Der See ruht still im Personalmarketing, aber stille Wasser sind tief! – Nachlese zur SMPC 2013
Da man als Initiator, Mit-Gastgeber und Moderator der Social Media Personalmarketing Conference Exklusiv 2013 nur schwer über seine eigene Veranstaltung berichten kann, habe ich die Idee (übrigens ein paar Tage vor der SMPC) von Jürgen Sorg und Marcus K. Reif dankend angenommen, als Gäste über den Event zu berichten.
Hätte also auch schief gehen können, wenn die Veranstaltung wider Erwarten ein Reinfall geworden wäre. Gab es noch nicht und wird es auch (hoffentlich) nie geben. 😉 Der Gastartikel wurde crossmedial heute Abend auch auf reif.org, Personalblogger, juergen-s.org und Persoblogger veröffentlicht. Viel Spaß allen Lesern beim Blick hinter die SMPC-Kulissen.
Ja, der See ruht still im Personalmarketing, aber stille Wasser sind tief!
Am 4.6. war es wieder so weit: zum vierten Mal trafen sich Personalmarketeers, Recruiter, HR-Kommunikationsexperten und Unternehmensvertreter auf der Social Media Personalmarketing Conference Exklusiv in Hamm, um über Status Quo, Zukunft und insbesondere Erfahrung und Praktiken des Personalmarketings im Social Web zu sprechen und diskutieren. Dazu hatten die beiden Gastgeber humancaps und Westpress nicht nur eine ganze Reihe von Social Media Personalmarketingverantwortlichen aus den unterschiedlichsten Unternehmen für spannende Vorträge und Einblicke gewonnen, sondern ein abwechslungsreiches Programm mit viel Luft für den Austausch untereinander zusammengestellt. Chapeau hierfür!
Ein weiteres Ziel der Veranstaltung war die Preisverleihung der Social Media Personalmarketing Innovatoren. Ausgezeichnet wurden dieses Jahr Florian Schrodt von der Deutschen Flugsicherung, Robindro Ullah von der Deutschen Bahn und als Best Innovator Marcus K. Reif von Ernst & Young.
Es sind vor allem die Auszeichnungen, die hier eines wieder deutlich gemacht haben: Social Media wirkt zwar nach außen, bzw. soll im Personalmarketing insofern nach außen wirken, als dass insbesondere ja der Dialog mit potenziellen Mitarbeitern gesucht wird, um so den eigenen Arbeitgeber als relevante Option zu etablieren. Aber diese Außenwirkung ist nur die Spitze des Eisbergs oder wenn Sie so wollen die Oberfläche des Sees: darunter und dahinter liegt nämlich die eigentliche Arbeit. Innerhalb des Unternehmens. Es geht um das das Mobilisieren von Kollegen, Durchkämpfen neuer Ideen, Etablieren neuer Strukturen und Wege der Rekrutierung. Jörg Buckmann hat in diesem Zusammenhang den Begriff des „Frechmuts“ in die Diskussion gebracht: nicht nur eine Form der Kommunikationskompetenz, sondern vielmehr „eine Haltung, eine Einstellung, ein Prinzip. Es ist der Spirit, den es für die Umsetzung guter Ideen im Personalmarketing braucht.“ Es geht nicht zuletzt um das Verlassen bisheriger Pfade, was so immer auch für Irritationen, Ängste und Gegenwehr sorgt.
Es ist diese Arbeit, diese Begeisterung für die Sache, diese Attitüde, die alle drei Preisträger auszeichnet. Auf die Laudatio durch Lutz Altmann sagte Marcus K. Reif in seinem Dankeswort treffend:
"Bei der Gelegenheit, in der Familie der Personalmarketingler, Employer-Brander und Recruiter zusammenzukommen, teilen wir immer das gleiche Leid – die fehlende Akzeptanz für wichtige Weichenstellung im kulturellen und personalpolitischen Bereich in den Unternehmen. Eine solche Auszeichnung – das will ich nicht verhehlen – ist für mich und die Branche Rückenwind für die Herausforderungen, die vor uns liegen. Aus diesem Grund ganz speziell ein großes Dankeschön und weiterhin in Treue fest!“
Auch in den Vorträgen ist dieses Hintergrundgeschehen im Social Media Personalmarketing immer wieder deutlich geworden:
Los ging es mit Ute Neher. In unvergleichlicher Weise gab sie einen sympathischen und unkonventionellen Einblick in die bunte Welt der Deutschen Telekom. Dabei verkörperte sie den Spirit Ihres Arbeitgebers und trat ganz nach meinem eigenen Motto „Erfolgreiches Recruiting junger Menschen wird nicht von Schlipsträgern in schwarzen Anzügen vollbracht“ im sommerlich bunten Outfit mit magentafarbenen Stoffschuhen auf.
Inhaltlich weckte vor allem die bereits durchgeführte Guerilla-Kampagne das Interesse ihrer Zuhörer. Dabei ging es darum, vor den Firmengebäuden von Mitbewerbern in Kontakt mit deren (IT-)Mitarbeitern zu kommen. Mit einem Slogan a´la „Sie hier? Sie sollten lieber dort (bei der Telekom) sein/arbeiten!“ verteilte Ute Neher mit ihrer Magenta-Crew Eis und Croissants und kam ins Gespräch mit den potentiellen Jobwechslern. Eine unkonventionelle Idee, auf die die „betroffenen“ Unternehmen sehr unterschiedlich reagiert haben.
Gleich im Anschluss gab Dennis Blöcher von Stihl einen vertieften Einblick in die Entstehung der neuen Erfolgskampagne. Ein Highlight auch deshalb, weil eine so moderne und peppige Kampagne dem schwäbischen Traditionshaus erst einmal intern „verkauft“ werden musste. Beeindruckend sein Glaube an den Erfolg der Kampagne („Egal ob dem Management die Kampagne gefallen hätte – wir hätten sie auf jeden Fall gelauncht!“).
In ein vergleichbares Horn stieß auch Jürgen Sorg, von der Techniker Krankenkasse unter dem Motto „Social bei Nature?!“. Eine Kernaussage seines Vortrags war für mich „Wir wollen nicht Corporate sprechen!“ in unseren Social Media Kanälen. Dass er persönlich sehr authentisch auch die Devise „Mach Dein eigenes Ding!“ lebt, zeigte u.a. die Tatsache, dass auf seinen knapp 40 Folien kein einziges Logo der TK zu sehen war.
Social Media geht also seinen eigenen Weg – letztlich kommt es alleine auf die Wirkung bei der Zielgruppe an. Und dabei können die TK´ler augenscheinlich auf sehr zufriedene Mitarbeiter zurückgreifen. Immerhin hat sich das Unternehmen beim branchenübergreifenden Great Place to Work Wettbewerb in 2013 sogar noch vor die DATEV auf Platz 1 gesetzt. Insofern sei Jürgen Sorg das erlaubt. Mit seinem Elan hat er ein äußerst positives Bild von der Arbeit in der Krankenkasse gezeichnet und dabei Einblicke gegeben, wie das Unternehmen junge Nachwuchsmitarbeiter ködert und bindet und dabei gleichzeitig den heiligen Gral (den Tarifvertrag) hütet und beschützt vor dem Bekanntwerden.
Marcus Fischer von Baloise, einer großen Schweizer Versicherungsgesellschaft, präsentierte uns sehr kurzweilig seine Arbeit im Employer Branding sowie die dahinter liegende Systematik und Strategie.
Eine pragmatische Maßnahme zur Kostensenkung war für ihn die Vermeidung von Agenturkosten durch das eigenständige Drehen der Employer Branding Videos. Mit Geld umgehen, das kann man in der Schweiz. Man ist gar geneigt, den bekannten Werbeslogan zu zitieren „Wer hat´s erfunden? – Die Schweizer.“. Natürlich gab er das selbstgedrehte mediale Werk zum Besten – ein Leckerbissen und eine Herausforderung für die Zuhörer war der authentische swissmade Streifen in Landessprache auf alle Fälle.
Zu vorgerückter Stunde schaffte es Uwe Baierl von der DB Mobility Logistics mit viel Sympathie und spannenden Einblicken, die Teilnehmer für die Online-Personalmarketing-Kampagne der Bahn zu begeistern. Die innovative Idee, Schüler und Absolventen spielerisch online hinsichtlich des passenden Jobs zu beraten und dabei die aktuelle Personalmarketing-Kampagne um ein zusätzliches Element anzureichern, kam sehr gut an. Auch wenn nicht allen anwesenden Unternehmensvertretern ein vergleichbares Marketingbudget zur Verfügung steht, so war doch die Neugestaltung der DB-Karrierewebsite zumindest sehr inspirierend, was eine unternehmensspezifisch angepasste Variante der eigenen Karriereseiten angeht.
Alle Referenten haben – und an dieser Stelle sei allen nochmal für die Offenheit und die tollen Vorträge gedankt – wertvolle und praxisnahe Einblicke in die internen Abläufe, Überlegungen, Prozesse und Doings gezeigt. Allein die Qualität und Vielfalt der Vorträge wäre ein Besuch dieser Veranstaltung schon wert gewesen. Wie Stefan Scheller in seinem Blog schreibt, war es „also eine besondere, von der Masse der mir bekannten Konferenzen absolut positiv abweichende Veranstaltung, mit hochwertigen Vorträgen und einem wahrlich exklusiven Rahmenprogramm“ (Lesebefehl!)
Aber nicht nur die Vorträge und das exklusive Rahmenprogramm machen unserer Meinung nach das Besondere der SMPC aus. Es war vielmehr auch der „Spirit“ und die „Athmo“ des Ganzen. Auf der SMPC spürte man noch eine Begeisterung für das Thema – ähnlich wie in den ersten Events rund ums Social Media Marketing in den 2000ern –, wie man sie sonst kaum mehr trifft (mit Ausnahme vielleicht der Start-Up- und Social Business Szene). D.h. bedeutet allerdings nicht, dass man im Personalmarketing schlicht ein paar Jahre später auf den Zug gesprungen wäre – was man legitimerweise ja durchaus so sehen könnte – sondern daran, dass Social Media im Personalmarketing viel damit zu tun hat, die Menschen bzw. das Menschliche eines Unternehmens in die Kommunikation zu bringen. Und so konnte man vor Kurzem auch beim Expertenchat zur „World of Work“ der amerikanischen HR-Community „Talent Culture“ lesen:
„I love how social media is coming into play. It’s putting the human back into HR and recruiting.“
Und der Mensch ist nun mal schlicht das Business von HRlern. Dazu kommt, dass gerade Personalmarketeers immer auch schon den Blick zu anderen Personalbereichen gerichtet haben: sei es das Personalmanagement, die Personalberatung oder die Personalentwicklung. Und so verwundert es eigentlich kaum, dass das Thema Social Media gerade auch im HR-Bereich immer auch mit den anderen internen Unternehmensbereichen verwoben ist – vielmehr als etwa Social Media im Produktmarketing oder der Pressearbeit. Man kann sagen, dass irgendwie alle aus der „Familie Personalmarketing“ unter den gleichen Hindernissen leiden. Auch deshalb ist eine Konferenz wie die SMPC ungeheuer belebend, gerade weil unterschiedliche Lösungsansätze aufgezeigt werden.
„Still ruht der See im Personalmarketing?“ mag der Titel und die Eröffnungsfrage in die Expertenrunde am Ende der Veranstaltung gelautet haben. Ja, vielleicht. Auch auf die darauffolgende Frage, welche Social Media Aktion im letzten Jahr noch in Erinnerung geblieben sei, blieb es still (mit Ausnahme der unsäglichen RecruitingRap-Videos, die freilich auch Positivbeispiele kennen). Nochmal: Ja, der „See“ mag still wirken, aber darunter brodelt es. Social Media ist Realität. Social Media ist angekommen. Was der potenzielle Mitarbeiter und nicht zuletzt auch Kollegen sehen, ist nur Resultat vielfältiger Anstrengungen und Change-Prozesse in Unternehmen. Und was die Unternehmen für das nötige Umdenken benötigen, sind die internen Macher, die Innovatoren. Und davon konnten wir auf dieser Veranstaltung einige kennenlernen!
Eine Linksammlung zu weiteren Beiträgen im Kontext der SMPC haben wir hier für Sie zusammengestellt:
http://www.reif.org/blog/ausgezeichnet-als-smp-best-innovator-des-jahres/
http://www.wuv.de/blogs/hrmarketingblog/social_media/reif_ullah_und_schrodt_waren_innovativ
http://www.flickr.com/photos/westpress/sets/72157633985441165/
Ergänzung des Personalmarketing Blogs: Impressionen zur SMPC 2013 können hier http://shortpress.de/smpc13galerie angeschaut werden.
Das ist ein gemeinsamer Beitrag von:
Personal Arbeitgebermarke / Personalmarketing
DATEV eG
Weblog: persoblogger.wordpress.com
xing.com-Profil von Stefan
Social Media Recruiting und Personalmarketing
Techniker Krankenkasse
Weblog: www.juergen-s.org
xing.com-Profil von Jürgen
Leiter Recruiting und Employer Branding für Deutschland,Österreich und Schweiz
Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Weblog: www.reif.org
mein xing.com-Profil von Marcus
Danke, für den Blick einmal von “Außen” auf unsere diesjährige SMPC.
Da dieser Konferenz bereits zum vierten Mal gemacht wurde, kann man sehen, wie wichtig in der heutigen Zeit das Recruiting über Social Media geworden ist. Abgesehen von der Personalbeschaffung lassen sich solche Kanäle auch für die Fachkräftebindung benutzen.