So einfach ist die Formel natürlich nicht aufzustellen. Doch was ist dran an der Interaktion. In den letzten Wochen diskutieren wir des Öfteren mit den Unternehmen zur Steigerung der Interaktionsrate auf den eigenen Facebook Karrierefanpages. Reine Fanzahlen sind nicht der alleinige Gradmesser für eine erfolgreiche Fanpage wie wir ja schon wissen. Eher sollte man sich die Frage stellen, was sagen die Fanzahlen überhaupt aus. Sind 4.000 Fans bei einem Konzern mit mehr als 50.000 Mitarbeitern schlechter als 2.500 Fans bei einem mittelständischen Unternehmen mit knapp 1.000 Mitarbeitern? Es kommt also auch auf die Relationen an. Hier müssen mehrere Aspekte miteinander verglichen werden.

Daher greifen wir heute ein ganz aktuelles Beispiel von der DFS Deutsche Flugsicherung auf. Seit gestern 14:14 Uhr ist das neue Video bei Facebook online und es führt gute 24 Stunden später zu einer entsprechend hohen Anzahl an Kommentaren und Likes, also Interaktionen. Jetzt um 16:16 Uhr wurde insgesamt schon 181 mal “gelikt” und 112 mal kommentiert. Ist dies nun gut oder schlecht für die Arbeitgebermarke DFS?

Schon während der ersten Stunde nach Veröffentlichung wurde das Video, wie links zu sehen, viel gelobt. Man konnte den Eindruck gewinnen, ein sehr beliebter Spot hat das Licht der Welt erblickt. Dann sah Gerrit das Video.

Gerrit Ahrendt Alter, ist das ernst gemeint? Fremdschämen aller erster Güte.

Als Mitarbeiter der DFS zeigte er eine spontane Reaktion und löste damit eine neue Begutachtung des Spots aus. Die Reaktionen waren nun nicht mehr alle positiv, von cool über sehr gut bis geil. Es begann eine kontroverse Diskussion.

DFS Deutsche Flugsicherung Hallo Gerrit, dir gefällts also nicht?
Grüße Florian @DFS Facebook-Team – Anmerkung von mir: Richtig umgesetzt! Den Namen des Autors genannt. Danke Florian für die direkte Umsetzung.

Gerrit Ahrendt Ne, definitiv nicht. Es ist einfach nur … schlecht. Weder ernst und informativ noch irgendwie lustig mit gutem Spannungsaufbau oder Pointe. Aber gut, scheint ja anzukommen. Deutsches Fernsehniveau halt, da wird auch über Mario Barth gelacht.

Tango Foxtrott Also ich muss Gerrit zustimmen. Ein Arbeitgeber, wie die DFS, sollte um ein seriöses Auftreten bemüht sein. Eine Wortwahl wie in dem Video („Verpiss dich“), ist da eher fehl am Platz.

Schnell lässt sich erkennen, dass jegliche negative Aussagen mehr Likes hervorrufen. So ist nun mal der Alltag. Man stimmt lieber einfach zu, als teilweise selbst zu kommentieren. Doch absolut hervorzuheben ist die spontane fast immer sehr passende Reaktion des DFS-Teams. Hier wieder ein Beispiel:

DFS Deutsche Flugsicherung

Hi Kai, mein Vorschlag: lasst uns doch mal zusammensetzen und schauen, welche Ansätze man noch finden kann. Wäre sehr gespannt, welche Ideen wir da finden, den Beruf schmackhaft zu machen. Da würden wir doch sicher gute Ansätze finden. 🙂

Doch die Diskussion schwappt noch mehr zu Mitarbeitern und Insidern der Flugservicebranche über und wird immer kritischer. Hier zwei Beispiele:

Stefan Klose ‎@Tom Scholz: Ich gebe dir vollkommen recht. Total daneben! Und ich bin gespannt auf die erste Tonbandabschrift mit den Worten eines Lotsen, der zum Kunden sagt : „Verpiss dich“……. Aber kein Problem, wir können uns ja jetzt auf die Werbung beziehen.

Dennis Voß Kann mich auch nur den Vorrednern anschließen, konnte es kaum glauben, als ich das Video gesehen habe. Das „Verpiss Dich“ und die ganze Albernheit des Videos sprechen eher für ne Werbung für den KiKa oder MTV/VIVA…aber für die DFS, die na…ch außen hin ein seriöses Bild abgeben sollte, absolut unpassend. Uns wurde immer eingetrichtert, das ganze nicht als Computerspiel zu sehen oder zu „albern“ anzugehen…was bei einem ersten Eindruck der DFS durch so ein Video glaub ich nicht so ganz gelingen dürfte 😉 Dieser Clip wird „seriöse Interessenten“ eher abschrecken und, wenn überhaupt, die „alles lustig“-Fraktion anlocken….und ob das der richtige Weg bei so einem Job ist?!?

Ist das Video jetzt wirklich nach hinten losgegangen oder haben die Insider einfach nur zu wenig Humor?

Und schon schaltet sich das DFS-Team wieder sehr überzeugend ein.

Paul Kalla Als Angestellter in diesem Unternehmen schäme ich mich, wenn so einen Clip sehe, der meinen Job darstelllen soll, besonders wenn dieser auch noch vom eigenen Unternehmen (für bestimmt nicht wenig Geld) produziert wird.

Daniel Klein Eine Mail an die Verantwortlichen schreiben ist doch intern, oder ? Um es nochmal klar und deutlich zu sagen, unsere Firma versucht grade verzweifelt Ihren Ruf zu wahren, eine gewisse Seriosität zu vermitteln und vor allem Professionalität zu fördern ! Ich denke nicht, das z.B. eine Lufthansa oder irgendein anderes Unternehmen, welches all diese oben genannten Merkmale nach aussen darstellen möchte, jemals auch nur ansatzweise über so einen Klamauk nachdenken würde.

Die Diskussion wird bestimmt noch weitergehen und ob das Arbeitgeberimage der DFS davon profitieren kann, wird die Zukunft zeigen. Ich denke, der Ansatz der DFS ist der Richtige. Sie stellen sich den kontroversen Diskussionen und sind mittendrin im Verbesserungsprozess. Es scheinen hier vor allem die internen Mitarbeiter sehr unzufrieden mit der Außendarstellung zu sein. Hier lässt sich bestimmt im gemeinsamen Dialog, ja und dieser funktioniert auch in aller Öffentlichkeit bei Facebook, wieder einiges verbessern. Das DFS-Facebookteam zeigt sich hier wirklich sehr authentisch. Es nimmt die Form der offenen Kommunikation an. Ich hoffe, das sehen auch die Verantwortlichen im Hause DSF auch so. KOMPLIMENT, dem DFS-Facebookteam für die tollen Reaktionen an dieser Stelle. Auch dies ist eine moderne und zielführende HR-Kommunikation in Zeiten von Social Media. Denn man sieht sehr deutlich, dass bei DFS auch unterschiedliche in der Öffentlichkeit toleriert werden.

Wir freuen uns auch, Florian Schrodt und voraussichtlich eine(n) Kollegen/in aus dem Personalmarketing bei uns auf der internen SMPC am 19. Mai 2011 auf der Burg begrüßen zu dürfen.

Und zum Schluss schauen wir noch einmal auf die Interaktionsrate auf der Facebook Karrierefanpage der DFS. Auf jeden Fall kann man heute, einen Tag später schon erkennen, das Interaktion und Fanwachstum in diesem Fall sehr eng verknüpft sind. Es wird sich doch jetzt in den kommenden Tagen und Wochen zeigen, wie der Arbeitgeber DFS mit der kontroversen Diskussion umgeht und wie er sich nach innen und außen als Arbeitgeber, weiter so offen oder doch wieder verschlossener, präsentieren wird. Und ob sich dies auch die Bewerberzahlen, quantitativ und qualitativ, auswirken wird. Wir werden am 19. Mai nachfragen. 😉