DB Poken: Gänzlich ungeeignet oder doch nur ihrer Zeit voraus?


Robindro Ullah

Robindro Ullah, Wirtschaftsmathematiker, Referent Hochschulmarketing Deutsche Bahn

Seit 2005 arbeitet Herr Ullah für die Deutsche Bahn. Ursprünglich gestartet im Bereich des Revenuemanagements der DB Fernverkehr AG, verantwortet er seit Mitte 2007 das Hochschulmarketing des Konzerns.


Heute möchte ergänzend zum Artikel vom 26.08. meine Erfahrungen auf der Talents09 zu den DB Poken in einem kleinen Nachbericht aufzeigen.

Mir war es bereits beim Einstieg ins Twittern im vergangenen Jahr aufgefallen. Dort war es nicht ganz so entscheidend, denn viele Multiplikatoren twitterten bereits. Aber ein wenig hat es mir zu denken gegeben und auch beim Twittwoch-Interview vor einigen Wochen äußerte ich mich zu dieser entscheidenden Tatsache kritisch. Ich ging aber nicht weiter darauf ein, da im Auditorium ein Gegenbeispiel saß.

Aber nun auf der #TALENTS09 wurde es doch sehr offensichtlich:

Meine Zielgruppe – Studenten und Hochschulabsolventen – ist im Web 2.0 Zeitalter noch nicht angekommen.

Klar, alle sind in StudiVZ; alle kennen Facebook und haben ggf. einen Account, sofern sie im Ausland waren und in aller Munde ist mittlerweile Twitter. Doch so richtig etwas damit anzufangen, wissen sie in der Zielgruppe (noch) nicht.

Nichtsdestotrotz stand die Deutsche Bahn mit ihrer Pokenstation auf der Talents und punktete mit Innovation aus dem Hause Poken. Mit knapp 500 dieser kleinen Geräte beglückten wir die Bewerber, von denen allerdings nur ca. 10 den Poken bereits aus der Presse kannten und nur 3 wussten schon vorher, wie der Poken funktioniert.

Am Ende des Tages war es dann doch ein hartes Stück arbeit, die Bewerber über die Funktionalitäten und den Mehrwert des Gerätes zu informieren.

Ich muss zugeben, dass ich den Erklärungsaufwand unterschätzt hatte. Mit über den Tag verteilten 5 Minuten Seminaren war es nämlich nicht getan. Bis zu 20 Minuten dauerte eine Einweisungsrunde von ca. 20 Neu-Poken-Besitzern. Der geneigte Leser möge sich nun ausrechnen, wie viel Zeit wir in die Schulungen investieren mussten.

Fassen wir die Erfahrungen zusammen, so kann ich sagen, dass sich die Aktion auf der Talents gelohnt hat, aber eine Wiederholung aktuell nicht in Frage kommt.

Folgende Aspekte haben für diese Aktion besprochen:

  • Wir konnten die Arbeitgebermarke in einem sehr innovativen Licht präsentieren.
  • Die prominente Pokenstation war ein Hingucker, der Aufmerksamkeit erregte.
  • Im Nachgang haben wir durchweg positives Feedback zu dem neuen „Spielzeug“ bekommen und zu unserer Idee dieses im Recruiting einzusetzen.

Nachteilig hingegen waren diese Punkte:

  • Nahezu alle Bewerber waren mit der neuen Technik überfordert und konnten meist den Mehrwert des Gerätes auch nach einer ausführlichen Einführung nur in ganz rudimentären Ansätzen erahnen.
  • Der Pokeneffekt setze am Nachmittag des ersten Tages ein. D.h. erst da kamen Studenten an unseren Stand, die von dem Poken gehört hatten oder ihn gesehen hatten und sich informieren wollten. Eine Vernetzung der Studenten untereinander, wie von uns ursprünglich gehofft und gewünscht, erfolgte erst am zweiten Tag und auch nur in einem sehr überschaubaren Maße.

Disqualifiziert diese Erfahrung den Poken für das Personalmarketing? Ich denke nicht. Die Rahmenbedingungen einer Messe sind auf Grund der noch geringen Ausbreitung des Pokens nicht optimal – um nicht zu sagen ungeeignet. Es muss noch zu viel Zeit in Erklärungen und Überzeugung investiert werden, so dass zum eigenen Erfahren des Pokens kaum noch Zeit bleibt. Zu Hause angekommen machen dann alle dieselbe Erfahrung: zu Hause hat niemand einen Poken.

Unsere nächste Testplattform wird ein Inhouse Event am 01.10. in Dresden sein. Dort haben wir 40 ausgewählte Studenten zu einem zweitägigen Event eingeladen. Zum Start der Veranstaltung wird jeder einen Poken erhalten und eine ausführliche Erklärung. Anschließend haben die Teilnehmer zwei Tage Zeit sich untereinander zu vernetzen. Aus meiner Sicht können wir in dieser Umgebung und unter diesen Rahmenbedingungen den Poken derzeit besser nutzen als auf einer Messe. Aber auch hier bin ich gespannt, wie es verlaufen wird.

Comments
One Response to “DB Poken: Gänzlich ungeeignet oder doch nur ihrer Zeit voraus?”
  1. Peter Bond sagt:

    Ich glaube nicht, dass sich Poken wirklich durchsetzt. Wer sollte das im Zeitalter von iphone und Co wirklich noch nutzen. Diese Technik kommt doch mindestens 5 Jahre zu spät.

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