Generation XY

Gestern haben drei Tweets von Bernd Schmitz bei uns intern eine kleine Debatte über die Einteilung von Generationen entfacht. Bernd Schmitz zitierte in seinen Tweets Steffen Laick:

Bernd Schmitz (schmitz) on Twitter_1253176216020

Ich persönlich halte von einer undifferenzierten Unterteilung in Generationen wenig. Grundsätzlich muss man viele Differenzierungsmerkmale einbeziehen um ein aussagekräftiges Bild einer Generation zu erhalten, was das Ganze allerdings sehr komplex macht. Vielmals habe ich das Gefühl, dass die Einteilung in Generationen mit der Einteilung in Milieus oder soziale Schichten verwechselt wird.

Auch die obigen Generationsmerkmale kann ich nur bedingt bestätigen. Ich persönlich gehöre noch knapp der sogenannten Generation X an. Aufgrund der großen Spanne kann ich folglich nicht für die gesamte Generation von 1965 – 1980 sprechen, maximal für das letzte Drittel. Ob für mich beziehungsweise meine Generation im engeren Sinne das Credo „Arbeiten um zu Leben“ noch gilt, ist schwer zu sagen. Sicherlich spielt das Thema Work-Life-Balance eine gewisse Rolle. Aber auch dies sehe ich im Zusammenhang mit der Bildungsschicht etc. Ein Arbeiter hat sicherlich ein anderes Verhältnis von Job zu Freizeit als ein Akademiker. Ob ich also für eine Generation sprechen kann, bezweifle ich. Konzentriere ich mich aber auf die Gruppe der Akademiker oder Studenten, kann ich aus meiner subjektiven Wahrnehmung auch für die Generation Y kaum bestätigen, dass das Statement „Erst Leben, dann Arbeiten“  pauschal gilt. Ich denke, dass diese Generation eine deutlich strukturiertere und zielstrebigere Lebensplanung vornimmt als die Generationen davor. Früher wurde häufig erst einmal studiert. Heute hingegen verspüren bereits Erstsemester einen stärkeren wirtschaftlichen Druck und legen viel früher die Grundsteine für eine Karriere durch Praktika, Auslandsaufenthalte und außeruniversitäres Engagement. Es wird, so denke ich, deutlich stärker auf den lückenlosen und „perfekten“ Lebenslauf geschielt. Das allerdings das „Leben“ während der Studienzeit nicht zu kurz kommt, kann man nicht leugnen.

Auch unsere Studentin Anja sieht das Statement zu „ihrer“ Generation Y kritisch:

Die ersten beiden Kommentare „Leben um zu arbeiten“ und „Arbeiten um zu leben“ passen zu den Generationen, wenn man sich das politische und wirtschaftliche Zeitgeschehen anschaut. Während des Wirtschaftswunders in den Nachkriegsjahren ging es den Menschen ökonomisch gut. Die darauf folgende Rezession in 1968 mit weniger ökonomischer Sicherheit zwang die Menschen zu harter Arbeit. Bei dem dritten Kommentar bin ich jedoch skeptisch. Meiner Meinung nach ist es genau umgekehrt. Gerade in dieser Generation gibt es sehr viele Menschen, die ihr Leben komplett nach der Arbeit ausrichten müssen, weil sie sonst ihren Job  verlieren oder erst gar keinen finden.

Auch Lutz als Angehöriger der Generation X hat sich ein paar Gedanken dazu gemacht:

„Eine solche Einteilung birgt immer Risiken. Man sollte auch nicht so strikt die Generationen trennen. Ich hatte in einem Artikel zu den Digital Natives ja auch schon einmal von mir als Digital Natigrant gesprochen. Die Menschen übernehmen unterschiedlich schnell die wichtigsten Verhaltensweisen verschiedener Generationen.

Früher war alles anders. Ein Spruch, den ich früher lächerlich fand. Heute erkenne ich, da ist und war etwas dran. Die Generation Y oder besser die Digital Natives denken häufig anders als ich. Ich bin auch nicht mit allen einverstanden. Doch dies gilt andersherum bestimmt genauso.

Wir müssen unsere Erfahrungen zusammenbringen und gemeinsam die Stärken herausstellen, dann können wir als generationsübergreifendes kleines und großes Team in ganz Deutschland, Europa, … erfolgreicher sein.“

Um alle genannten Generationen abzudecken, haben wir auch mit einem sogenannten „Babyboomer“ diskutiert. Unser Partner Gerhard Huppert meint zu seiner Generation:

Die Baby Boomer (Mitte 40er bis Mitte 60er) gehen mit der Zeit:  Zuerst leben  sie um zu arbeiten. Später (Mitte der 60er bis Anfang der 80er) arbeiten sie um zu leben. Ab den 80ern steht zuerst das Leben und dann die Arbeit. Die Baby Boomer haben`s verstanden: Immer oben auf und im Trend!

Comments
2 Responses to “Generation XY”
  1. justus sagt:

    hallo, ist ein interessantes thema. ich habe jetzt auch schon viele artikel gelesen und mir ist aufgefallen das man immer andere einteilungen verwendet. meine frage ist nun gibt es wissenschaftliche artikel oder einschlägige literatur die nochmal ein differenzierung oder klassifizierung der generation y vornimmt?konnte bisher dazu nicht viel finden.

    mfg

  2. Ich finde das Thema auch sehr spannend. So platte Einteilungen sind sicherlich immer irgendwie richtig und immer irgendwie falsch. Tendenziell muss man das natürlich differenzierter betrachten.

    Es gibt seit den 1950er Jahren immer wieder regelmäßige Befragungen zum Thema „Werte“ bzw. Erziehungsziele. Waren in den 50iger Jahren Werte wie „Selbständigkeit und freier Wille“ (ca. 45%)auf der einen Seite und „Gehorsam und Unterordnung“ (ca. 30%) auf der anderen Seite, ähnlich verteilt.
    In 1995 hingegen ist die Differenz sehr groß geworden
    65 Prozent stimmten zu „Selbständigkeit und freier Wille“ und nur noch 9 % „Gehorsam und Unterordnung“
    QUelle: EMNID, zitiert nach Rosenstiel/Comelli: Führung zwischen Stabilität und Wandel, 2003.

    Das hat natürlich Konsequenzen auf Führung und auf die Erwartungen der Generationsanhänger: Meine Generation X:
    – Abwendung von der Arbeit als einer Pflicht
    – Ablehnung der Bindung, Unterordnung und Verpflichtung
    – Höhere Ansprüche an die Selbstverwirklichungsmöglichkeiten
    – Freizeit wird wichtig

    Ich erinnere mich gut an Konflikte (in einem Großunternehmen) zwischen alten „Hasen“ und neuen „Hüpfern“. Der Chef erwartet erstmal Fleiß, Unterordnung und Demut, der neue, junge Mitarbeiter möchte sofort loslegen, sofort ernst genommen werden usw. Nach ein paar Konflikten, kündigte der ausgebremste Mitarbeiter…Beide Seiten fühlten sich missverstanden.

    Daher beobachte ich bspw. schon die neuen, jungen Mitarbeiter um zu schauen, ob und wo es Wertekonflikte gibt. Das ist natürlich nicht so einfach, weil ich ja einige Werte auch als für meine Generation normal bezeichnen würde. Kennt jemand Studien zu aktuellen Werteumfragen?

    Gruß Rouven Schäfer
    DocCheck AG

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