Dass Azubi Marketing nicht gleich dem „üblichen“ Personalmarketing ist haben wir ja bereits gestern  in unserem Beitrag „Azubi Marketing im Jahr 2011“ beschrieben. Aber was ist denn nun ein gelungener Karriereauftritt für angehende Azubis? Um der Antwort auf diese Frage ein Stückchen näher zu kommen, werde ich mir heute einmal eine Karrierewebsite näher ansehen, die speziell für diese Zielgruppe entworfen wurde: die „REWElution“-Seite der  REWE Group. Nun mag der ein oder andere Leser aufstöhnen und an die bereits vorhandenen Berichte zu dieser Seite denken, in denen nicht unbedingt in den höchsten Tönen von der REWElution gesprochen wird (so z.B: auf Spiegel online oder personalmarketing2null). Nichtsdestotrotz lohnt es sich aber, vor dem Hintergrund der Azubi Marketing Diskussion noch einmal einen Blick auf diese Seite zu werfen. Also los 😉

Direkt auf der Startseite dürfte eines schon einmal recht schnell klar sein: Die Website richtet sich an Jugendliche. Klar, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und so mag das Design auf den ein oder anderen von mir aus auch „angestaubt“ wirken, aber man muss das Rad ja schließlich nicht immer neu erfinden. Die Seite wirkt aufgeräumt, aber nicht starr. Viele Fotos von Jugendlichen lockern das Ganze auf und mir persönlich gefällt auch das Design recht gut.

Die Ansprache ist unkompliziert und es wird geduzt, was sicherlich auch wieder kontrovers diskutiert werden kann. Einige argumentieren, dass Personaler/Vorgesetzte von Azubis ja schließlich auch nicht mit „Du“ angeredet werden möchten und man daher allgemein beim „Sie“ bleiben sollte. Andererseits dürfte sich ein angehender Azubi auch merkwürdig fühlen, wenn er auf einer Seite, die ganz offensichtlich speziell für seine Altersgruppe konzipiert wurde, mit „Sie“ angesprochen wird. Denn für den Großteil der Schüler ist das „Sie“ selbst nach dem 18. Geburtstag ungewohnt und viele äußern von sich aus den Wunsch, auch weiterhin von den Lehrern geduzt zu werden. Für die Zielgruppe der 14 bis 18jährigen dürfte es also umso ungewohnter sein. Aber genau darum geht es auf einer Azubi-Karrierewebsite ja schließlich, um die passgenaue Ansprache der Zielgruppe.

Dann gibt es da auch noch eine recht interessante Video-Funktion, in der Auszubildende der REWE Group Fragen beantworten. In einer Leiste kann man sich den Ausbildungsberuf aussuchen, über den man gerne mehr erfahren möchte und sieht dann Vertreter der entsprechenden Gruppe, die sich auf einem roten Sofa lümmeln. Dazu gibt es dann fünf Fragen (zugegeben nicht gerade die kreativsten aber ich erinnere gerne wieder an die Sache mit dem Rad, das nicht neu erfunden werden muss ;-)), die man mit der Mouse auf den Azubis seiner Wahl ziehen kann. Dieser beantwortet dann kurz und knapp die entsprechende Frage. Keine rewelutionäre (ok, irgendwann musste dieses Wortspiel kommen) Neuerung, aber eine nette Spielerei, die durchaus ins Umfeld passt.

Nun ist das Ganze ja nicht als Karrierewebsite im eigentlichen Sinne gedacht, sondern als „Jugendclub“. Hier bin ich mir allerdings nicht sicher, ob dieses Konzept wirklich aufgeht. Zwar wirbt der REWE Jugendclub damit, dass es eine Verlosung gibt, bei der jede 20. Anmeldung einen Preis erhält und es exklusive Vorteile für Mitglieder gibt, allerdings sehe ich wenig Sinn darin, als möglicher Bewerber einem solchen Club beizutreten. Denn auch ohne Mitglied zu sein bietet mir die Seite selbst im Grunde bereits alle Informationen, die ich benötige. Auch der  Zugang zu Funktionen, die darüber hinausgehen (z.B. Rezepte und DVD-Empfehlungen) ist nicht an eine Mitgliedschaft gebunden. Eine solche Club-Mitgliedschaft dürfte sich eher für bereits eingestellte Azubis eignen, die sich untereinander in einem geschlossenen Bereich austauschen und mit ihrem Ausbildungsbetrieb identifizieren möchten. Für den offenen Austausch und den Zugang zu exklusiven Inhalten eignet sich eine Facebook-Azubiseite meiner Meinung nach besser und auch die gibt es schließlich bereits unter facebook.com/rewelution.

Die „Job-Machine“, die vor allem von Spiegel online heftig kritisiert wurde, lasse ich an dieser Stelle einmal aus. Hier verweise ich gerne auf besagten Spiegel-Artikel. Dazu sei nur angemerkt, dass ich bereits deutlich schlechtere „Selbsttests“ erlebt habe und ein wenig verwundert über die sehr schnelle und drastische Reaktion von REWE war. Nach der negativen Kritik durch die Spiegel online Redaktion wurde die Job-Machine nämlich umgehend von der Seite genommen. Eine überarbeitete Version ist aber bereits angekündigt.

Alles in allem finde ich die REWElution-Website durchaus gelungen. Ich bin gespannt, in welche Richtung sich das Azubi Marketing noch entwickelt. Allerdings bin ich überzeugt davon, dass eine gesonderte Ansprache dieser Zielgruppe – sei es auf Facebook oder Karrierewebsites – Sinn macht und sich immer mehr durchsetzen wird.