Ausbildungsmarketing gewinnt zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Unternehmen wollen dem Fachkräftemangel entgegenwirken, indem sie auch im eigenen Hause für qualifizierten Nachwuchs sorgen. Dazu werden spezielle Ausbildungsprogramme geschaffen und viel dafür getan, um die Hoffnungsträger nach erfolgreicher Ausbildung dann auch im Unternehmen zu halten. Ohne entsprechende Aufmerksamkeit für diese Angebote geht es aber natürlich nicht. Denn was nützen die besten Ausbildungsprogramme, wenn sich keiner dafür bewirbt?

Ein gutes Beispiel, wie man erfolgreich auf sich aufmerksam machen kann, ist das Softwareunternehmen logic-base GmbH. Mit der 4SELLERS Academy hat das Unternehmen eine Einrichtung geschaffen, in der jedes Jahr 15 FachinformatikerInnen für Anwendungsentwicklung im eigenen Hause ausgebildet werden sollen. Im Rahmen der Ausbildungsoffensive „fit4future“ lud das Unternehmen am 15.07.2011 zu einem großen Event am Firmensitz im bayerischen Rain am Lech ein. Dabei wurde nicht nur die 4SELLERS Academy sondern auch allgemein das Unternehmen logic-base als attraktiver Arbeitgeber für die Region und darüber hinaus vorgestellt. Highlight war ein kostenloses Konzert der österreichischen Sängerin Christina Stürmer und der Dillinger Band Killerpilze am Abend. Nachmittags fand außerdem ein Charity-Lauf statt, bei dem insgesamt 20.000 EUR für die Kartei der Not erlaufen wurden.

Viel Aufwand, um die junge Zielgruppe für sich zu gewinnen. Was alles dahinter steckte und ob es sich am Ende gelohnt hat, erzählt uns Christian Meier, Geschäftsführer von logic-base, in einem Interview. Los geht’s!

Herr Meier, hinter dem Event „fit4future“ steckt eine Menge Aufwand. Warum engagiert sich logic-base so sehr für die Gewinnung neuer Azubis?

Die Azubis, die wir einstellen, übernehmen wir zu fast 100 Prozent. Daher lohnt sich der Aufwand für uns auf jeden Fall! Hierbei handelt es sich außerdem nicht um eine einmalige Aktion, sondern um einen Bestandteil eines 3-5 Jahres Plans, mit dem wir nachhaltig die Quantität und auch die Qualität der eingehenden Bewerbungen erheblich steigern wollen.

Wie viele Azubis haben Sie aktuell? Wie viele stellen Sie pro Jahr ein?

Wir planen, jedes Jahr ca. 15 Azubis einzustellen. Seit September haben wir mit unserer 4SELLERS Academy eine Einrichtung geschaffen, in der diese Azubis mit viel Praxisbezug von eigenen Referenten und Dozenten ausgebildet werden. Für dieses Jahr konnten wir bereits alle Stellen besetzen.

Wurde die Möglichkeit zum Informationsaustausch zum Thema Karriere auf dem Event genutzt?

Natürlich sind wir nicht so vermessen zu glauben, dass alle 4.000 Besucher nur an dem Event teilgenommen haben, um sich über die Karrieremöglichkeiten bei logic-base zu informieren. Und das war ja auch von unserer Seite aus nicht der einzige Grund für die Veranstaltung. Dennoch wurden die Informationsstände der IHK und von logic-base ausgiebig genutzt. Besonders zu früheren Stunden kamen immer wieder junge Leute und haben die Möglichkeit genutzt, z.B. mit einem unserer vielen Mitarbeiter, die im 4SELLERS T-Shirt auf dem Gelände herumliefen, zu reden und sich zu informieren.

Hat sich die Anzahl der eingehenden Bewerbungen seit dem Event verändert? Wird darin auch Bezug auf die Veranstaltung genommen?

Ja, wir bekommen aktuell ca. 25 Bewerbungen pro Tag. Das sind etwa 10 Mal so viele wie vor dem Event. Qualitativ gesehen würde ich die Steigerung auf etwa das 5fache schätzen. Das verdanken wir natürlich nicht nur dem Event sondern der gesamten Bandbreite unserer Pesonalmarketingaktivitäten. Wir waren z.B. in Schulen und haben dort über die Ausbildungsmöglichkeiten in unserem Unternehmen berichtet, haben Führungen für Schulen auf unserem Gelände organisiert und haben natürlich auch die klassischen Medien bedient. Der Event wird aber tatsächlich häufig erwähnt, oft sogar bereits im Anschreiben. Etwa ¾ der Bewerbungen nehmen Bezug darauf.

Christina Stürmer auf der Bühne

Seit Sie „fit4future“ ins Leben gerufen haben sind Sie auch in den sozialen Netzwerken unterwegs, haben eine eigene Facebookseite und einen Twitter-Account. Vor und während des Events war viel los, die Fanzahlen stiegen. Nach dem Event wurde es sehr ruhig. Wie soll es zukünftig mit Ihren Social Media Auftritten weitergehen?

Bisher wurden die Social Media Auftritte eher als Gemeinschaftsprojekt betreut und nach dem Event waren alle erstmal ziemlich platt. Daher wurde es auch kurzzeitig etwas ruhiger. Wir wollen die Seiten aber auf jeden Fall weiter betreiben und planen demnächst auch eine(n) Mitarbeiter(in) einzusetzen, der oder die dann 50% der Arbeitszeit für die Pflege unserer Social Media Kanäle nutzen soll.

Haben Ihre Mitarbeiter Zugang zu Social Media? Gab es im Vorfeld Guidelines zur Nutzung?

Ja, unsere Mitarbeiter haben Zugang zu Facebook und Twitter. Wir sind der Meinung, dass ohnehin jeder einmal eine kurze Auszeit braucht. Wenn man 8 Stunden am Tag auf seine Arbeit konzentriert ist, braucht man auch mal eine Abwechslung, um einen klaren Kopf zu behalten.

Guidelines haben wir erstellt, allerdings nicht allzu straff. Eine gewisse Offenheit ist für Medien wie Facebook unerlässlich und wir haben ja auch nichts zu verbergen. Trotzdem sind natürlich gewisse Grundregeln zu beachten und die haben wir in Form von Guidelines intern festgelegt.

Beim Charity-Lauf wurden 20.000 EUR für den guten Zweck erlaufen

Hat sich der Aufwand gelohnt?

Definitiv JA! Bisher waren wir in der Region eher unbekannt, da wir keinerlei PR betrieben haben und unsere Kunden auch eher im überregionalen Umfeld liegen. Dank fit4future wurden wir in etwa 90 Artikeln in Print- und Online-Medien erwähnt und können uns über einen gewaltigen Image-Gewinn freuen. Die Bekanntheit von logic-base als Unternehmen und Arbeitgeber in der Region ist erheblich gestiegen und auch unserem Image hat die Aktion sehr gut getan!

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Social Media für den HR-Bereich ein? Glauben Sie an einen Hype, der bald wieder vorüber geht?

Social Media ist nicht das Allheilmittel, um den Fachkräftemangel oder allgemein Rekrutierungsprobleme zu lösen. Ich bin der Meinung, alle Aktivitäten wie z.B. Stellenanzeigen in klassischen Medien, die Zusammenarbeit mit Schulen, die Karrierewebsite und Social Media sollten sich die Wage halten. Social Media ist kein Hype sondern wird sich nachhaltig etablieren. Allerdings wird das Thema in Zukunft sicher etwas ruhiger angegangen werden und sich einpendeln.

Herr Meier, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit Ihrer Ausbildungsoffensive!