Darf man bei XING als Bewerber geschäftliche Anfragen stellen?

Diese Woche möchte ich mit einer “interessanten” Frage zum Business-Netzwerk XING starten.

Zum Ende der letzten Woche erreichte mich eine bemerkenswerte Story. Ich habe diese etwas verfremdet, damit der betreffenden Person keine Nachteile entstehen können.

Besagter Person ist etwas passiert, das diese sehr irritiert hat.„Wie definieren Sie ein Businessnetzwerk?“ fragte sie mich. Und dann wurde sie noch konkreter. “Wenn man sich bei XING anmeldet, dann hat man doch die Intention Geschäftskontakte zu knüpfen, oder sehe ich das falsch?”

Sieht die Person das falsch? Was denken die Leser des Personalmarketing Blogs? Und was sollen wir denn nun den Bewerbern als Tipps zur Nutzung von XING und Co. mitgeben?

Aber hier erst einmal die Story in Kürze:

Um geeignete Interviewpartner für ihre Abschlussarbeit zu finden, hat die Person, nennen wir Sie Lieschen Müller, bei Xing recherchiert. Hier hat sie den Begriff  „Personalmarketing“ in Kombination mit dem gewünschten Unternehmen in der Suchleiste eingegeben, um den richtigen Ansprechpartner zu finden. Dann hat sie die  Profile angeschaut, um zu sehen, wer tatsächlich der richtige Ansprechpartner sein könnte und danach mit dem Anliegen zur Unterstützung bei der Abschlussarbeit angeschrieben.

Lieschen Müller geht davon aus, dass Menschen, die sich bei Xing anmelden und dort  ihr Unternehmen hinterlegen, auch auf geschäftliche Anfragen reagieren. Schließlich haben sie ihr Profil mit der Information über ihre Tätigkeit bei Unternehmen XY ausgestattet. Da eine der angeschriebenen Personen nicht auf ihre Anfrage reagiert hat, fragt Lieschen Müller schließlich telefonisch bei dem entsprechenden Unternehmen nach, ob denn die Bereitschaft bestünde, sich an den Interviews zu beteiligen. Darauf wurde ihr geantwortet, dass die Chefin über ihr privates Profil bei Xing angeschrieben wurde und sie aus diesem Grund nicht antworten würd. Wenn Frau Müller eine Antwort erhalten möchte, solle sie ihre Anfrage doch über die Unternehmensemail stellen.

Diese Antwort löste bei Lieschen Müller Irritation aus. So verwundert ihre Reaktion, die in etwa so erfolgte, nicht:

Wenn ich in einem Umternehmen bin, dass sich im Bereich Social Media Personalmarketing sehr engagiert und Bewerber auf Facebook, Twitter und sonstigen Netzwerken ansprechen will, für das Personalmarketing mitverantwortlich bin, dann sollte ich doch nicht sauer oder gekränkt sein, dass man mich über ein Businessnetzwerk, indem ich mit Unternehmensname und Position gelistet bin, anspricht, oder? Habe ich in diesem Fall etwas falsch gemacht und vielleicht nicht den Sinn von Xing verstanden?

Ich denke, Lieschen Müller hat nichts falsch gemacht. Ich habe ihre Anfrage gelesen. Diese war sehr freundlich und zuvorkommend geschrieben und sollte wirklich keine Irritationen auf der Personalerseite hervorrufen. Zwar war ich weder bei dem Telefonat dabei, noch habe ich die Nachricht an das Unternehmen gesehen, um hier alle Schritte genauestens nachvollziehen zu können. Doch diese “Story” bringt bei mir genau das derzeitige Dilemma bei der Fragestellung zu Personalmarketing in Zeiten von Social Media hervor.

Wie reagiere ich von Personalerseite auf derartige Anfragen bei Facebook oder XING? Was erwarten die Studenten und Absolventen von mir als Unternehmensvertreter?

Wir “sogenannte Experten” sprechen von Transparenz, Authentizität und offener Kommunikation. Und dann das! Der Verweis auf eine allgemeine Mailanfrage an das Unternehmen widerspricht genau diesen von vielen so gepredigten Grundsätzen der Kommunikation in den Social Networks. Jetzt sind und bleiben die Bewerber auch weiterhin irritiert. Ich würde mich freuen, wenn wir ein wenig “mehr Licht ins Dunkel” der Kommunikationschancen von Social Networks für die Unternehmen bringen könnten. Daher möchte ich hier einige passende Aussagen dazu in den Kommentaren sammeln.

Und zu Letzt möchte noch die entscheidende Frage stellen: Würden Sie sich nach einer solchen Antwort immer noch mit Begeisterung bei diesem Unternehmen bewerben?

Comments
10 Responses to “Darf man bei XING als Bewerber geschäftliche Anfragen stellen?”
  1. Melanie Joos sagt:

    Ich denke auch, dass XING auch für solche Anfragen da ist. Immerhin ergibt sich daraus doch sicher auch ein Kontakt, den man später vielleicht mal nutzen kann.

    Und wenn man via XING-Nachricht nicht ausführlich auf die Fragen antworten will, was ich noch verstehen kann, so kann man doch lediglich freundlich darauf hinweisen, dass Lieschen Müller die Fragen bitte an die Unternehmensmailadresse schicken soll.

    Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Ja, ein Bewerber darf via XING Anfragen stellen, sofern sie berechtigt sind.

  2. Steve sagt:

    Auch ich denke, dass „Liesschen Müller“ aus iher Sicht nichts falsch gemacht hat.

    Grundlegend kann man jedoch nicht pauschal sagen, dass nur, weil man in einem Social Network angemeldet ist, auch zwingend für alle Anfragen offen sein muss. Ich habe die Erfahrung gemacht (und praktiziere es auch selbst), dass jeder jedes Netzwerk anders nutzt. Facebook würde man z.B. pauschal als eher privates Netzwerk einschätzen, dennoch nutzen es viele geschäftlich.

    Wenn die Chefin nun XING nur dazu nutzt, um mit alten Studienkollegen und ehemaligen Arbeitskollegen in Kontakt zu bleiben, ist dies aus meiner Sicht legitim.

    Allein die Tatsache, dass Sie im Profil angegeben hat, wo Sie aktuell arbeitet, heisst nicht unbedingt, dass Sie ihr Profil auch geschäftlich nutzt. In jedem XING Profil gibt es die Box „Warum ich auf XING bin“. An den vorgegeben Einstellungsmöglichkeiten ist schon ersichtlich, dass XING nicht zwingend ausschliesslich geschäftlichen Zwecken dient.

    Sicherlich, die Betreiber haben sich dies so gedacht. Aber nicht jeder User ist gleich, und so gibt es durchaus nicht wenige User, die XING nicht für Geschäftszwecke nutzen.

    Ob sich die Chefin nun, in Anbetracht meiner obigen Feststellung, korrekt verhalten hat!? Ich denke nicht. Denn auch wenn sie XING „nur“ privat nutzt, kann man doch auf eine freundliche Anfrage ebenso freundlich antworten, dass dieses Profil nicht geschäftlich genutzt wird und „Liesschen Müller“ sich doch bitte an Email-Adresse xy wenden soll. Eine solche Rückmeldung braucht nicht lang und man hat auch das Gesicht der Firma und sein eigenes gewahrt…

  3. Lutz Altmann sagt:

    Mit 46 ist man hier doch noch kein „alter Dino“. Die kryptischen Buchstabensalate sind auch nicht besser. Und ein bisschen Kopfrechnen tut uns doch allen gut.

    4+13 – wieviel war dies noch einmal?

  4. Schulzin sagt:

    Na Klasse: Wenn mein Kommentar gnadenlos als Spambot weggetreten wird, nur weil ich nicht verstanden hatte, dass die Zahlen unten am Bildschirmrand eine Rechnung als Verfikation darstellen sollen, wird es NOCH länger dauern, bis die Welten modernster Web 2.0 und „alter Dinos“ (heaven, ich bin 46 !) zusammenkommen werden!

    Könnt ihr nicht da wenigstens die „gute alte Sitte“ der Buchstaben-Zahlen-Bildkombinationsverfikation lassen ?!

  5. Lutz Altmann sagt:

    Leider ist dies mit der „Macht“ machmal so. Doch die Verhältnisse können sich in Zukunft auf die Seite der Bewerber verschieben. Teilweise ist dies ja schon geschehen. Daher sollte man keine „Machtspielchen“ durchführen, sondern sich eher auf eine offene Kommunikation miteinander konzentrieren.

  6. Derjenige der in der Beziehung mehr „Macht“ hat, kann den Ton angeben. Wer krampfhaft nach einem Job sucht, oder das Unternehmen welches händeringend nach Fachkräften sucht?

    Typischerweise ist ein Unternehmen halt so positioniert, dass es den Ton angeben kann. Besonders wenn es zudem noch Jobs hat wo Mitarbeiter leicht ausgetauscht werden können. Die Frage ist halt ob der Einzelne dort arbeiten will.

  7. Hallo!

    Leider sind viele Menschen noch nicht bereit zu geben als nur zu nehmen.
    Ich bin mir sicher das die besagte Chefin, sicher geantwortet hätte wenn es einen Vorteil für sie geben könnte. Ausserdem bin ich der Meinung das viele so eine Offene Kommunikationsform gar nicht dulden und dies nur tun weil es gerade „In“ ist, auf Social Media Plattformen, jeden erdenklichen Gedanken und jedes auch noch so unnütze Handeln zu posten. Aber es wird noch viele Entäuschungen geben, bis jeder Begriffen hat wie man sich im WEB2.0 verhält. Es wäre ein Wunder wenn jeder der sich in der verbalen Kommunikation nicht richtig verhält, sich Online bestens Artikuliert kann und dazu noch konstruktiv verhält. mg

  8. Denke, die Grundfrage ist doch, dass die Mitarbeiter in den Firmen und Agenturen es nicht gewohnt sind 24h/24h erreichbar zu sein 🙂 – und das 365 Tage im Jahr!

    Und diese Trennung gibt es halt mit den Netzwerken nicht mehr – da kann man keinen “ out of office report “ einstellen oder den “ Anrufbeantworter. Just my five Cents.

  9. Wolfgang Brickwedde sagt:

    Hallo Lutz,

    ich denke, Lieschen Müller hat aus ihrer Sicht alles richtig gemacht: zielgerichtete Auswahl der Ansprechpartner, freundliche Ansprache. Klingt alles gut. Das einzige, was Sie evtl. nicht bedacht hat, ist, daß sie nicht die einzige ist, die am Tag mit diesen Anfragen an die Personalerin herangetreten ist. Im Unterschied zu den anderen hat sie einen noch ungewohnten Kanal gewählt. Daher auch die „etwas kühle“ Reaktion. Ich denke auch, daß jemand der für das Personalmarketing eines Unternehmens verantwortlich ist, sich in Xing schwerlich auf ein privates Profil (sic Businessnetzwerk) berufen kann. Insofern hast Du schön den Finger in die Wunde des derzeitige Dilemmas bei der Fragestellung zu Personalmarketing in Zeiten von Social Media gelegt. Andererseits ist es sicherlich auch heute noch ein deutlicher Frequenzunterschied, ob ein potentieller Bewerber von einem Unternehmen in sozialen Netzen angesprochen wird als das Personalmarketing Mitarbeiter Anfragen wg. Diplom-, Bachelor- oder Masterarbeiten bekommen. Für derartige Anfragen scheint m.E. immer noch der persönliche Kontakt, z.B. bei Messen der erfolgversprechendere Weg zu sein. Auch ein soziales Netzwerk nur eben nicht in sozialen Medien!

    Schöne Grüße

    Wolfgang

  10. Uwe sagt:

    Das ist ja wohl ne rhetorische Frage. Natürlich ist Xing dafür da, genau solche Anfragen wie die genannte zu stellen – und dass ausgerechnet Personalverantwortliche das nicht kapieren, zeigt nur, dass die Bedeutung, die Social Media für Recruiting künftig haben wird, noch nicht jedem aufgegangen ist. Privates Profil auf Xing, das ist ja wohl ein Widerspruch in sich.

    Solange Anfragen in höflichen Ton formuliert sind und kein Spam verteilt wird, ist eine ebenso höfliche Antwort Pflicht. Und wenn der Personaler keine Zeit hat, muss er eben einen Mitarbeiter seinen Account checken lassen. Aber das sind alles Selbstverständlichkeiten, ich ärgere mich nur über das Beispiel. Vermutlich hat diese Chefin auch keine Ahnung davon, wie einfach sich Xing über E-Mail-Alerts monitoren lässt – oder sie löscht grundsätzlich alle Anfragen. Naja, wahrscheinlich lernt man auch aus solchen Beispielen, wie man´s richtig macht…

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