“Geheiminformationen” über Social Media – Wie Facebook die Arbeitgeberwahl erleichtern kann
Der Gastbeitrag von Dominik A. Hahn bietet schon einen kleinen Vorgeschmack auf seinen Vortrag auf der Social Media Personalmarketing Conference im Oktober in München.
Dominik A. Hahn
Referent Personalmarketing, Allianz Deutschland AG
„Nicht schon wieder eine Lobeshymne auf die neue Facebook-Fanpage eines Unternehmens“, höre ich viele schon wieder keuchen und gelangweilt weiterklicken. Und: Ich kann sie verstehen. Zumindest diejenigen, die in der sog. „Suppe“, sprich im Bereich Personalmarketing als Berater oder Unternehmensvertreter, aktiv sind, können die vielen Beiträge, über Fanpages vermutlich nicht mehr lesen. Beinahe inflationär schossen diese in den vergangenen Monaten aus dem Boden, und mit ihnen diverse Blogbeiträge.
Was soll nun dieser Artikel zur neuen – tataa – Allianz Karriere Fanpage? Er soll die Hintergründe zur Etablierung der Seite auf der einen und Anregungen über den eigentlichen Sinn und Zweck von Social Media für den HR-Bereich im Allgemeinen liefern.
Die Besten unter den Passenden finden – mit Social Media
Was ist der Sinn von Personalmarketing- und Recruiting-Aktivitäten? Was soll am Ende des Tages neben dem reinen Imageeffekt dabei herauskommen? Die richtigen Leute sollen sich auf die ausgeschriebenen Positionen bewerben und letzten Endes eingestellt werden. Entscheidend an dieser zunächst sehr unspektakulären Aussage ist das Wörtchen „richtige“. Denn es kommt nicht unbedingt auf die schiere Masse an Bewerbungen an – eine Kennzahl, vor der man sich im HR-Controlling hüten sollte, weil sie kaum etwas über erfolgreiches Recruiting aussagt – sondern auf die Qualität der Bewerber. Und damit meine ich nicht nur deren Abschlüsse, Auslandsaufenthalte, Praktika oder sonstige Engagements.
Ich rede vom Charakter der potenziellen Mitarbeiter, der Übereinstimmung zwischen Persönlichkeitseigenschaften der Bewerber mit den Werten des Unternehmens. Erst wenn die fachlichen und persönlichen Qualifikationen stimmen, kann ich als Unternehmen zufrieden mit der Stellenbesetzung sein. Denn dann habe ich in der Theorie einen motivierten und fachlich hochqualifizierten Mitarbeiter. Ziel muss es also sein, nicht nur die Besten auf dem Markt zu finden und gezielt anzusprechen, sondern die Besten unter den Passenden.
„Emotionale“ Informationen als Alleinstellungsmerkmal
Die entscheidende Frage ist, wie man „passende“ Kandidaten überhaupt findet. Dazu lohnt ein Blick auf den Prozess zur Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber.
In der Regel erfolgt die Arbeitgeberwahl heute infolge einer ausgiebigen Informationsrecherche. Die Top-Quellen dafür sind der unternehmenseigene Internetauftritt, Artikel in Zeitungen bzw. Zeitschriften, die Karrierewebseite oder Informationen aus dem Kreis der eigenen Familie oder von Freunden und Bekannten, die bereits Kontakt zu dem Unternehmen hatten.
Das Interessante: Nur der letztgenannte Punkt hat das Potenzial, Informationen zu vermitteln, die über die rein faktenorientierten Unternehmenswebseiten, hinausgehen. Und genau darauf kommt es an. Denn Traineeprogramme, zahlreiche Weiterentwicklungsmöglichkeiten oder Projekte mit internationalen Kollegen bieten die meisten der großen Player an. Das allein sind keine Alleinstellungsmerkmale. Doch wenn sich alle Unternehmen in ihrem Angebot immer mehr annähern, was ist dann das Zünglein an der Waage des Bewerbers, sich für das eine und nicht das andere Unternehmen zu entscheiden? Informationen, die die Werte, die Dynamik, das „Gefühl“ bzw. den Spirit eines Unternehmens herüberbringen. Also Informationen, die man so höchstens während eines Praktikums erhält. Informationen, anhand derer ich als Bewerber abwägen kann, ob ich mir vorstellen kann, in einem solchen Unternehmen zu arbeiten, ob ich „dort hinein passe“.
Allianz ganz authentisch
Gerade hier bietet das Social Web eine Bandbreite hervorragender Möglichkeiten, dieses Informationsbedürfnis zu befriedigen. Neben dem Dialog-Aspekt ist dies der Grund, uns über Social Media-Aktivitäten als Arbeitgeber nach außen hin zu präsentieren. Noch nie zuvor hatten Studierende, Absolventen und (Young) Professionals außerhalb eines Praktikums oder einer Anstellung die Chance, so viel von der Allianz mitzubekommen, so tiefe Einblicke in unsere Firmenkultur zu gewinnen – sei es über unsere Postings, Fotos, Videos oder Veranstaltungshinweise und -eindrücke – und abzugleichen, ob das Unternehmen zu ihnen passt.
Facebook-Fanpages bzw. Social Media generell haben also das Potenzial, eine wichtige Lücke im Entscheidungsfindungsprozess zu schließen. Lasst uns diese Möglichkeiten nutzen und unseren Zielgruppen die Wahl so leicht wie möglich zu machen – denn so finden wir alle die Besten unter den Passenden. Daher also http://facebook.com/allianzkarriere!
Apropos Dialog: Meinungen zur Allianz Karriere auf Facebook sind jederzeit willkommen!
Dominik A. Hahn
Referent Personalmarketing, Allianz Deutschland AG
Ja warum nicht? Facebook ist doch das Gängige zur Zeit! Auch die kleinere Unternehmer solle sich nicht weigern! hier ist ein Beispiel: Für Mittelständler fällt es laut Unternehmensberater Lake oft schwer, junge Akademiker auf ihr Unternehmen aufmerksam zu machen. Oft ist es mittelständischen Unternehmern auch zu aufwendig oder sie halten es für aussichtslos, sich gegenüber großen Konzernen behaupten zu können. „Sie denken, der Aufbau einer echten Arbeitgebermarke würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, zu viel kosten“, argumentierte Lake. „Dabei ist es gerade für mittelständische Unternehmen wichtig, eine starke Positionierung als Arbeitgeber zu haben, wenn sie Talente ansprechen und halten wollen.“ Quelle: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/strategie-personal/arbeitgeberwahl-work-life-balance-wird-immer-wichtiger/
Interessant! Ehrlich gesagt, hätte ich nicht gedacht, dass der Social Media Auftritt von Unternehmen den Sinn erfüllt, neue „passende und richtige“ Arbeitnehmer anzusprechen, die sich so ein gutes Bild von dem Arbeitgeber machen können. Ich dachte eher, dass es einfach nur Selbstdarstellung ist mit dem Zweck, das Unternehmen noch bekannter zu machen. Diese Zweischneidigkeit – also der Nutzen für Unternehmen UND potentielle Arbeitnehmer – war mir nicht bewusst. Danke für den gelungenen Perspektivenwechsel!