Karriere – viele Kontakte helfen auch viel?

Gerade habe ich in der neuen Ausgabe der Wirtschaftswoche einen sehr interessanten Artikel „Die Macht der Kontakte“ von Daniel Rettig gelesen.

Hier heisst es: „Die Anzahl unserer Kontakte entscheidet stärker über unseren beruflichen Erfolg als bisher angenommen. Das Rezept: Masse statt Klasse – und die lässt sich dank der Online-Netzwerke leichter pflegen denn je.“.

Hier kann ich mich nicht vollkommen anschließen. Ja, die Pflege von „flüchtigen“ Kontakten in Online-Netzwerken geht heute problemlos und eine gewisse Anzahl verschiedener Kontakte kann enorm helfen. Doch auf „reine Masse“ statt Klasse zu setzen, halte ich nicht immer und vor allem nicht automatisch für zielführend. Die passende Mischung aus Quantität und Qualität macht den Unterschied zwischen interessanten und uninteressanten Kandidaten aus.

Ich sage unseren Kunden aus dem New Media Business auch, dass bei unserer Kandidatensuche z.B. ein Portalmanager für ein Touristik- oder Finanzportal immer online in möglichst mehr als einem Netzwerk zu finden sein muss. Sonst kann ich getrost sagen, dass die Kandidaten speziell für diese Position nicht so interessant sein können. Hier helfen entsprechende Kontakte in den einzelnen Netzwerken auf jeden Fall.

Vor ein paar Wochen gab es die Ausschreibung vom internationalen Einzelhandelsunternehmen Best Buy für einen Marketing Manager. Eine der Anforderungskriterien waren neben der Berufserfahrung und dem Studium mindestens 250 Kontakte bei Twitter. Dies ist wohl für uns in Deutschland noch etwas überspitzt. Doch onlineaffine Positionen verlangen immer mehr nach Kandidaten mit entsprechenden Vernetzungen in Online Networks. Ein Einstieg nach dem Studium ins heutige PR Management ohne Erfahrungen mit Blogs, Youtube oder Twitter fällt schon schwer oder wird in einigen Unternehmen und Agenturen fast (zurecht) aussichtslos.

Doch wie verhält es sich in meiner Praxis?

Seit 2004 bin ich bei XING und seit dieser Zeit habe ich 2.600 Kontakte aufgebaut. Das sind viele, die kann ich gar nicht alle jederzeit pflegen. Dies ist schon eher „positive Masse“. Ich denke, dass ist fast typisch für einen Personalberater mit vielen Kontakten zu potenziellen Kandidaten für interessante Positionen.  Wir suchen unsere Kandidaten sowohl in Bewerberdatenbanken wie Monster und Experteer als auch bei XING. Immer wieder stellen wir fest, dass der Kontakt von den Kandidaten dann wieder über XING gesucht und langfristig, teils über mehrere Stationen, gehalten wird. So bekomme ich Kontaktanfragen von gerade über Experteer angeschriebenen Kandidaten mit der Bitte „sich doch bei XING für den besseren Kontakt zu vernetzen“. So baue ich als Personalberater aber auch Sicht der Kandidaten eine höhere Anzahl an Kandidaten auf.

Auch verschiedene „Follower“ bei Twitter aus dem Unternehmens-, Dienstleister-, Kandidaten- oder PR-Umfeld kommen immer wieder mit der Bitte um langfristige Kontaktanbahnung über XING auf mich zu. Bei LinkedIn pflege ich meine internationalen Kontakte in UK und den USA. Bei Stayfriends eher private Kontakte aus der Schulzeit und aus dem (ehemaligen) Freundeskreis. Mögliche Businesskontakte übertrage ich dann wieder zu XING. So wächst die Anzahl der Kontakte an und so kann auch jeder Bewerber eine gewisse „kritische Masse“ für sein Kontaktnetzwerk aufbauen.

Auf jeden Fall möchte ich zum Abschluß noch einmal den Artikel von Daniel Rettig allen, egal ob Kandidat oder Recruiter, empfehlen.

Comments
2 Responses to “Karriere – viele Kontakte helfen auch viel?”
  1. Lutz Altmann sagt:

    international ist LinkedIn führend, doch in Deutschland funktioniert XING (Noch) deutlich besser

  2. Torben Rick sagt:

    Wenn es um business geht ist Linked das Netzwerk

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