Interview mit Dr. Hans-Christoph Kürn zum Siemens Recruiting-Video
Dr. rer pol. Hans-Christoph Kürn studierte an der LMU München Soziologie und VWL. Seit 1986 ist er in verschiedensten Funktionen „Human Ressources“ bei der Siemens AG beschäftigt. Hier zieht sich sein Tätigkeitsfeld von „Gesellschaftspolitische Grundsatz- und Bildungsarbeit“ über den „Aufbau der HR Organisation in den neuen Bundesländern“, „Personalentwicklung“ bis zur Funktion „Personalorganisation“. Heute ist er als Leiter e-Recruiting verantwortlich für das operative Recruiting im Konzern Siemens Deutschland.
Herr Kürn, in den vergangenen Tagen sind Sie mit Ihren ersten Recruitment-Videos gestartet. Wie kam es zu dieser Idee?
Mit der Idee gehe ich – offen gestanden – schon lange schwanger. Die Grundüberlegung war eigentlich eine doppelte: zum einen ging es darum eine Stellenausschreibung zu emotionalisieren. Selbst gut geschriebene Stellenausschreibungen vermitteln „nur“ die Anforderungen, vermitteln aber nicht wo der Job ist, wie der Schreibtisch aussieht, die Kollegen und/oder das Betriebsrestaurant. Zum anderen geht es mir darum mit einem Medium zu arbeiten das für unserer Zielgruppe (hier: young professionals) sehr affin ist und das mit Werten der Generation Y arbeitet: offen, transparent, authentisch! Hier geht der Weg schlicht weg von teuren Imagekampagnen hin zu einfach, authentisch gemachten Social Web Aktionen.
Wie ist die Resonanz bei den Verantwortlichen im Siemens-Konzern?
Durchweg gut ! „Problem“ bei allen Aktivitäten im Social Media ist, dass der klassische Einfluss von Unternehmensvertretern tendenziell sinkt und der Einfluss der aus dem Netz kommt steigt: Bestes Beispiel ist hier das Thema Reputationsmanagement. Hier (z.B. bei kununu.com) kann jeder Unternehmen bewerten und Unternehmen können dabei erstmal nur zusehen! Hier wird der Brand eines Unternehmens nicht mehr nur von Communication eines Unternehmens gemacht, sondern ganz authentisch vom Netz! Und das ist das wirklich dramatisch Neue und ungemein Spannende im Web2.0! Ergeben sich aber bei Unternehmensbewertungen gewisse Schwachstellen, so hat aber wiederum das Unternehmen die Möglichkeit hier intern entsprechend einzugreifen, zu ändern, zu lernen!
Wie fallen die ersten Rückmeldungen der Bewerber/Studenten aus?
Super gut – aber das war uns schon irgendwie klar: Bevor das Video online ging sahen das all unsere Werkstudenten, Praktikanten inkl. meiner drei Söhne – und die Reaktion war hier einhellig: absolut cool! Ein weiterer Punkt kommt hinzu: die Clickraten der Stellen sind erstmal im ganz „normalen“ Bereich. Dann – nach ca. 1 Woche – kommt eine deutlich Zunahme. Wir erklären uns das damit, dass sowohl die Mundpropaganda, als auch die Reaktionen im Web2.0 einfach Zeit benötigt.
Jegliche neue Maßnahmen rufen im Social Media kritische Reaktionen hervor. Jochen Mai vom Karrierebibel-Blog schreibt z.B.: „Warum in diesem Fall knapp vorbei leider trotzdem daneben kann“. Er kritisierte verschiedene Aspekte des Videos – beispielsweise, dass keine Bilder von den zitierten lachenden Mitarbeitern und Studenten gezeigt werden. Zu Recht?
Ja- klar und er hat auch Recht. Dieses Video war unser Pilot und jetzt ist schlicht „lernen“ angesagt und da bin ich für solche Beiträge sehr empfänglich und schlußendlich auch dankbar. Darüber hinaus zeigt es einmal mehr wie das Web2.0 tickt: Reaktionen kommen prompt und so soll es auch sein!
Mir gefällt gut, daß ein reales Bild des Arbeitsplatzes gezeigt wird. Ich glaube beim Employer Branding nur an ehrliche und authentische Lösungen!
Moin,
ich finde den Ansatz und das Video sehr gut und ziehe den Hut vor dem Kommunikationskampf, den Hans-Chritoph Kürn sicherlich ausfechten mußte. Was die Verbesserungsvorschläge der Karrierebibel angehen, so denke ich, dass diese zwar den Kern der Sache treffen und sehr gewinnbringend sind, aber der Prozess dorthin zu gelangen, auch wichtig ist. Warum sollte man den Prozess des Lernens nicht auch dokumentieren. Einer muss ja mal Anfangen und dafür danke ich Hans-Christoph.
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Also von meiner Seite nochmals ein „cool“!
Viele Grüße
Robindro Ullah
PS: es gefällt eh nie allen. Aber das ist nichts neues – nur jetzt wird diese Tatsache durch Social Media transparenter.
Gute Idee, dazu gleich ein Interview hinterher zu schieben… Chapeau!