Gibt es überhaupt neue Trends im Recruiting?

Da werden uns immer wieder neue Studien mit Trends im Recruiting, Personalmarketing, etc. vorgelegt und doch scheint sich kaum etwas zu ändern. Neue Beispiele für gelungene Recruitingaktionen gibt es nur hin und wieder zu begutachten. JobAds mit dem Kürzel 2.0 werden uns als neueste Trends präsentiert. Und was sind sie wirklich? Bei mir entsteht bei den JobAds 2.0 eher der Eindruck, dass dies nicht gelungene Kompromisse zwischen Unternehmen, Jobbörsenbetreibern und Dienstleistern geworden sind. Da geht wesentlich mehr und es gibt viel Luft nach oben. Das Web bietet heute viel spannendere Ansätze. Dazu gerne in den kommenden Wochen mehr. Nur eines schon mal vorweg. Wir müssen uns mehr trauen und offensiver Insights ins Unternehmen bieten und diese auch in die Stellenanzeigen konkreter einbinden.

 

© Anja Greiner Adam - Fotolia.com

Schauen wir z.B. einmal in der Modewelt nach. Hier werden jedes Jahr die Trends in Form der Models mehrfach über die Laufstege rauf und runter gejagt. Nicht vieles davon finden wir kurz darauf auf unseren Straßen wieder. Nun ganz ehrlich, wohl manchmal auch zum Glück. Denn nicht jeder Modetrend ist alltagstauglich. Doch Modedesigner, Bekleidungshersteller und Konsumenten bekommen dennoch durch diesen starken Wettbewerb neue Inspirationen und arbeiten ständig an neuen Ideen in einer hoffentlich immer bleibenden Innovationsszene”. Kommen wir zurück von der Mode- in die Recruitingwelt. Hier entsteht schon manchmal der Eindruck, dass einige Personaler vergleichsweise die gute alte “Kittelschürze” noch als state of the art sehen und andere wiederum uns die Bekleidung der Endneunziger auf cool und trendig verkaufen wollen.

Doch nach meinem kleinen Ausflug komme ich (endlich wieder) zurück zu den Recruiting Trends. Vor ein paar Tagen war ich auf das alljährliche Monster Symposium nach Darmstadt eingeladen worden. Monster hat zusammen mit dem CHRIS, Centre of Human Resources Information Systems  der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und der Goethe-Universität Frankfurt am Main, wieder die Recruiting Trends 2012 herausgebracht.

image Prof. Dr. Tim Weitzel stellte uns einige der Ergebnisse direkt vor. Lassen wir uns einmal in die wichtigsten Ergebnisse reinschauen.

 

 

 

Die Studie:

Eine empirische Untersuchung mit den Top-1.000-Unternehmen aus Deutschland sowie den Top-300-Unternehmen aus den Branchen Health Care, IT sowie Umwelt & Recycling.

 

Die Top-Themen bei den Top 1.000:

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Wenn wir uns dies genauer anschauen, sehen wir wie alle Top-Themen stark miteinander verbunden sind. Es geht um fehlende Fach- und Führungskräfte sowie um die Bindung der vorhandenen Mitarbeiter. Hierzu muss ich verstärkt ex- und internes Employer Branding betreiben und als einer der wichtigsten Kommunikationskanäle hierfür wurde Social Media herausgestellt.

Hierzu habe ich für uns nur einmal wenige relevante Ergebnisse hervor geholt.

Social Media

“Der Einsatz von Social Media in der Personalbeschaffung ist im Jahresvergleich deutlich gestiegen. 27,6 Prozent der 1.000 größten deutschen Unternehmen verfügen bereits über eine explizite Social-Media-Strategie. Über die Hälfte der Studienteilnehmer nutzt Social Media zur Veröffentlichung von Stellenanzeigen, zur aktiven Suche nach Kandidaten und für Employer Branding sowie 43,9 Prozent für die aktive Suche nach zusätzlichen Informationen über bereits identifizierte Kandidaten. Von den untersuchten Kanälen wird das Karrierenetzwerk Xing am häufigsten zur Veröffentlichung von Stellenanzeigen und für die aktive Suche nach geeigneten Kandidaten sowie nach zusätzlichen Informationen über bereits identifizierte Kandidaten genutzt. Zum Bewerben der eigenen Arbeitgebermarke (Employer Branding) greifen die Studienteilnehmer am häufigsten auf Facebook zurück.”

Der Einsatz steigt zwar, doch was genau die Nutzung von Social Media in der Praxis ist, bleibt hierbei noch unklar. Schauen wir daher einmal weiter.

Die Nutzung von Social Media in der Personalbeschaffung steigt deutlich

“Fast sechs von zehn antwortenden Unternehmen haben Social Media schon einmal zur Veröffentlichung von Stellenanzeigen genutzt. Noch über die Hälfte der Studienteilnehmer bestätigen, dass sie bereits in Social-Media-Kanälen aktiv nach Kandidaten gesucht haben und derartige Kanäle für Image-Werbung/Employer Branding nutzen. 43,9 Prozent haben bereits auf Social Media zurückgegriffen, um die Netzwerke ihrer Recruiter zu erweitern. 28,7 Prozent der Befragten haben schon einmal in Social Media aktiv nach zusätzlichen Informationen über bereits identifizierte Kandidaten gesucht. Geht man im Detail auf die genutzten Kanäle ein, so zeigt sich, dass 13,6 Prozent der Studienteilnehmer häufig Stellenanzeigen in Xing schalten.

In Facebook sind es 9,6 Prozent, in Twitter und LinkedIn jeweils 4,8 Prozent. Für die Image-Werbung wird dagegen Facebook am häufigsten genutzt. 19,9 Prozent der 1.000 größten deutschen Unternehmen werben häufig in Facebook für ihr Arbeitgeber-Image. Xing (12,0 Prozent), Twitter (9,9 Prozent), YouTube (9,4 Prozent) und LinkedIn (1,4 Prozent) folgen auf den Plätzen. Aktiv nach geeigneten Kandidaten suchen die Befragen am häufigsten in Xing (16,2 Prozent). 4,1 Prozent greifen bei der Suche nach qualifizierten Kandidaten häufig auf LinkedIn zurück, 3,4 Prozent auf Facebook und 0,7 Prozent auf Twitter. Für die Suche nach zusätzlichen Informationen über bereits identifizierte Kandidaten wird Xing von 12,0 Prozent der Unternehmen häufig genutzt. 5,6 Prozent suchen häufig in Facebook aktiv nach solchen Informationen und 3,5 Prozent in LinkedIn.”

Meine Sicht: Trendig sind die Ergebnisse noch nicht. Eher eine Bestätigung für die derzeit wahrgenommene Recruitingwelt. Doch auch dies ist wichtig zu sehen. Schauen wir daher auf einen weiteren “Trend”.

Netzwerkrekrutierung

“Für 54,2 Prozent der Befragten stellen Mitarbeiterempfehlungen einen wichtigen Rekrutierungskanal dar. 43,8 Prozent veröffentlichen freie Stellen gezielt in internen Kanälen (z. B. Schwarzes Brett, Intranet) mit der Aufforderung, dass ihre Mitarbeiter hierfür geeignete Kandidaten empfehlen.

Für 36,4 Prozent der Studienteilnehmer sind Mitarbeiterempfehlungen fester Bestandteil der langfristigen Rekrutierungsstrategie, und bei 35,2 Prozent empfehlen die bereits beschäftigten Mitarbeiter tatsächlich regelmäßig interessante Kandidaten aus ihren privaten und beruflichen Netzwerken für eine Rekrutierung.

Über ein Viertel der Befragten ist der Meinung, dass monetäre Boni für die bestehenden Mitarbeiter den besten Anreiz bieten, um über diese Gruppe neue Kandidaten zu rekrutieren.”

Aus meiner Sicht können Mitarbeiterempfehlungen das A und O zur Gewinnung neuer Mitarbeiter werden. Wir müssen sie nur intensiver und konkreter in Social Media Networks und auch bei moderneren Stellenanzeigen eingesetzt werden. Ich bin gespannt, was da kommen wird. Der “modernisierte Arbeitskittel” oder der wirklich “coole, neugestylte Abenddress”.

Aktivitäten im Bereich Mobile Recruiting werden wichtiger, sind aber noch selten

“Fast jeder zweite Studienteilnehmer ist der Ansicht, dass die zunehmende Nutzung mobiler Endgeräte, wie beispielsweise Smartphones oder Tablet PCs, einen großen Einfluss auf die Rekrutierung haben wird. 36,7 Prozent denken, dass die Ansprache von Kandidaten über solche mobile Endgeräte für die Rekrutierung sinnvoll ist, und knapp ein Drittel der 1.000 größten deutschen Unternehmen geht davon aus, dass sich Kandidaten zukünftig über mobile Endgeräte bei ihnen bewerben werden. 9,7 Prozent der Befragten haben die Darstellung ihrer Online-Stellenanzeigen für bestimmte mobile Endgeräte optimiert, und 5,7 Prozent bieten für bestimmte mobile Endgeräte Apps für die Suche nach freien Stellen in ihrem Unternehmen an.”

Hierzu sage ich nur: Mobil wird für alle, auch für Recruiter, Standard werden (müssen).

Schauen wir einmal auf die Ergebnisse speziell für den Mittelstand. Die Top-Themen zeigen die gleiche Richtung an.

Mittelstand

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Mitarbeiterempfehlungen als neuer Weg

“Aus dem Fachkräftemangel resultiert bei 78,0 Prozent der befragten 1.000 mittelständischen Unternehmen die Erkenntnis, Mitarbeiter auch außerhalb der Personalabteilung direkt in den Rekrutierungsprozess einzubinden.”

Meine Sicht: Eine erste wichtige Erkenntnis, wie ich meine. Aller Anfang ist manchmal schwer. Jetzt wollen wir alle mehr Taten sehen.

Social Media erhöht Leistungsfähigkeit

“Knapp die Hälfte (48,3 Prozent) der befragten 1.000 Mittelständler sehen Social Media als einen neuen Rekrutierungskanal an, mit dessen Hilfe die Leistungsfähigkeit der Recruiter gesteigert werden kann.”

Für mich eine nichtssagende Zahl. Es müssten 100 Prozent sein. Denn es kommt bei Social Media und Mobile nicht auf das Ob, sondern auf das Wie an.

Mitarbeiterbindung und internes Arbeitgeberimage als größte Herausforderungen

“Nach Meinung der Befragten sind das erfolgreiche Binden aktueller Mitarbeiter sowie der Aufbau eines nach innen gerichteten Arbeitgeberimages die zentralen Herausforderungen im Tagesgeschäft der Rekrutierungsabteilungen der mittelständischen Unternehmen. Dahinter folgen die Themen Alignment, Employer Branding und Candidate Relationship Management.”

Wie gesagt: Internes und Externes Employer Branding ist ein Schlüssel zum Erfolg.

Unternehmens-Webseite und Mitarbeiterempfehlungen als effizienteste Kanäle

“Mittelständische Unternehmen schreiben der eigenen Unternehmens-Webseite das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis zu. Auf den Rängen zwei und drei folgen Mitarbeiterempfehlungen sowie die Rekrutierung über das persönliche Netzwerk der Rekrutierungsverantwortlichen. Bei den externen Kanälen hat beispielsweise die Internet-Stellenbörse (Rang 4) ein deutlich besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis als Printmedien (Rang 9).”

Ja stimmt, die Unternehmenswebseite muss derzeit insbesondere Im Mittelstand noch die Landingpage für die Aktivitäten im Personalmarketing und Recruitment sein. Doch weitere Kommunikationskanäle, wie Facebook, Blogs, YouTube, Xing und Arbeitgeberbewertungsportale ergänzen die Aktivitäten und führen die Interessierten wieder auf die eigene Page.

Auftreten von Mitarbeitern als Botschafter nimmt aktuelle Mitarbeiter in die Pflicht

“Als Reaktion auf den Fachkräftemangel setzen mittelständische Unternehmen auf die eigenen Mitarbeiter als Helfer zur Verbesserung des Employer Brandings. Sowohl auf Vorstandsebene als auch auf den Hierarchieebenen darunter werden Mitarbeiter aller Abteilungen als Botschafter der Unternehmen eingesetzt. Diese Strategie wird auf Vorstandsebene von 80,3 Prozent und auf niedrigerer Unternehmensebene von bereits 67,2 Prozent aller Unternehmen realisiert.”

Dazu sage ich nur: Diese vielen Beispiele möchte ich gerne auch einmal kennen lernen.

Social Media erhöht Leistungsfähigkeit der Recruiter

“Als eine Möglichkeit zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Rekrutierungsabteilung nutzen mittelständische Unternehmen Social Media. So sehen 48,3 Prozent der befragten 1.000 Unternehmen die Möglichkeit, mit Hilfe von Social Media als Rekrutierungskanal die Leistungsfähigkeit zu verbessern.”

Und abschließend sage ich dazu nur: Steigerung der Leistungsfähigkeit JA, Steigerung der Leistung nur TEILWEISE.

Mehr zu den Ergebnissen der Bewerbungspraxis von den Stellensuchenden und Karriereinteressierten gibt es die Tage.

Comments
8 Responses to “Gibt es überhaupt neue Trends im Recruiting?”
  1. Lina Klauser sagt:

    Hallo! Sehr interessanter Blogartikel. Ich beschäftige mich momentan auch mit der Thematik und hab auch hier http://www.bridge-imp.de/blog-artikel/items/employer-branding-massnahmen.html einen lesenswerten Artikel gefunden der sich mit einigen Maßnahmen zum Aufbau einer erfolgreichen Employer Brand beschäftigt.
    MfG Lina

  2. Lutz Altmann sagt:

    Wenn man den oder die richtigen externen Blogs heraussucht und/oder andererseits einen eigenen aufmerksamkeitsstarken Mitarbeiterblog aufbaut, kann dies sehr erfolgreich sein. Blog Recruiting ist ein wichtiger Teil der Zukunft.

    Unsere zwei letzten Beispiele zu Robinson (http://www.personalmarketingblog.de.obed.orgidea.de/robin-gesucht-referentin-personalmarketing-social-media ) und zur Witt-Gruppe (http://www.personalmarketingblog.de.obed.orgidea.de/offen-fr-die-zukunft-referentin-personalmarketing-employer-branding-bei-der-witt-gruppe-gesucht ) zeigen dies deutlich. Bei der Position im Personalmarketing bei Robinson waren wir mit dem Personalmarketing Blog die Recruitingquelle Nr. 1. Besser als jede Jobbörse. Und ein mögliches Headhunting würde ich daher auch den Spezialisten in dem jeweils gesuchten Segment übergeben. Daher haben wir uns in der Personalberatung bei humancaps (http://www.humancaps.com/personal-beratung ) auch auf HR und Kommunikation fokussiert.

  3. Joe sagt:

    E-Recruting und Social Media Marketing wird immer wichtiger für Unternehmen, das versteht sich von selbst. Auf http://www.headhunter-light.de/blog-recruiting-bewerbersuche-uber-den-blog/ fand ich einen Artikel über Blog Recruiting. Hat sich damit schon jemand intensiver auseinander gesetzt? Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich der Aufwand lohnt, lass mich aber gerne überzeugen 😉

  4. Zum Thema Mobile Recruiting hätte ich noch einen interessanten Blogbeitrag aus dem Social Business Blog für Sie: http://bit.ly/zR5rpT. „Die (fast) verschlafenen Chancen des Web to go“ befasst sich mit dem zukünftigen Trend von Apps insbesondere für geschlossene soziale Netzwerke.

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