Blind Applying – Was bisher geschah? – Nachgefragt bei der Telekom
Die Aktion Blind Applying von 18 internationalen Unternehmen und initiiert von der Deutschen Telekom AG läuft nun schon seit geraumer Zeit und biegt nun quasi auf die Zielgerade ein. Viel wurde schon darüber geschrieben. Die “üblichen Verdächtigungen”, wie saatkorn, Absolventa, Queb, Crosswater, W&V, Virato oder recrutainment waren schon erfolgreich am Werk gewesen. Doch vor geraumer Zeit hatten wir zusätzlich noch ein Interview mit den Projektverantwortlichen der Telekom vereinbart. Ich bringt, es bringt allen noch ein paar neue Erkenntnisse. Heute haben wir daher Sabine Burmeister und Frank Staffler zu den aktuellen Entwicklungen des Projektes im Gespräch. Dies möchte ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten.
Frau Burmeister, Herr Staffler, Ende September haben Sie mit Blind Applying eine Gemeinschaftskampagne für 18 international agierende Arbeitgeber gestartet. Erzählen Sie unseren Lesern ein wenig mehr zu den Hintergründen der Aktion.
Sabine: Die Idee ist im Juni 2013 entstanden. Im Hinblick auf die Vorbereitung zu weiteren Hochschulaktionen ging es uns als Telekom vor allem darum, neue Wege zu gehen und auszuprobieren. Nicht als einzelnes Unternehmen um die Talente zu werben, sondern vielmehr gemeinsam Synergien zu schaffen. Wichtig dabei war uns vor allem eines – der Studierende soll hierbei durchweg im Mittelpunkt stehen. Mit der Kampagne Blind Applying übernehmen wir Unternehmen quasi die Jobsuche für die Studenten: Perspektive gepaart mit Abenteuer. Denn bei der Kampagne Blind Applying bewerben sich die Studenten weltweit mit nur einem Lebenslauf auf insgesamt 18 Praktika bei allen 18 teilnehmenden Unternehmen. Welches Unternehmen jedoch welches Praktikum in welchem Land/Stadt anbietet, bleibt bis zur Einladung zum Vorstellungsgespräch geheim. Ein Reisekosten- und Mietzuschuss sind dabei allen 18 „Geheim-Praktikanten“ von April bis Juni 2014 gesichert. Spannung pur. Zusätzlich wird jeder Kandidat auf die aktuellen Studenten-Karriere-Angebote der 18 Arbeitgeber gematcht und erhält bei Passung von allen 18 Arbeitgebern weitere Angebote – gesammelt in einer Mail. Einfacher und bequemer geht’s nicht.
Viele namhafte Unternehmen sind bei dieser Aktion dabei. Ist der Bewerbermarkt für Studierende schon so schwierig geworden, dass es nun auch schon die ganz großen Arbeitgeber nötig haben, eine solche Aktion zu starten? 😉 Müssen sich daher die kleinen und mittelständischen Unternehmen ernsthafte Sorgen machen?
Frank: Nein ich denke, die meisten Arbeitgeber sind ganz ordentlich aufgestellt. Im Kern steht die Pilot-Kampagne für eine neue Herangehensweise mit Kollegen & Partnern für die Generation Y ein neues Angebot bereitzustellen – die Studierenden nach ihren Bedingungen für uns 18 Arbeitgeber zu aktivieren und ihnen dabei einfach mal etwas Gutes zu tun. Das charmante an der Idee für uns Unternehmen ist meiner Meinung nach die Tatsache einer gemeinsamen Kampagne, die für jedes Unternehmen dennoch genug Freiraum für individuelle Zielsetzungen bereit hält. Denn für alle steckt viel Potential in der Kampagne: Ob es das Bedürfnis ist, die Bekanntheit oder das Image der Arbeitgebermarke zu steigern, einen spezifischen Talent-Pool aufzubauen oder aber auch die gesamte Vielfalt des Jobangebotes des jeweiligen Arbeitgebers den Studenten aufzuzeigen. In den meisten Fällen verstecken sich in den großen Unternehmen viel mehr Aufgabenfelder, als es die Bewerber vermuten.
Wie kam es zu der Auswahl der 18 teilnehmenden Arbeitgeber? Was muss ein Unternehmen mitbringen, um hier erfolgreich mitmachen zu können?
Sabine: Ein Bestandteil des Erfolgsrezepts in der Kampagne ist die Vielfalt an Branchen und Unternehmen, um eine kritische Masse an Interessenten zu erreichen. Bedingung für eine Teilnahme der Unternehmen ist daher, ein internationaler Arbeitgeber zu sein, eine spannende Praktikumsstelle anzubieten und offen für neue Wege und Kulturen zu sein und aktiv in der Projektgestaltung mitzuwirken.
Sie setzen mit Blind Applying bei den 18 internationalen Praktika sehr stark auf den Überraschungseffekt. Die Bewerber wissen bis auf die teilnehmenden Unternehmen noch nicht sehr viel. Ist dies ggf. nicht zu viel "blind"? Wie sind die Erfahrungen speziell bei der Telekom aber auch bei den anderen Unternehmen aus dem ersten Monat?
Frank: Bereits vor Start der Kampagne haben wir unseren Studenten im Team vom Blind-Applying-Konzept erzählt und gefragt, ob sie selbst teilnehmen würden. Die Reaktion darauf war: „Cool. Wer bietet das denn an? Und wo finde ich das?“. Was bei unseren Studenten ankommt, ist der Aspekt des „gesicherten Abenteuers“. Die Spannung liegt zwar in der Kombination aus Land, Unternehmen und Tätigkeit, der Auswahlprozess ist dabei jedoch so ausgelegt, dass den Bewerbern genügend Zeit zur Planung und Organisation des Praxis-Semesters bleibt.
Sabine: Klar waren wir dennoch direkt vor dem Start der Kampagne sehr gespannt auf die Reaktionen meiner Mit-Kommilitonen. Doch alleine die Ergebnisse vom ersten Tag zeigten: es gibt viele abenteuerlustige Studenten. Alleine 200 Bewerbungen erreichten uns am ersten Tag. Wir rechnen fest mit 5.000 bis 7.000 Bewerbungen, für unser Projekt-Team zeichnet sich bereits vor Ende der Bewerbungsphase am 17. November ein tolles Ergebnis ab.
Sie schaffen mit der Aktion auch einen großen Talentpool. Was genau verbirgt sich dahinter und wie wird es in Zukunft mit den Talenten weitergehen?
Sabine: Richtig, in der zweiten Phase der Kampagne wird es ein Matching geben. Hier haben alle Unternehmen die Möglichkeit, die Lebensläufe und Profile der Kandidaten ihren aktuellen Jobangeboten gegenüber zu stellen und den Blind-Applying-Bewerbern anschließend bei Passung weitere Angebote zu machen. Jeder Kandidat erhält im Januar dann eine personalisierte E-Mail mit weiteren Karriere-Möglichkeiten der 18 Unternehmen – individuell auf sie oder ihn zugeschnitten. Dies können je nach Bedarf Praktika- oder Einstiegsangebote sein, im Best-Case sogar die direkte Einladung zum Vorstellungsgespräch aber auch Einladungen zu exklusiven Karriere-Events oder zum unternehmenseigenen Talent Pool. Hiermit möchten wir einen weiteren Schritt auf die Studenten zugehen. Denn ich bin mir sicher, dass es hier Angebote von Arbeitgebern gegenüber Kandidaten geben wird, die der Kandidat selbst nicht vermutet hat.
Wie werden die Talente von Blind Applying in den Bewerbungsprozess bei der Deutschen Telekom eingebunden?
Frank: Die Bewerbungsunterlagen der Kandidaten liegen auf der internationalen Karriere-Plattform von Entrypark. Mit diesem Talentpool haben wir die Möglichkeit, passende Kandidaten direkt mit weiteren Karriere-Angeboten der Telekom im Januar zu füttern.
Wenn ich mir auf den einzelnen Facebook Karrierefanpages die Kommunikation zu Blind Applying anschaue, muss ich sagen, dass ich von der Online-Resonanz enttäuscht bin. Hier habe ich einen größeren viralen Effekt erwartet. Wie sieht Ihr erstes (kurzfristiges) Feedback aus?
Sabine: Der Facebook-Seiten-Tausch im Rahmen des Postings „We want you“ war für uns Unternehmen selbst ein großes Abenteuer. 18 Unternehmen mit unterschiedlichen Facebook-Policies und Guidelines – das kann schon zu einer großen Herausforderung werden. Der Kommunikationsstart sollte jedoch auch gemäß unserer Kampagne vom ersten Moment an das Zeichen setzen: Wir alle sind auf der Suche nach Euch – egal wo, und auch auf welcher Facebook-Webseite. Mal hat es mehr gezündet, mal weniger. Ein Highlight: Wir haben uns mit unserem „Tauschpartner“ Daimler an diesem Tag sehr gut ergänzt. Denn auch wenn unsere Unternehmen in zwei völlig verschiedenen Branchen liegen, kann man dennoch an den gleichen Projekten von beiden Seiten aus arbeiten – wie zum Beispiel „Connected Car“. Auch ein Aufgabenfeld, welches der Telekom im ersten Moment im Kopf der Studenten nicht zugeschrieben wird.
Der Auftakt der Kampagne sollte ebenso geheimnisvoll werden wie die Inhalte der Kampagne. Ich wage hier mal eine These: Der öffentlich sichtbare virale Effekt scheint bei karrierebezogenen Themen auf Facebook oftmals geringer als er tatsächlich ist. Denn im realen Leben wurden wir während unserer parallel stattfindenden Hochschultour sehr oft auf Blind Applying angesprochen. Das hat mich persönlich natürlich sehr gefreut 🙂
Welche Vermarktungsaktionen sind in der letzten Woche des Bewerbungszeitraumes noch geplant?
Frank: Nun, insgesamt sind wir schon sehr zufrieden mit der medialen Verbreitung von Blind Applying. Bereits über 80 Online-Medien weltweit berichten über die Kampagne. Im Oktober startete die Career-Book-Kampagne unseres Partners Entrypark, mit der wir Studenten an Hochschulen in Europa, Nordamerika, Asien und der ganzen Welt zu Blind Applying einladen wollen. Mehrere hundert Top-Unis weltweit unterstützen die Kampagne. Ergänzend unterstützen uns Jobboards wie Absolventa, die kostenfrei unsere Gemeinschaftskampagne unterstützen. Jedes Unternehmen nutzt zudem seine eigenen Netzwerke – damit haben wir insgesamt eine unglaublich hohe Präsenz bei Studenten unterschiedlichster Fachrichtungen. Wir denken, dass die Idee so ansteckend ist, dass man als ehrgeiziger und reisefreudiger Student einfach davon hören muss und seinen Freunden davon erzählt, besonders wenn man sieht, welche Unternehmen und Städte auf einen warten.
Können Sie schon sagen, wie es mit Blind Applying weitergehen wird? Wird es eine Fortsetzung geben?
Sabine: Im ersten Moment ist es vermutlich noch zu früh, darüber genaueres zu sagen. Die bisherige Ressonanz der Studierende zeigt jedoch, dass eine Fortsetzung der Kampagne definitiv gewünscht ist. Allein unser Post auf der Facebook-Seite schoss wortwörtlich durch die Decke. In nur 20 Stunden erhielt er über 1.050 Likes, wurde über 50 mal geteilt und wir erhielten unzählige persönliche Anfragen und Nachrichten – immer verbunden mit großem Lob. Jedoch gilt es nun erst einmal im nächsten Monat den Bewerbungsprozess für die 18 Gewinner-Praktika erfolgreich durchzuführen. Im Frühjahr nächsten Jahres ist dann ein Treffen mit allen teilnehmenden Unternehmensvertretern und den 18 ausgewählten Praktikanten geplant, in dem wir all unsere Erfahrungen mit Blind Applying austauschen und das weitere Vorgehen besprechen werden. Ich persönlich stimme für JA 🙂
Frank: Übrigens, Blind Applying steht auf der Shortlist für den HR Excellence Award in der Kategorie Hochschulmarketing. Drücken Sie dem Projektteam die Daumen – wir sehen uns am 04. Dezember in Berlin.
Vielen Dank für die aktuellen Informationen und natürlich drücken wir allen Nominierten ganz fest die Daumen.
Und wer sich noch ganz schnell bewerben möchte, klickt jetzt blind auf …