Social und Mobile Recruiting nimmt zu: suchen, teilen, finden – überall

Recruiting zukünftig per Smartwatch? „Ganz so weit ist die HR-Branche noch nicht“, betont Studienleiter Prof. Dr. Tim Weitzel vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen der Universität Bamberg, „aber die Bedeutung neuer technischer Entwicklungen hinterlässt deutlich messbare Spuren im Markt.“

Vernetzt zu jeder Zeit und überall: 55,6 Millionen Deutsche ab 14 Jahren sind online, über die Hälfte surft auch mit Smartphone oder Tablet. Das hat Auswirkungen auf die Jobsuche. Unternehmen haben das Potenzial und die Notwendigkeit für die mobile Optimierung ihrer Recruiting-Aktivitäten zwar erkannt, kämpfen aber in der Umsetzung darum, mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Da sind die Arbeitnehmer schon weiter und gehen zunehmend per Handy und App auf die Suche nach dem nächsten Job. In Sachen Social Media zeigt sich eine Verstetigung der Trends – aufgrund der mittlerweile langjährigen Erfahrung mit den Kanälen und dem Aufbau sinnvoller Services für die Nutzung.

Zu diesen und weiteren Erkenntnissen gelangen die Studien „Recruiting Trends 2015“2 und „Bewerbungspraxis 2015“3, die jährlich vom Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universität Bamberg in Kooperation mit dem Karriereportal Monster durchgeführt werden.

Der mobile und vernetzte Bewerber

Auch wenn ein Anstieg von mobilen Karriere-Websites zu verzeichnen ist, haben bisher noch weniger als die Hälfte der Unternehmen ihre eigenen Portale mobil optimiert. Nur etwa ein Drittel hat die Stellenanzeigen mobilfähig gemacht. Dies steht im Kontrast zu den Ansprüchen der Kandidaten. Wie aus der Studienreihe „Bewerbungspraxis 2015“ hervorgeht, spielt Mobile Recruiting auch für Stellensuchende eine immer größere Rolle: „Knapp die Hälfte der Teilnehmer erachtet unternehmensspezifische Apps für die Stellensuche als sinnvoll. Vier von zehn Befragten nutzen ihr Smartphone zur Stellensuche“, erläutert Weitzel und resümiert: „Obwohl die mobile Verfügbarkeit von Stellenanzeigen essenziell ist, zeigt sich nicht einmal ein Drittel der Bewerber mit der Darstellung jobrelevanter Inhalte auf mobilen Endgeräten zufrieden. Hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf bei Unternehmen, auch unter dem Gesichtspunkt der Candidate Experience.“

Mobile Recruiting und Social Media

Social Media und Active Sourcing: Chancen und Herausforderungen

Obwohl noch immer als große Herausforderung wahrgenommen, werden Social Media immer erfolgreicher in den Recruiting-Alltag integriert und am häufigsten für Employer Branding verwendet. 35,1 Prozent, und damit rund viermal so viele Teilnehmer wie noch 2010, setzten zum Beispiel auf Facebook für die Imagewerbung beim Kandidaten. Außerdem fordern Unternehmen ihre Mitarbeiter vermehrt dazu auf, über die eigenen privaten Social-Media-Kanäle freie Stellen weiterzuempfehlen. Dabei kristallisiert sich ein neuer Kanal heraus, der erstmals in die Befragung der Top-1.000 Unternehmen integriert wurde: Es werden zunehmend unternehmensinterne soziale Netzwerke, sogenannte Enterprise Social Networks, genutzt. 26,5 Prozent der Befragten haben bereits ein solches Netzwerk und nutzen dies auch, um offene Vakanzen an die Mitarbeiter zu kommunizieren, damit sie diese dann in ihrem Bekanntenkreis teilen können.

„Durch Social Media ergeben sich ganz neue Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit der HR-Verantwortlichen und auch Hürden, zum Beispiel in der Abstimmung und Verzahnung mit anderen Recruiting-Aktivitäten“, so Bernd Kraft, Vice President General Manager bei Monster. „Gleichzeitig hält sich jedoch die Zahl von rekrutierten Kandidaten via soziale Kanäle noch in Grenzen, aber das wollen wir ändern. Ein sehr hilfreiches Tool ist hierbei die Talentsuchmaschine TalentBinTM by Monster, die es den Unternehmen ermöglicht, mit passenden Kandidaten in Dialog zu treten. TalentBin by Monster durchsucht mit nur einer Abfrage die relevanten Quellen und Communities nach potenziellen Mitarbeitern, darunter auch die großen Socials wie Twitter. Das spart nicht nur Zeit, sondern erhöht auch die Kandidatenreichweite.“

Auf Kandidatenseite nimmt die Nutzung von Social Media zu Karrierezwecken weiter zu: Bei Vernetzung, Job- und Informationssuche geht der Trend klar zu sozialen und berufsbezogenen Netzwerken. 44 Prozent denken, die Unternehmen erwarten, dass in Social Media nach Stellenanzeigen gesucht wird. Des Weiteren geht mehr als die Hälfte davon aus, von ihnen werde gefordert, sich in diesen Kanälen zu Karrierethemen zu informieren.

Die Studien „Recruiting Trends 2015“ und „Bewerbungspraxis 2015“ stehen unter folgendem Link zum Download bereit.

Comments
4 Responses to “Social und Mobile Recruiting nimmt zu: suchen, teilen, finden – überall”
  1. Lena sagt:

    Erstmal Danke für den Artikel, der mir ansich gut gefallen hat. Generell muss ich allerdings stark meine Bedenken bezüglich der Thematik zum Ausdruck bringen. Dass Unternehmen Social Media Kanäle für Employer Branding oder auch zur zielgerichteten Werbung neuer Mitarbeiter nutzen, ist nachvollziehbar. Dort trifft man heutzutage eben seine Zielgruppe am besten. Dass über Tools allerdings passende Kandidaten ermittelt werden sollen, halte ich für eine zweifelhafte Entwicklung, sowohl aus technischer wie auch aus ethischer Sicht. Einerseits bezweifle ich nämlich, dass ein Tool ebenso gut wie ein Mensch solch eine Empfehlung aussprechen kann, da ein potentieller Kandidat nicht auf ein paar Eckdaten, die er im Social Web Preis gibt, reduziert werden kann. Und andererseits, aus ethischer Sicht sollte man auch keinen Menschen darauf reduzieren, da jeder Mensch so viele individuelle Facetten hat, die in keiner sozialen Plattform dargeboten werden können. Eine Personalvermittlung, die von erfahrenen Menschen getätigt wird, kann darum für mich niemals von einem Tool oder einer Maschine ersetzt werden. Diese Entwicklung ist für mich deshalb kein Fortschritt, sondern ein Schritt in die falsche Richtung.

  2. Patrick sagt:

    Auch wenn sich das Recruiting noch nicht so weit verändert hat, bin ich der Meinung, das dies in naher bis mittelnaher Zukunft passieren wird. Der Fortschritt ist schlicht unausweichlich.

  3. Lutz Altmann sagt:

    Bitte Studienverantwortliche direkt fragen.

  4. JungesHerz sagt:

    Hallo Herr Altmann,

    wirklich ein guter Artikel. Wir, eine kleine Recruiting Agentur (www.agentur-jungesherz.de) würden den Artikel gern auch bei uns nutzen. Ist das Bild auch von Ihnen und können wir das nutzen?

    Des Weiteren: Gibt es ggf. eine Klassifizierung für die jüngere Zielgruppe?

    Beste Grüße

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