Pizza und Trojaner – Wenn die Stellenanzeige undercover kommt

Es ist noch garnicht lange her, da startete Jung von Matt eine Guerilla-Aktion, um Kreative aus anderen Agenturen abzuwerben. Mithilfe von Fotografen als Komplizen wurden in deren Mappen mehr oder weniger unauffällige Botschaften in die Fotos integriert, mit denen die Kreativen der Konkurrenz zu einer Bewerbung bei Jung von Matt aufgerufen werden sollten. Insgesamt 15 Fotografen wurden mit diesen „trojanischen Fotomappen“, wie W&V sie bezeichnete, losgeschickt. „Und wann zeigst du uns deine Mappe? – Jung von Matt sucht ADs“ lautete dann z.B. eine dieser Botschaften, die von den Fotografen bei ihrer Vorstellung in den Werbeagenturen einschmuggelten.

Jung von Matt berichtet selbst, dass die Zahl der Bewerbungen doppelt so hoch gewesen sei wie im Vorjahr. Welchen Erfolg diese Aktion nun tatsächlich hatte, ist allerdings schwer zu sagen, da die Bewerbungen nicht eindeutig darauf zurückgeführt werden können.

Jetzt hat die nächste Werbeagentur nachgezogen. Scholz & Friends Hamburg setzten bei ihrer Suche nach digitalen Kreativen auf noch offensichtlichere (und schmackhaftere)  Mittel: Zusammen mit dem Lieferservice „Croque Master“ entwarfen sie eine ganz besondere Pizza. Die sogenannte „Pizza Digitale“ wurde über mehrere Wochen bei jeder Lieferung an Werbeagenturen kostenlos obendrauf gelegt und hatte als Belag nichts als einen QR-Code aus Tomatensauce. Wenn die hungrigen Mitarbeiter nun ihr Lieferung bekamen und diesen Code mit dem Handy abfotografierten, landeten sie auf einer mobilen Landingpage von Scholz & Friends, auf der sie unverwandt zur Bewerbung aufgerufen wurden.

Die Idee dahinter: Fleißige Kreative aus der Online-Szene greifen bei Überstunden gerne mal zum Telefon, um eine Pizza zu bestellen. Da der Lieferservice „Croque Master“ im Hamburger Raum scheinbar als Stamm-Lieferant für viele Agenturen bekannt ist, lag der Gedanke nahe, diesen für die Guerilla-Aktion einzuspannen und so quasi ohne Streuverluste die gewünschte Zielgruppe anzusprechen. Denn die Pizza wurde wirklich nur mitgeliefert, wenn eine Agentur eine Bestellung aufgab.

Ergebnis der Ganzen waren zwölf Bewerbungsgespräche und zwei neue Digital-Teams für Scholz & Friends Hamburg. Die Verantwortlichen können mit der Aktion also durchaus zufrieden sein.

Nun mag man sich fragen, ob solche hinterrücks ausgeführten Abwerbeaktionen nicht einen negativen Beigeschmack haben. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass es sich hier um Kreative handelt, die zum einen vieles deutlich lockerer sehen als andere und zum anderen auch einen besonderen Sinn für Humor haben. Gerade in großen Agenturen nimmt man sich gerne mal gegenseitig auf die Schippe und nimmt der Konkurrenz solche Aktionen nicht krumm, besonders nicht, wenn es sich um eine kreative und gut umgesetzte Idee handelt.

Das funktioniert sicherlich nicht für alle Branchen, zeigt aber wieder einmal, dass sich Arbeitgeber immer mehr Gedanken darüber machen, wie sie qualifizierte Mitarbeiter werben können und dass sich kreative Ideen und ungewöhnliche Wege im Personalmarketing durchaus auszahlen können. Ein Anlass zum Schmunzeln ist es allemal ;-).

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