch relevante Fotos und Videos, die einen wirklichen Mehrwert bieten. Und letztendlich sollten die Informationen alle so aufbereitet sein, dass sie zu weiteren Besuchen einladen.
Letztendlich möchte ich als Arbeitgeber über die Fanpage auch potenzielle Kandidaten fürs Unternehmen gewinnen. Daher ist ist auch die Präsentation von Jobangeboten und Veranstaltungen absolut wichtig. Und mit der Nutzung von integrierten Employee-Referral-Programmen, wie Jobstriker oder Jobs for Friends, werde ich dem Medium gerecht und kann die Jobs noch weiter streuen und passende Bewerbungen generieren.
Welches Fazit ziehen Sie aus den Ergebnissen und wann gibt es die nächste Untersuchung?
Bei meiner Studie handelt es sich ja um eine Momentaufnahme. Gerade Facebook ist ein unglaublich dynamisches Medium und unterliegt ständigen Änderungen. Viele Fanpages erwecken den Eindruck, dass sie mal eben so erstellt wurden – so nach dem Motto: wir brauchen auch ne Karriere-Fanpage, mach mal eben – und sich die Verantwortlichen nicht wirklich viel Gedanken über die Darstellung und Inhalte machen. Auch wird scheinbar oft der Pflegeaufwand unterschätzt – wie ist es sonst zu erklären, dass auf einigen Pages weder aktuelle Beiträge des Unternehmens gepostet werden, noch eine regelmäßige Interaktion mit den Fans stattfindet. Auch die vielen, teilweise leeren Tabs, die nicht ausgeblendet werden sowie die oftmals nicht vergebenen Nutzernamen lassen auf mangelnde Kompetenzen oder wenig Ressourcen schließen. Mit 5 Minuten Betreuung der Fanpage am Tag ist es eben nicht getan. Wie sich im Rahmen der durchgeführten Studie zeigt, wird der Einsatz von Facebook als Personalmarketing-Instrument in der Praxis seinen Möglichkeiten bisher also nur bedingt gerecht. Letztendlich bieten viele Karriere-Fanpages noch viel Verbesserungspotenzial – insbesondere in den Kategorien Information/Inhalt und Interaktion müssen viele Unternehmen noch ihre Hausaufgaben machen.
Wie schon gesagt, Facebook ist ein unglaublich dynamisches Medium und immer mehr Unternehmen entdecken die Karriere-Fanpage für sich. Vor diesem Hintergrund wird es auf jeden Fall weitere Untersuchungen geben, auch mit einer Verfeinerung des Kriterienkataloges. Zudem wird es jetzt regelmäßig Kurz-Rezensionen neuer Karriere-Fanpages geben, wie gerade im Fall der Commerzbank geschehen. Darüber hinaus stehe ich Unternehmen bei der Einrichtung von Karriere-Fanpages gerne beratend zur Seite oder empfehle das Studium der kompletten Analyse, die gegen eine Schutzgebühr gerne bei mir zu beziehen ist.