Machen wir es richtig? Bewerbungspraxis vs. Glaskugel

Am vergangenen Montag konnten wir in unserem Artikel “Gibt es überhaupt neue Trends im Recruiting” einige Ansätze zu den neuen Recruiting Trends des Jahres 2012 aufzeigen. Doch was erwarten die Experten nun für die Zukunft. Hierzu wagen die Experten einen Blick in die allseits geliebte Glaskugel. Und wie sieht es die andere Seite? “Hierzu wurden im Rahmen der Studie Bewerbungspraxis 2012 vom Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main 11.686 Stellensuchende und Karriereinteressierte auf dem deutschen Arbeitsmarkt befragt. Die Befragung wurde zusammen mit Monster durchgeführt. Das Durchschnittsalter der Befragten, von denen circa zwei Drittel männlich sind, beträgt 39 Jahre und 41,0 Prozent haben eine Berufserfahrung von mehr als vier Jahren. Die Hälfte der Befragten ist zurzeit aktiv auf Stellensuchende und gut jeder achte Teilnehmer begleitet aktuell eine Führungsposition.”

Monster erreicht hier einen guten Querschnitt auf der Bewerberseite. Das Durchschnittsalter von 39 Jahren überrascht mich zwar. Scheint aber realistisch für eine führende Jobbörse zu sein. Doch wie schätzen die Teilnehmer die Bedeutung von Social Media, Facebook, Twitter und Co. für Ihre Bewerbung ein. Lassen Sie uns reinschauen.

Ergebnisse zur Nutzung und Bedeutung von Social Media

“Generell beurteilen 26,3 Prozent der befragten Stellensuchenden und Karriereinteressierten Social-Media-Anwendungen für die Rekrutierung als positiv. Eine segmentspezifische Auswertung zeigt, dass insbesondere Studenten und diejenigen mit der Fachrichtung Personal, Marketing und IT verschiedene Social-Media-Anwendungen besonders positiv bewerten und auch vergleichsweise häufig nutzen.”

Ergebnisse zur Bedeutung von sozialen Netzwerkplattformen

“Hinsichtlich der Bedeutung von sozialen Netzwerkplattformen geben 32,9 Prozent an, dass sie es gut finden, wenn Unternehmen eine Fanpage bei Facebook nutzen, um darüber Karrierethemen zu verbreiten oder mit potentiellen Bewerbern zu kommunizieren. 15,9 Prozent gehen auch davon aus, in Zukunft Fan von weiteren Karriereseiten auf Facebook zu werden und 15,1 Prozent der Studienteilnehmer sind aktuell Fan von mindestens einer Unternehmensfanpage auf Facebook. 8,2 Prozent der befragten Stellensuchenden und Karriereinteressierten sehen hohe Chancen, über eine Fanpage auf Facebook einen neuen Job zu finden.”

Ergebnisse zur Bedeutung von Mikroblogging-Dienste

“Mit Blick auf Mikroblogging-Dienste finden es 15,6 Prozent aller Studienteilnehmer gut, wenn Unternehmen Twitter zur Kommunikation und Verbreitung von Karrierethemen nutzen. Hinsichtlich der Nutzungshäufigkeit eines entsprechenden Unternehmenskanals geben 7,3 Prozent an, dass sie planen, in Zukunft weiteren Unternehmen auf Twitter zu folgen und 5,3 Prozent folgen aktuell mindestens einem Unternehmen auf Twitter. Nur 3,7 Prozent der Befragten sehen durch Twitter gute Chancen, einen neuen Job zu finden.”

Ergebnisse zur Bedeutung von Karrierenetzwerken

“Die beiden Karrierenetzwerke LinkedIn und Xing bieten den Unternehmen verschiedene Möglichkeiten für die Personalbeschaffung. So geben rund sieben von zehn der Befragten an, dass sie es gut finden, wenn Unternehmen über Karrierenetzwerke wie Xing oder LinkedIn nach Kandidaten suchen. Zudem beteiligen sich 23,8 Prozent der Studienteilnehmer aktiv an Gruppendiskussionen zu Fachthemen auf derartigen Plattformen und 14,6 Prozent zudem an Gruppendiskussionen zu Unternehmen.”

Versuchen wir die Ergebnisse einmal in einem Satz zusammenzufassen:

Der männliche Durchschnittsbewerber im Alter von 39 Jahren mag an sieben von zehn  Tagen bei XING und/oder LinkedIn angesprochen werden, Rekrutierung über Social Media mag er an jedem vierten Tag, hin und wieder wird er Fan einer Fanpage bei Facebook, noch seltener nutzt er Facebook für sein Recruitment und Twitter nutzt er in homöopathischen Mengen für seine Bewerbungen. Wie gesagt, dass ist der Durchschnittsbewerber im Alter von 39 Jahren. Wie in den Ergebnissen erwähnt setzen insbesondere jüngere und junggebliebene medienaffine Social Media Netzwerke wesentlich häufiger ein. Also ganz so einfach wird es daher für die Bewerber nicht. Sie müssen sich schon einiges für die erfolgreiche Zukunft des Unternehmens und ihrer eigenen Recruiterzukunft einfallen lassen.

Doch was sagen die sogenannten Experten für die nächsten 10 Jahre voraus?

Bei der Befragung zu den aktuellen „Recruiting Trends 2012“ wurden die Recruiting-Experten aus den größten deutschen Unternehmen explizit nach ihren Erwartungen befragt, welche Themen die Rekrutierung in den nächsten Jahren beeinflussen werden.

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Quelle: Monster Jubiläumsausgabe 10 Jahre Recruiting Trends aus dem Februar 2012

“Die Abbildung  zeigt den Blick in die Glaskugel. Die Rekrutierungsverantwortlichen der größten deutschen Unternehmen, deren 5-Jahres-Prognosen in der Vergangenheit häufig verblüffend präzise waren, wurden im Rahmen der aktuellen „Recruiting Trends 2012“ gefragt, was sie als die wichtigsten, die Rekrutierungswelt bestimmenden Trends in zehn Jahren erwarten.”

Die HR-Experten sehen Social Media ganz weit vorne. Das Thema scheint also Mode zu sein. Wen wundert es. Doch in der Praxis hapert es noch an vielen Stellen. Social Media Tools können genutzt werden, doch damit wirklich zu kommunizieren und Dialog zu beginnen ist noch eine andere, größere Herausforderung. Internet-Recruiting, demographischer Wandel, Fachkräftemangel und Employer Branding werden eine hohe Bedeutung behalten. Eine höhere Bedeutung wird für mich definitiv das Mobile Recruiting erhalten. Noch tun sich viele Recruitingverantwortliche damit jedoch noch sehr schwer. Doch Bewerber und Karriereinteressierte werden vermehrt Content über mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablet-PCs nutzen. Dies ist ein Fakt! Hier ist also ein konkreter Handlungsbedarf in den Unternehmen. Jetzt kann man sowohl bei Social Media als auch bei Mobile nur noch Zeit und damit auch Qualität verlieren. Die Recruitingwelt verändert sich so oder so. Hoffentlich verschlafen es einige Recruiter nicht in der so ruhigen Web 1.0 Welt.

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