Generation Upload – Die Vodafone-Debatte

Schon in unseren beiden letzten Blogbeiträgen haben wir uns mit der durch das Web 2.0 veränderten Kommunikation beschäftigt. Explizit mit den Digital Natives, die mit dem Internet groß werden und sich in der Welt des Web 2.0 zu Hause fühlen.

Einen noch schöneren Begriff hat jüngst die Agentur Scholz & Friends für Vodafone kreiert: Generation Upload. Die Generation also, die im Web nicht nur konsumiert, sondern auch Inhalte beiträgt. Dieses neue Medien- und Kommunikationsverhalten ist in erster Linie der technologischen Weiterentwicklung geschuldet.

Eine schöne, wenn auch nicht ganz vollständige Grafik zu den Nachkriegsgenerationen hat Marcus Reif auf seinem Blog vorgestellt. (ergänzend findet man zur Generation Y erste Informationen bei Wikipedia ) Eine strikte Einteilung der Generationen ist sicherlich mit Vorsicht zu genießen, als Anhaltspunkt und grobe Orientierung ist diese gängige Kategorisierung dennoch hilfreich.

Generationen
Die hip klingenden Anglizismen der Werbeagenturen scheinen da eher etwas gehaltlos. Sie dienen schließlich aber auch zu Marketingzwecken.

Die „Generation Upload“ ist für Vodafone synonym für Ihre Zielgruppe: Hippe, junge Menschen, die mobil und über das Web kommunizieren. Und genau diese Gruppe steht im Zentrum der neuen Kommunikationsstrategie des Handyanbieters, der sich nun durch die Übernahme des einstigen Konkurrenten Arcor auch als Festnetzanbieter und Internetprovider etablieren möchte.

Also hat Vodafone in der letzte Woche eine Pressekonferenz einberufen, die die Zielgruppe live im Netz verfolgen und per Facebook in Echtzeit, und für alle sichtbar, kommentieren konnte.

Hiermit hat sich das Unternehmen auf dünnes Eis begeben. Denn die Kampagne kam bei der Zielgruppe nicht so gut an. Die Multiplikatoren haben zwar über Vodafone gesprochen und eine hitzige Debatte bei Twitter, in Blogs und in anderen Medien losgetreten, aber doch waren gerade die ersten spontanen Reaktionen eher negativ.
Man fragt sich nun, wie und auf welche Erfahrungen und Daten sich die Zielgruppenanalyse im Vorfeld dieser Kampagne wohl stützt. Bei der PK im Internet wurde wohl nur die ganz kleine Gruppe der Blogger und Twitterer angesprochen, die keinesfalls die gesamte Generation Y, Generation Internet oder wie auch immer repräsentiert.

Mache ich meine eigene kleine, ganz persönliche und natürlich wenig repräsentative Analyse meiner Generation, dann muss ich feststellen, dass meinen Freunde oder ehemaligen Kommilitonen gar nicht in der Blog-Welt zu Hause sind. Wir, d.h. die 2-4 Jahre vor und nach 1980 Geborenen sind definitiv internetaffin. Keiner von uns kann sich wohl mehr vorstellen ohne Handy und Internet leben zu müssen. Weder privat noch im Business. Aber wenn ich im Freundeskreis beispielsweise von Twitter spreche, dann ernte ich nur fragende Blicke. Wozu ich dies denn brauchen würde, was der Dienst bringen würde. Überzeugen, den Dienst überhaupt auszuprobieren, konnte ich bisher noch niemanden. Meine Freunde sind altmodisch. Sie nutzen Facebook und StudiVZ ausschließlich privat, um in einem hermetisch abgeriegelten Raum im Netz privat zu kommunizieren. Für berufliches Netzwerken nutzen sie XING. Und nicht zu vergessen, die altmodische E-Mail steht in unserem Kreis noch ganz weit oben auf der Liste der Kommunikationsmittel. Aber am liebsten telefonieren wir oder treffen uns sogar in der Offline-Welt .

Mich wundert es da nicht, dass niemand meiner Freunde Sascha Lobo kennt. Was ihnen also der neue Werbe-Spot „Helden für einen Tag“ sagt, vermag ich nicht zu beurteilen.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Kampagne also wirklich gelungen ist. Eines aber ist gelungen. Im Zirkel der Blogger hat man von sich reden gemacht. Ob der Multiplikator-Effekt aber so stark ist, auch Menschen außerhalb der Blogosphere anzusprechen, weiß ich nicht.

Und hier noch ein wenig Lesestoff zur Debatte:

Kritisches in der Süddeutschen

In der FAZ

Sascha Lobo im Gespräch mit Sascha Lobo

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