Am Thema vorbei? Die neue Employer-Branding-Kampagne von ProSiebenSat1

Wie kürzlich bei W&V Karriere & Job zu lesen war, hat die ProSiebenSat1 Media Group am 01. April 2011 (nein, das sollte kein April-Scherz sein) ihre neue Employer-Branding-Kampagne gelauncht. Laut Personalchefin Heidi Stopper geht es bei dieser Kampagne besonders um folgendes: „Viele sehen uns bisher hauptsächlich als Arbeitgeber für kreative Berufe. Dass wir ebenso attraktive Jobs für IT-Spezialisten, Juristen oder Projektmanager haben, ist vielen nicht geläufig. Deshalb fokussieren wir mit unserer Kampagne genau auf diese Bereiche.“ (Quelle: W&V Karriere & Job)

Wunderbar, dachte ich mir, das klingt interessant, also schauen wir uns doch gleich einmal die passende Karrierewebsite dazu an. Als erstes fällt mir hier auf der Startseite das Augenpaar auf, das in einer Animation erscheint und der Slogan „Fascinating People“, der auch der Leitslogan für die ganze Kampagne ist. So weit so gut.

Unterhalb dem Werbebanner tauchen dann die typischen, aber scheinbar unverzichtbaren Karriereseiten-Floskeln auf: „Wir sind eine starke Gemeinschaft außergewöhnlicher Menschen, die mit Talent überzeugt“, „Wir bieten unseren Mitarbeitern alle Möglichkeiten, ihr Potenzial zu entfalten“, etc. Nicht neu, nicht wirklich nötig, aber gut, damit kann man leben.

Weiter geht es mit dem zweiten Menüpunkt „Unser Angebot für Sie“. Was hier positiv auffällt, die ganzen üblichen Floskeln wie „wir sind familienfreundlich“, „wir bieten Weiterbildungsmöglichkeiten“ usw. werden anhand von sieben Punkten mit konkreten Beispielen unterfüttert. Na also, es geht doch! Aber auch hier gibt es einen Wermutstropfen. Als Video ist ein Interview mit Personalchefin Heidi Stopper zum Thema Familienfreundlichkeit des Unternehmens eingebunden. Dass die ProsiebenSat1 Media Group ein vorbildliches Konzept im Bereich Familienunterstützung bietet, steht wohl außer Frage. Wer bei diesem 4 Minuten langen Video aber nicht spätestens nach der Hälfte ein Gähnen unterdrücken muss, verdient meinen Respekt…!

Also auf zum nächsten Punkt. „Ihre künftigen Kollegen“ nennt sich dieser und hier taucht auch gleich an erster Stelle ein Kollege aus den laut Stopper fokussierten Bereichen der Kampagne auf: Paul Krion, Frontend-Entwickler. Dazu gibt es ein nettes Bild, eine kurze Beschreibung und ein Interview, leider nur schriftlich. Wunderbar, so kann es weitergehen. Leider werden in dieser Rubrik aber nur zwei weitere Mitarbeiter vorgestellt, ein Leiter aus dem Bereich Sport und ein Azubi zum Kaufmann für audiovisuelle Medien. Diese Rubrik ist also auf jeden Fall noch ausbaufähig.

Den Punkt „Ihre Entwicklung bei uns“ lasse ich an dieser Stelle einmal aus, schließlich geht es uns ja um die spezielle Fokussierung der Kampagne auf IT-Spezialisten, Juristen oder Projektmanager… Also weiter zu „Ihr Einstieg als“. Hier müssten doch nun eben diese speziellen Bereiche schön prominent auftauchen. Aber, als erstes sehe ich ein putziges kleines Küken, dass gerade aus seiner Eierschale krabbelt. „Schüler“ heißt die erste Gruppe.

Und angeboten werden genau die Ausbildungen, die ich von einem Medienkonzern erwarten würde: Kaufmann/-frau für audiovisuelle Medien, Veranstaltungskaufmann/-frau, Bürokaufmann/-frau und Mediengestalter. Wo sind also die versprochenen unerwarteten Berufsfelder? Naja, schauen wir einmal bei der nächsten Zielgruppe.

Studenten, oder anders gesagt: Praktikum. Hier heißt es in der Beschreibung: „Wir bieten Praktika in fast allen Unternehmensbereichen. In den Redaktionen von „Galileo“, „taff“ oder „ran“, in der Produktion, im Kommunikationsbereich, der Konzernbilanzierung oder bei unseren Multimedia- und Vermarktungstöchtern.“ IT, Jura, Projektmanagement? Fehlanzeige. Aber halt: Schaut man sich das Video über der Beschreibung an, erfährt man plötzlich, dass Praktikanten im Projektmanagement gesucht werden. Also doch. Vielleicht hängt ja hier der Text der Kampagne einfach noch ein wenig hinterher.

Bei der Zielgruppe „Absolventen“ sieht es dann wieder mau aus mit den versprochenen Tätigkeitsfeldern. Als Volontariat werden die Schwerpunkte Fernsehen, Online und PR angeboten, Trainees gibt es im Marketing, Sales, Product Management, Mobile Services, Creative Solution Print, Human Resources und als Special den Master of Media. Nichts, was man nicht bei einem Medienkonzern erwarten würde.

Bei der Zielgruppe „Professionals“ tauchen sie dann wieder auf, die IT-Spezialisten, Juristen und Projektmanager. In einem knackigen Video werden „Projektmanager im Technologiebereich“ gesucht und auch in der Beschreibung sucht man Mitarbeiter „als Redakteur, Programmplaner oder Sales Manager, als Jurist, IT-Spezialist oder Controller“.

Kurz gesagt, das Ganze ist ein Auf und Ab. Neben langweiligen Standard-Floskeln und einschläfernden Videos bietet die Karrierewebsite von ProSiebenSat1 echte, durch Beispiele unterfütterte Vorzüge und knackige Videos. Die von Personalchefin Heidi Stopper genannten Tätigkeitsfelder IT-Spezialisten, Juristen und Projektmanager tauchen auf manchen Seiten auf, an anderen nicht. Von einer Fokussierung auf diese Bereiche kann allerdings keine Rede sein.

Laut W&V ist der nächste Schritt der Kampagne die „Verlängerung in Mobile und ins Social Web“ (Quelle: W&V Karriere & Job). Dieser Schritt wird interessant zu beobachten sein, da die ProSiebenSat1 Media Group in diesem Bereich bisher noch nicht sehr aktiv ist und z.B. keine selbst verwaltete Facebook-Page hat. Wir sind gespannt wie es weitergeht.

Comments
One Response to “Am Thema vorbei? Die neue Employer-Branding-Kampagne von ProSiebenSat1”
  1. Rainer B. sagt:

    Gut, dass Ihr immer so schnell seid und die Nase im Wind habt. Jetzt ist Pro7 auch Print unterwegs: http://bit.ly/d51MIP
    Das Ziel und die Zielgruppen der Kampagne erscheint nicht wirklich klar, wahrscheinlich wie bei McD lediglich Teil der allgemeinen Imagepflege. Bin gespannt, ob und wie die Nummer weiter geht. Viele Ostergrüße, RB

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