Interview mit Gero Hesse von Bertelsmann
Gero Hesse hat Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing sowie Organisation und Führung studiert und ist nach seinem Abschluß als Diplom-Kaufmann 1998 in der accenture Unternehmensberatung im Bereich Change Management eingestiegen. Dort sammelte er als Berater erste Erfahrungen im Kontext Internet Recruiting. Seit Sommer 2000 arbeitet Gero Hesse bei der Bertelsmann AG und ist dort als Senior Vice President für die Themen HR IT Systeme, HR Shared Services, Betriebliches Gesundheitsmanagement sowie Employer Branding verantwortlich. Für Bertelsmann verantwortet Gero Hesse die „Create Your Own Career“ Initiative, außerdem ist Gero Hesse Vertreter von Bertelsmann im dapm (Arbeitskreis Personalmarketing) und Experte für Human Resources bei embrace.
Herr Hesse, die Bertelsmann AG hat jüngst den dapm-Award für die beste Employer Brand Kampagne erhalten. Für welche Aktivitäten in diesem Bereich wurden sie genau ausgezeichnet?
Bertelsmann wurde für die gesamte „Create Your Own Career“ Initiative ausgezeichnet, also alle Aspekte unserer Initiative, die sich an unternehmerisch orientierte Top-Talente richtet. Mit der Botschaft „Create Your Own Career“ sprechen wir ‚Machertypen‘ an, die mit Kreativität und Unternehmergeist ihre Ideen umsetzen möchten. Wir beschreiben Bertelsmann selbst als das Unternehmen der Unternehmer. Mit einer dezentralen Struktur und hohen Entscheidungsspielräumen sowie der schnellen Übernahme von Verantwortung bieten wir dieser Zielgruppe ein ausgezeichnetes Umfeld. Die „Create Your Own Career“ Initiative setzt sich einerseits aus Offline-Aktivitäten in Form von Veranstaltungen wie beispielsweise „Talent Meets Media“ oder „Finance Meets Bertelsmann“ zusammen, in denen unternehmerische Nachwuchstalente mit Bertelsmann-Experten und Vorständen zu zentralen Fragestellungen unseres Konzern arbeiten. Andererseits umfasst die Initiative diverse Online-Aktivitäten, in denen wir sehr offen, authentisch und direkt mit der Zielgruppe kommunizieren. Dieser offene und authentische Umgang mit unserer Zielgruppe ist besonders wichtig und über die zahlreichen Social Media Angebote sind wir direkt ansprechbar.
Im Vergleich zu anderen Unternehmen fällt auf, dass die Karriereseite von Bertelsmann sehr viele Social Media-Aspekte integriert. Wie kommt es, dass Bertelsmann bereits so aktiv im Social Media Umfeld ist? Und welches Feedback erhalten Sie von der Zielgruppe?
Als Medienunternehmen wird seitens unserer Zielgruppe von Bertelsmann zu recht erwartet, dass wir auch in den modernen Medien stattfinden. Das Web 2.0 mit seinen vielfältigen Netzwerkplattformen sowie die Integration von Bewegtbild-Inhalten bietet gerade für das Thema Personalmarketing viele neue Möglichkeiten. Wir können heute direkter als früher mit potenziellen Nachwuchskräften kommunizieren. Noch vor zwei Jahren fand unsere Bewerberkommunikation zunächst „nur“ über unsere Karrierewebsite www.createyourowncareer.de statt. Inzwischen sind wir auf den für uns relevanten Plattformen wie XING, facebook, YouTube, Flickr oder Linked-in vertreten und stellen fest, dass wir einen ganz anderen Zugang zu unserer Zielgruppe bekommen. Unsere Angebote werden sehr positiv angenommen, dies zeigen zum Beispiel die kontinuierlich steigenden Teilnehmerzahlen in unseren Netzwerken. Als Beispiel sei hier unsere XING Gruppe „Create Your Own Career“ mit aktuell über 1.100 Mitgliedern genannt. In den Foren dieser Gruppe findet ein reger Austausch zu allen relevanten Themen rund um den Berufseinstieg und die Karriereentwicklung bei Bertelsmann statt. Zudem stellen wir fest, dass wir erheblich mehr Bewerbungen aus unserer Zielgruppe erhalten und die Absagequote nach einem von uns ausgesprochenen Angebot durch Kandidaten sinkt. Diese positive Entwicklung gilt es weiterhin zu stärken.
Planen Sie in Zukunft weitere Kampagnen, bei denen Social Media eine entscheidende Rolle spielt? Es gibt beispielsweise bereits den Bertelsmann Jobs Twitter-Account. Hier werden ausschließlich Job-Angebote gepostet. Planen Sie in Zukunft eine authentischere Kommunikation mit Inhalten über die Stellenangebote hinaus?
Definitiv werden wir unser Angebot im Social Media Bereich weiter ausbauen. Wir arbeiten zur Zeit an neuen Ideen auf facebook und XING. Auch unser Twitter-Account wird zukünftig noch mehr Informationen bieten. Über den offiziellen Twitter-Account gibt es bislang in erster Linie Infos zu neuen Jobangeboten, über die persönlichen Twitter-Accounts von meinen Kollegen und mir gibt es darüber hinaus noch weit mehr Informationen aus dem Berufsleben bei Bertelsmann im Bereich Personalmarketing.
Auch Sie persönlich sind mit Ihrem Account gerohesse bei Twitter aktiv. Nehmen Sie sich die Zeit immer selbst zu twittern oder bekommen Sie Unterstützung aus Ihrem Team?
Wie gesagt: die authentische und persönliche Kommunikation ist für uns zentral. Dazu gehört natürlich, dass jeder seine Tweets selbst schreibt und auch auf Anfragen selbst antwortet.
Wie geht Bertelsmann mit sensiblen Themen wie einem massiven Stellenabbau um? Bevorzugen Sie diesbezüglich eine offensive HR-PR?
Zu allererst möchte ich klarstellen, dass wir bei Bertelsmann keinen massiven Stellenabbau haben, wie wir ihn auf Grund des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in anderen Branchen sehen. Es ist richtig, dass auch wir uns dieser Situation stellen und dass zu den umfangreichen Kosteneinsparprogrammen leider auch Stellenstreichungen gehören. Wir gehen damit insgesamt offen um, denke ich. Diese offene Kommunikation mit unserer Zielgruppe im Personalmarketing zahlt sich langfristig jedoch aus: Zum Beispiel haben wir die 100 Kandidaten unseres großen Karriere-Events „Talent Meets Media“ aus dem Sommer 2008 vor zwei Wochen in Berlin zu einer Veranstaltung getroffen. Hier hat unser Konzernpersonalchef einen Überblick zur Situation von Bertelsmann im Jahr 2009 gegeben, Vertreter aus den Unternehmensbereichen von Bertelsmann sowie Kolleginnen und Kollegen aus der zentralen Personalabteilung standen für Diskussionen zur Verfügung. Unsere Zielgruppe der Nachwuchskräfte ist ja in der Regel aus den Medien top informiert, was die Situation von Bertelsmann angeht. Für uns war es in diesem Kontext wichtig, ein authentisches Bild dieser Situation zu zeichnen und klar zu machen, dass in einem dezentral strukturierten internationalen Konzern auch in Krisenzeiten sich immer wieder Chancen für einen Berufseinstieg auftun können. Die Teilnehmer an der Veranstaltung waren sehr diskussionsfreudig und fanden unseren offenen Umgang auch mit kritischen Themen sehr positiv. Dies bestärkt uns, diese offene Art der Kommunikation fortzuführen.
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