Bim Bam Bum die Markenchecker gehen um

Der Dokumentations- und Infosender ARD ist vor ein paar Wochen mit der Dokumentationsreihe “Markencheck” ins Rennen gegangen. Neben Qualität und anderen Kriterien wird auch ein Urteil über die Fairness der Unternehmen “gefällt”. Unternehmen wie Lidl, McDonald’s und H&M gehörten zur ersten Reihe. Alles Unternehmen, die im B2C-Rampenlicht stehen. Jetzt denken Sie vielleicht: Und was hat das mit Personalmarketing zu tun. Wir denken einiges! Das Image von Unternehmens- und Produktmarken beeinflussen mehr oder weniger stark das Image der Arbeitgebermarken. Dies sehen wir an vielen Arbeitgeber-Rankings, wo immer wieder Unternehmen mit starken Unternehmens- und Produktmarken weit vorne landen. Vor allem die deutschen „Autobauer“ profitieren stark von diesen Überlappungen. Lassen Sie uns daher doch einmal bei den Dreien etwas näher hinschauen.

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Quelle: http://www.daserste.de/moma/

Doch bevor wir uns die Fairnesschecks zum Teil näher anschauen wagen wir noch einmal den Blick auf ein anderes Reputationsergebnis. Companize hat das Image-Ranking 2011 veröffentlicht. Hierzu lässt das Portal 1000 Unternehmen durch ihre Nutzer bewerten. Aus 12.280 Bewertungen wurden anschließend die zehn Unternehmen mit dem zu diesem Zeitpunkt besten Ruf ermittelt.

 

Die Top Unternehmen 2011 - companize.com_1327945018250

Quelle: http://www.companize.com/blog/15

Namen, die wir oft bei Rankings oben sehen, lesen wir auch hier. Doch mit dm, Ford und C&A auch einige Überraschungen. Image und speziell Image-Rankings scheinen also hoch im Kurs zu stehen.

Doch was hat “das Erste” nun über unsere drei B2C-Unternehmen im Rahmen der indirekten Arbeitgeberbewertung zur Fairness der Unternehmen herausgefunden?

Betriebsrat JA = Fairness

Bei Lidl und McDonalds entsteht in den Dokumentationen jeweils der Eindruck, dass das Vorhandensein von Betriebsräten in den Filialen ein enormer Pluspunkt für die Fairnessbewertung ist. Immer wieder tauchen Gewerkschafter mit Kritik an einzelnen Standorten im Bild auf.  Ist dies nicht zu kurz gedacht? Probleme mit Betriebsratsgründungen (siehe Artikel von Wolfgang Goebel) werden bestimmt nicht immer nur Einzelfälle sein, doch dieser (Arbeitgeber)Markencheck wird aus meiner Sicht nicht immer gründlich vorgenommen und lässt daher zu Wünschen übrig. Es wird kaum ein Blick hinter die Kulissen der Zentralen gewagt. Warum eigentlich? Wollen die Medienvertreter dies gar nicht oder „verstecken“ sich die Unternehmen bei solchen Berichten noch zu sehr. Mehr Öffentlichkeit und Offenheit wäre hier angebracht. Bewerber kommen daher gar nicht zu Wort. Ein Gesamtüberblick über das Job- und Mitarbeiterangebot fehlt ebenso gänzlich. Es entsteht daher der Eindruck, dass gar nicht der Versuch unternommen wird, ein objektives Bild von den Markenunternehmen abzugeben. In dem Bericht zu McDonald’s heißt es z.B. “… es wurden nicht die richtigen Betriebsratsmitglieder gewählt, sie wären arbeitgebernah”. Dies ist doch ein typischer “Schwarz-Weiß-Blick” einiger Medien um mehr Aufmerksamkeit zu erhaschen. Arbeitgebernah bedeutet also schlecht und unfair oder wie ist dies zu verstehen? Medienvertreter sollten auch einmal lernen, dass nicht alle Arbeitgeber immer nur “Schlechtes” im Sinn haben. Und auch nicht alle Gewerkschaften agieren zum Wohle aller Mitarbeiter. Da gibt es auch „schwarze Schafe“. Ich kenne dies auch noch aus der HR-Praxis. Einen interessanten internen Einblick zum Umgang mit Franchisenehmern und Mitarbeitern gibt der Artikel “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?” des McDonald’s Personalvorstands Wolfgang Goebel.

Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=Yp_Jdy-Nmpc, Fairnesscheck ab 33:08 min

Quote vor Recherche

Noch heftiger wird es bei den Markenchecks von Lidl und H&M bei den Arbeitsbedingungen der Lieferanten in Asien, speziell in Bangladesh. Immer wieder die gleichen erschreckenden Bilder bei den Textilherstellern. Bevor sich jetzt einige hier aufregen. Ich stimme diesen Bedingungen auch nicht zu. Doch dies ist kein alleiniges Problem von Lidl, H&M und Co. Dies ist ein gesellschaftliches Problem. Unternehmen lassen dort produzieren wo es günstiger ist und verkaufen ihre Waren so zu passenden Preisen für die jeweiligen Schichten in den einzelnen “reichen Ländern”. Und bei uns in Deutschland gibt es viele Personen, die nicht mehr als fünf EURO für ein Shirt zahlen können. Und dies ist zu einem schwer zu lösenden Kreislauf geworden. In der Textilbranche ist dies daher ein Dauerproblem, welches die Unternehmen nicht alleine hinbekommen. Da müssen wir uns alle an die eigene Nase packen. Und dies sprechen die “Markenchecker” hier insbesondere und andere Medien nur sehr selten an. Erschreckende Bilder und Aussagen wie “die Zahnbürste teilen sie sich zu dritt” verkaufen sich halt besser. Doch kommen wir zurück zum eigentlichen Markencheck.

Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=bKDnQ-1WCN4, Fairnesscheck ab 28:52 min

Warum werden vorrangig bei den Handelsunternehmen die Lieferanten unter die Lupe genommen? Dies wäre ja so, wenn ich bei BMW, Audi & Co. mir vor allem die Arbeitsbedingungen bei den Automobilzulieferern anschaue und bei qualitativ schlechten Bewertungen fallen die großen Marken durch den Markencheck. Klingt doch irgendwie absurd, oder?

Arbeitgeberkommunikation wird wichtiger

Und was haben diese Markenchecks jetzt mit Arbeitgebern zu tun. Viel, wie ich denke. Die Unternehmen müssen schnell lernen, dass sie geeignete Interviewpartner den Medien an die Seite stellen. Und nicht wie bei dem McDonald’s Lieferanten OSI (siehe Video). Unternehmen müssen offensiver und direkter hierzu kommunizieren. Einen passenden Anfang macht hier Wolfgang Goebel. Hut ab! Doch noch zu häufig gilt das Prinzip „Kein Interview und Drehverbot. Auch die Textileinzelhandelskette KIK stand im Visier der Medien. Es gab kein ordentliches Statement des Unternehmens dazu. Stattdessen gab es einige Wochen später Fernsehspots mit Bildern von glücklichen Mitarbeitern für das Recruitment neuer KollegINNen. Dies kann die Personaler in diesen Unternehmen nicht zufriedenstellen. Schlechte Publicity durch Werbung egalisieren zu wollen kann nicht die passende Lösung sein. Ich hoffe, dies bemerken immer mehr Unternehmen und werden hier endlich offensiver. Aktive Arbeitgeberkommunikation auch in Sozialen Medien, wie Facebook und Blogs wird so immer entscheidender. Unternehmen müssen mitdiskutieren und selbst aktiv den Dialog untereinander anregen. Ansonsten werden sie von Medienvertretern ggf. in eine Ecke gestellt und der Verbraucher stempelt sie schnell als “unfaire, schlechte Marken” ab. Auch Schlecker hat (bestimmt auch zum großen Teil zurecht) damit zu kämpfen. Das Ergebnis kennen wir alle. Eine aktive und direkte Arbeitgeberkommunikation wird daher essentiell.

Übrigens am Montag, den 6. Februar gibt es den Media Markt Marktcheck wieder um 20:15 Uhr im Ersten. Ich bin gespannt auf die Fairnessbewertung von Media Markt. Und Sie?

Weiterer Markencheck von H&M: http://www.youtube.com/watch?v=UHl15YO2yL0

Comments
2 Responses to “Bim Bam Bum die Markenchecker gehen um”
  1. Gero sagt:

    Der like Button wuerde sich gut im Blog machen, oder finde ich ihn nur nicht?

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